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KOMMENTAR

Türkische Wahlen in Bosnien-Herzegowina?

Türken aus Österreich und Deutschland reisen nach Sarajevo

Die Zeitung „Yeni Safak“ berichtete kürzlich, dass eine Ansprache Erdogans für den 20. Mai in Sarajevo vorgesehen sei, als Teil einer Wahlkampfkampagne. Des Weiteren schreibt Yeni Safak, dass rund 10.000 türkische Staatsbürger aus europäischen Ländern nach Sarajevo für die Kundgebung pilgern werden. Nach Angaben des Außenministeriums leben mehr als sechs Millionen Türken im Ausland, von denen 5,5 Millionen in Westeuropa sesshaft sind. Diese große Diaspora, die fast acht Prozent der türkischen Bevölkerung von 79,5 Millionen ausmacht, ist zu einem wichtigen Faktor bei den Wahlen in der Türkei geworden. Diese Wähler spielten auch 2017 eine wichtige Rolle bei Erdogans knappem Sieg. Am 19. April beschlossen Erdogan und seine regierende AKP, am 24. Juni vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abzuhalten – eineinhalb Jahre früher als geplant.

Mehr Schaden als Nutzen

Kurzfristig gesehen könnten Erdogan und Izetbegović von ihrer gegenseitigen Freundschaft profitieren. Erdogan würde mit einem Auftritt in Europa seine Wählerschaft mobilisieren, Izetbegović könnte als starker Gastgeber auftreten. Längerfristig würde diese Liebschaft zwischen den beiden mehr Schaden als Nutzen bringen. Denn mit dem Einfluss, sowohl von der Türkei als auch von Russland am Balkan, signalisiert Bosnien-Herzegowina der Europäischen Union, das man auf die Rettung anderer zählt. Damit weht Bosnien nach türkischem oder russischem Wind und bleibt der EU weiter fern. Ob Erdogan tatsächlich in Sarajevo die Wahlkampfkeule schwingt, wird sich noch zeigen. Sollte Izetbegović tatsächlich eine europäische Zukunft für sein Land wollen, würde er seinen Freund diesmal ausladen.