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Wiener Immobilienmarkt

Wien: Immobilienpreise um 12,2 Prozent gesunken

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(FOTO: iStock)

Ein drastischer Wertverlust zeichnet sich auf dem Wiener Immobilienmarkt ab. Im Vergleich zum Mai des vergangenen Jahres sind die Preise für Wohnungen und Häuser in der österreichischen Hauptstadt um beachtliche 12,2 Prozent gesunken. Damit übertrifft Wien sogar Stockholm, die schwedische Metropole, die mit einem Preisrückgang von 6,4 Prozent den zweitschlechtesten Platz im EU-Vergleich einnimmt. Währenddessen vermelden Städte wie Madrid, Mailand und Zürich steigende Wohnungspreise.

Der Wiener Immobilienmarkt, auf dem Miet- und Kaufobjekte gleichermaßen eine Rolle spielen, wird von zwei Faktoren beeinflusst: steigenden Zinssätzen für Wohnungsbaukredite und einer Verlangsamung neuer Investitionen in den Bausektor. Obgleich die durchschnittlichen Mietpreise auf sieben Euro pro Quadratmeter gefallen sind, bleiben sie laut tportal.hr infolge des andauernden Wachstums der letzten Jahre weiterhin relativ hoch.

Experten erwarten jedoch, dass Mietpreise und Immobilienwerte weiter sinken werden, da der gesamte europäische Markt unter dem Ende der Ära des billigen Geldes und der historisch niedrigen Zinsen leidet. Die von den Zentralbanken vorgegebenen Zinserhöhungen verteuern Kredite auf dem gesamten Kontinent, dessen Bevölkerung schon jetzt mit einer Lebenshaltungskostenkrise zu kämpfen hat, wie sie seit mehr als vier Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen ist. Bloomberg prognostiziert, dass die Immobilienpreise in diesem Umfeld weiter fallen werden und Europa einer schnellen Ernüchterung entgegensieht, nach Jahren stabilen Wachstums im Wohn- und Geschäftsbereich.

Die Agentur Real Immobilienvermittlung berichtet, dass immer mehr Österreicher, die nach Wien oder in dessen Umgebung ziehen, am Mieten interessiert sind, während der Kauf bei den derzeitigen Zinssätzen für sie unattraktiv erscheint. Die österreichische Zentralbank konstatiert indes, dass Immobilien immer noch zu teuer sind und 40 Prozent über ihrem „realen“ Wert liegen.

Infolge der verschlechternden Marktbedingungen sinkt auch die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten. In ganz Österreich sind im März neu genehmigte Kredite im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent zurückgegangen. Auch auf dem einst aktiven irischen Immobilienmarkt in Dublin ist eine Abkühlung spürbar, hier sanken die Preise im März um 2,4 Prozent. Die irische Regierung erwägt bereits Hilfsmaßnahmen für Wohnungsbaukreditnehmer. Selbst in der deutschen Hauptstadt Berlin, in der Wohnraum knapp ist, sind die Preise im letzten Monat um ein Prozent gesunken.

Besonders betroffen von dieser Entwicklung könnten die Briten sein, da Wohnungsbaukredite in ihrem Land nur mit einem Festzins für zwei oder fünf Jahre abgeschlossen werden können. Schon dieses Jahr müssen 1,4 Millionen Briten ihre Kredite refinanzieren – allerdings zu ungünstigeren Bedingungen. Bloomberg zufolge wird dies das Wachstum der Immobilienpreise in London beenden.