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Prozess

Teenager-Pärchen betrieb Terror-Propaganda

(FOTO: killerbayer/Adrian Wojcik)
(FOTO: killerbayer/Adrian Wojcik)

Ein junges Paar aus Wien steht im Verdacht, für den Islamischen Staat (IS) Propaganda betrieben zu haben. Am heutigen Dienstag fanden separate Gerichtsverhandlungen statt. Zuerst betrat eine vollverschleierte 16-jährige Angeklagte den Gerichtssaal, um sich den Vorwürfen zu stellen.

Mit IS-Tasche am Praterstern

Laut Staatsanwaltschaft soll die Jugendliche, die als IS-Mitglied gilt, aktiv in Wien für die Terrorvereinigung geworben haben. Ihre Haupttätigkeit sei die Verbreitung von Propaganda gewesen, nicht nur online, sondern auch im öffentlichen Raum. Am 11. Juli 2023 wurde sie am Wiener Praterstern von der Polizei festgenommen, als sie eine Tasche mit dem IS-Symbol trug.

Deradikalisierungsprogramm ohne Erfolg

Trotz der Aufnahme in ein Deradikalisierungsprogramm setzte die 16-Jährige ihre Propaganda-Aktivitäten fort. Bis August 2024 soll sie über Telegram Werbung für die Terroristen gemacht haben. Eine Auswertung ihres Handys brachte Predigten von bekannten Salafisten, ein Hinrichtungsvideo, Dschihad-Clips und Videos des Wiener Attentäters ans Licht.

Zum Islam konvertiert

Die Verteidigerin der Jugendlichen führte an, dass ihre Mandantin einen IQ von lediglich 65 habe und „sehr leicht zu beeinflussen“ sei. Die Jugendliche stammt aus einer alteingesessenen österreichischen Familie, die zuvor keinen Bezug zum Islam gehabt hatte. Mit 12 Jahren wurde die Angeklagte angeblich Opfer eines Missbrauchs, was ihr Leben nachhaltig veränderte. Daraufhin entschied sie sich, sich zu verhüllen, und konvertierte zum Islam. In einer Wiener Moschee traf sie radikale Islamisten und lernte auch ihren 19-jährigen Freund kennen.

Verfahren gegen den Freund

Der 19-jährige Freund der Angeklagten wollte sich angeblich dem IS in Syrien anschließen und befindet sich derzeit in Untersuchungshaft. Im Rahmen eines separaten Verfahrens wurde er befragt. Vor Gericht erklärte er, dass er sich in der Materie nicht auskenne und die IS-Flaggen für seine Freundin bestellt habe. Mehrfach brach er in Tränen aus und behauptete, dass das Mädchen ihn radikalisiert habe.

Das Gericht verhängte eine 15-monatige bedingte Haftstrafe für die 16-Jährige. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Ihr 19-jähriger Freund wurde aus der Untersuchungshaft entlassen, und der Prozess gegen ihn wurde vertagt, da weitere Zeugen gehört werden sollen.