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VIELE HÜRDEN

Studie belegt: Migranten gehen viel seltener zum Arzt

(FOTO: iStockphoto)

Wie eine Studie der Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher zeigt, gehen Migranten in Österreich im Vergleich zur restlichen Bevölkerung seltener zum Arzt. Das hat viele Gründe.

In Österreich leben rund zwei Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Das sind etwa 24 Prozent der Gesamtbevölkerung. Allerdings machen Migranten nur 19 Prozent der Gesundheitsausgaben im Land aus, wie das Ö1-„Morgenjournal“ am Dienstag berichtete. Doch wie kann das sein? Migranten werden ja wohl kaum seltener krank oder? Nein. Aber wie eine Studie der Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher zeigt, gehen nach Österreich zugewanderte Menschen im Vergleich zum Rest der Bevölkerung wesentlich weniger zu Ärzten. Dies hat mehrere Gründe.

Jünger, aber oft Fehl- oder Unterversorgung
Eine mögliche Begründung, weshalb Migranten weniger häufig zum Arzt gehen, ist die deutlich jüngeren Altersstruktur von Zugewanderten. „Wir sehen aber gleichzeitig, dass sich die Versorgung verbessern muss, weil es entweder Fehlversorgung oder Unterversorgung gibt“, warnt Studienautorin Hofmarcher. Den Grund dafür sieht Hofmacher sowohl in jahrzehntelangen Versäumnissen bei der Integration von Migranten, aber auch beim Gesundheitssystems an sich. Zwar würden Menschen, die Hilfe bei der Kassenmedizin suchen, diese auch recht niederschwellig bekommen, jedoch auch „rasch, rasch abgehandelt“ werden, so Hofmarcher.

Die Auswirkungen dieser Fehl- oder Unterversorgung würden sich insbesondere bei türkischstämmigen Einwohnern Österreichs zeigen: Diese Bevölkerungsgruppe ist die einzige, die vergleichsweise mehr medizinische Hilfe in Anspruch nimmt und auch mehr Medikamente einnimmt. Gleichzeitig würde sich jedoch fast die Hälfte dieser laut der Studie psychisch oder körperlich belastet fühlen.

Sprachliche Hürden und fehlender Informationsfluss
Neben der Altersstruktur wären jedoch auch sprachliche Hürden für die geringeren Arztbesucher verantwortlich. Hinzu kommt, dass laut der Studie vor allem der Gesundheitszustand weiblicher Migrantinnen schlechter eingeschätzt wird, als der von Männern. Der Grund: Viele von ihnen wüssten etwa gar nicht, dass es Vorsorgeuntersuchungen gibt, da oft ihre Männer entsprechende Arzttermine ausmachen. So würden wichtige Informationen oft gar nicht weitergeleitet werden.

Daher müsse man bei den Frauen anknüpfen, so Hofmarcher. Der Integrationsfonds schlägt etwa vor, Frauen künftig auch in ihren Erstsprachen anzusprechen und zu informieren. Man wolle jedenfalls die Fehler, die bisher bei den sogenannten „Gastarbeiterfamilien“ gemacht wurden, künftig nicht wiederholen.

Quellen und Links: