Österreichs Fußball-Bundesliga plant eine Medienrevolution: Ab 2026 sollen Fans die Spiele direkt über eine eigene Streaming-Plattform verfolgen können – ohne Umweg über klassische TV-Partner.
Die österreichische Bundesliga wagt einen revolutionären Schritt in ihrer Medienvermarktung. Nach Ablauf des bestehenden TV-Vertrags mit Sky im Sommer 2026 plant die Liga, ihre Übertragungsrechte in die eigenen Hände zu nehmen. Statt eines traditionellen Lizenzmodells mit einem Medienpartner soll eine eigenständige Streaming-Plattform entstehen, die Fußballfans direkten Zugriff auf die Partien ermöglicht. Diese wegweisende Entscheidung fiel am Dienstag bei einer Clubkonferenz, an der alle zwölf Bundesligisten teilnahmen.
Die Vorbereitungen für diesen strategischen Wandel laufen bereits seit etwa 18 Monaten. Eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsanalyse kam zum Schluss, dass die Selbstvermarktung langfristig die lukrativste Option darstellt. Die Bundesliga strebt dabei eine Transformation zum vollwertigen Medienunternehmen an – vermutlich durch Gründung einer neuen Gesellschaft und möglicherweise mit strategischen Partnern an der Seite.
„Die aktuellen Angebote spiegeln aus unserer Sicht leider nicht die positive Entwicklung der Liga wider“, erläuterte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer. Daher setze man künftig auf ein sogenanntes „Direct to Consumer“-Modell – also die unmittelbare Übertragung der Spiele an die Zuschauer, ohne den Umweg über einen externen Rechteinhaber.
Niederländisches Erfolgsmodell
Als Erfolgsmodell dient die niederländische Eredivisie, die bereits 2008 ein eigenes Medienunternehmen ins Leben rief. Diese Strategie hat sich offenbar bewährt – die niederländische Liga gehört zu den wenigen in Europa, die in den vergangenen Jahren steigende Medienerlöse verzeichnen konnte. Für den Start werden erhebliche Investitionen vor allem in technische Infrastruktur und Personalressourcen erwartet.
Eine direkte finanzielle Beteiligung der Vereine sei jedoch nicht vorgesehen. Mit potenziellen Investoren laufen bereits Gespräche. Im Juni soll gemeinsam mit den Clubs an einem detaillierten Geschäftsplan gefeilt werden.
Umsetzungsplanung
Zahlreiche Aspekte bedürfen noch der Klärung, von juristischen Rahmenbedingungen bis hin zu Finanzierungsfragen. Dennoch zeigt sich Ebenbauer zuversichtlich: „Das, was wir am Papier alles fertig haben, muss jetzt zum Leben gebracht werden.“ Bis zum Jahresende wolle man den Anhängern konkrete Informationen liefern, wie und wo sie ab Sommer 2026 ihre Lieblingsmannschaften verfolgen können.
Trotz der ambitionierten Eigenvermarktungspläne bleibt die herkömmliche Rechtevergabe weiterhin eine Option. Die laufende Ausschreibung werde fortgeführt, betonte Ebenbauer. Auch mit Sky und weiteren Anbietern stehe man nach wie vor im Dialog.
Bedenken hinsichtlich einer möglicherweise einseitigen Berichterstattung wies Ebenbauer entschieden zurück. Man orientiere sich an bewährten Modellen wie in Deutschland, wo die DFL selbst für die Produktion des TV-Signals verantwortlich zeichnet. Auch dort bleibe die Berichterstattung objektiv und kritisch.
Das Ziel sei eine attraktive Präsentation des eigenen Produkts – ohne Einschränkung der journalistischen Unabhängigkeit.
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