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Tendenz

Teilzeitboom in Österreich: Handlungsbedarf für Vollzeitstellen

(FOTO: iStock/ Fokusiert)

Die österreichische Wirtschaft scheint auf den ersten Blick gut dazustehen, wächst doch die Beschäftigung Jahr für Jahr und die Arbeitslosenquote verharrt auf einem stabilen Niveau. Doch ein genauerer Blick offenbart eine Entwicklung, die für den heimischen Arbeitsmarkt weniger erfreulich ist, wie Gerhard Fenz, Leiter der Wirtschaftsabteilung der Österreichischen Nationalbank (OeNB), betont.

Seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 bis heute verzeichnet Österreich eine Zunahme von Teilzeitarbeitsplätzen für beide Geschlechter, während die Anzahl der Vollzeitstellen rückläufig ist. Dies steht im Gegensatz zur Entwicklung in der Eurozone, wo sich das Verhältnis umgekehrt darstellt. Infolgedessen liegt die Teilzeitbeschäftigungsquote in Österreich aktuell auf einem historischen Höchststand von etwas über 30 Prozent, während sie in der Eurozone lediglich etwas mehr als 20 Prozent beträgt. „Das bedeutet, dass in Österreich definitiv Handlungsbedarf besteht“, mahnt Fenz. Es gilt, Vollzeitarbeitsplätze attraktiver zu gestalten.

Die Tendenz zur Verkürzung der durchschnittlichen Arbeitszeit ist in der Alpenrepublik keineswegs neu. Zwischen 1999 und 2019 stieg die Zahl der Beschäftigten um ein Prozent jährlich, doch die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden erhöhten sich lediglich um 0,5 Prozent. Bemerkenswert ist allerdings die Entwicklung der letzten drei Jahre: Die durchschnittliche Anzahl der Arbeitsstunden sank um 1,5 Prozent pro Jahr, während die Zahl der Beschäftigten um ein Prozent zunahm.

Insgesamt ist trotz des Anstiegs der Beschäftigung die Gesamtzahl der Arbeitsstunden pro Jahr in Österreich um 0,5 Prozent gesunken, während sie in der Eurozone um 0,1 Prozent gestiegen ist. Dies zeigt, dass es hierzulande dringenden Handlungsbedarf gibt, um Vollzeitarbeitsplätze attraktiver zu gestalten und somit eine bessere Balance zwischen Teilzeit- und Vollzeitstellen herzustellen. Nur so lässt sich die österreichische Wirtschaft nachhaltig stärken und die Lebensqualität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer langfristig sichern.