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BAULÖWE

So wurde Richard Lugner zum „Mörtel“

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(FOTO: EPA/Daniel Novotny)

Richard „Mörtel“ Lugner war mehr als nur ein schillernder Entertainer, der über Jahrzehnte die Medien auf Trab hielt. Auch kurz vor seinem Tod war er allgegenwärtig, als er im Alter von 91 Jahren eine deutlich jüngere Frau heiratete. Der „Standard“ bemerkte treffend: Wer in diesem Alter zum sechsten Mal heiratet, tut dies entweder aus radikaler Romantik oder aus pragmatischen Gründen.

Bekannt wurde Lugner vor allem durch seine Auftritte beim Wiener Opernball. Er brachte regelmäßig Hollywood-Stars mit, die für ihre Anwesenheit eine hohe Gage erhielten. Auch seine Ehen mit jüngeren Frauen, die er liebevoll mit Tiernamen wie „Mausi“ oder „Hasi“ betitelte, sorgten stets für Schlagzeilen.

Geboren 1932 in Wien, hinterließ Lugner nicht nur als extravagante Medienfigur, sondern auch als erfolgreicher Bauunternehmer seine Spuren. Sein wichtigstes berufliches Erbe ist das Einkaufszentrum „Lugner City“ in Wien, das mit 110 Geschäften und 56.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche ein zentraler Anlaufpunkt der Stadt ist. Bis ins hohe Alter behielt er sein Büro im dritten Stock und arbeitete dort weiterhin fleißig.

Frühe Karriere im Baugewerbe

Lugner begann seine Karriere im Baugewerbe in den 1950er Jahren und arbeitete für die Bauabteilung von Mobil Oil Austria. 1962 machte er sich selbstständig und gründete die Baumeister Ing. Richard Lugner GmbH. Sein erster Auftrag war die Renovierung eines Stundenhotels in Wien, und sein Unternehmen wuchs schnell, besonders in den Bereichen Altbaurenovierung und Tankstellenbau.

Internationale Aufmerksamkeit

Ein Großprojekt verhalf ihm 1975 zum internationalen Durchbruch: der Bau einer Moschee in Wien im Auftrag Saudi-Arabiens. Weitere bedeutende Projekte in Wien folgten, darunter der Umbau eines erzherzoglichen Palais für den OPEC-Fonds sowie die Renovierung der Griechisch-Orientalischen Kirche und einer Synagoge.

In den 1980er Jahren begann Lugner mit dem Bau seines größten Projekts – der „Lugner City“. 1990 wurde das Einkaufszentrum eröffnet und in den folgenden Jahren stetig erweitert. Seine Baufirma beschäftigte zeitweise über 600 Mitarbeiter.

Familiäre Konflikte

Ende der 1990er Jahre übergab Lugner die Leitung seiner Baufirma an einen seiner Söhne. Dies führte zu erheblichen finanziellen Problemen und beinahe zur Insolvenz. Lugner verkaufte das Einkaufszentrum an eine Tochtergesellschaft der Volksbank und leaste es zurück. Das Bauunternehmen erholte sich schließlich, und Lugner konnte das Einkaufszentrum zurückkaufen, wodurch er erhebliche Steuerersparnisse erzielte.

Allerdings belastete die misslungene Übergabe das Verhältnis zwischen Vater und Sohn nachhaltig. Auch das Verhältnis zu seiner Tochter Jacqueline, die das Kino im Einkaufszentrum betreibt, war angespannt.

Lugner verdankte einen Großteil seiner Popularität seiner geschickten Selbstdarstellung. Die für den Opernball eingeladenen Stars mussten Interviews geben und Autogrammstunden in der „Lugner City“ abhalten. Noch eine Woche vor seinem Tod warb er auf Facebook für ein Piercing-Studio in seinem Einkaufszentrum.

Seine medialen Auftritte erstreckten sich auch auf politische Ambitionen: 1998 und 2016 kandidierte Lugner für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten, wobei er 1998 fast zehn Prozent der Stimmen erhielt.

Lugners Erbe

Zum Zeitpunkt seines Todes hinterließ Lugner ein komplexes Firmennetzwerk. Sein Unternehmen umfasst mehrere GmbHs, die teilweise ihm, teilweise seinen Stiftungen gehören.