„Politik(er) zum Mitlachen.“ Denis Šakić und Marcos Nader verbindet mehr als der Sport – sie teilen eine klare politische Vision.
Šakić gestaltet als SPÖ-Klubobmann und Bezirksgeschäftsführer die Innere Stadt aktiv mit und kandidiert für den Wiener Gemeinderat (Platz 33). Nader bringt als Ex-Boxer und Box-Manager seine Erfahrung in die Politik ein und tritt als Bezirksrat in Ottakring (Platz 17) an. Trotz ihrer Unterschiede eint sie ihr unermüdlicher Einsatz für Integration, Jugendförderung und Sport – sowie die Überzeugung, dass Fortschritt nur gemeinsam gelingt.
„Alles ist Politik, egal ob im Ring oder im Parlament.“ – Was meinst du damit, Marcos?
Marcos Nader: Man muss sich auf beides gut vorbereiten. Man muss fit in den Ring steigen – oder in die Politik –, um etwas bewirken zu können und leistungsfähig zu sein.
Denis Šakić: Das kann ich nur unterstreichen. Politik ist ein Wettbewerb der besten Ideen, bei dem man versucht, sich mit seinen Argumenten gegen andere durchzusetzen. Das lässt sich sowohl auf das Boxen als auch auf die Politik übertragen.
Zwei Bezirke – Zwei Welten?
Heute vertreten wir den 16. und den 1. Bezirk. Was könnten diese Bezirke voneinander lernen?
Marcos: Der größte Unterschied ist – wie man auf den Fotos sieht – unser Kleidungsstil. Man muss gar nicht dazusagen, wer den 1. und wer den 16. Bezirk repräsentiert. (Lacht) Aber am Ende zählt, dass wir beide das gleiche Ziel haben und uns für dieselben Werte einsetzen.
In Ottakring ist der Migrationsanteil hoch. Ich setze mich dafür ein, Kinder und Jugendliche – unabhängig von ihrer Herkunft – für den Sport zu begeistern. Ich bin fest davon überzeugt, dass Sport ein entscheidender Faktor für gelungene Integration ist.
Denis: Integration bezieht sich nicht nur auf Sprache, sondern auch auf gesellschaftliche Teilhabe. Deshalb bin ich überzeugt, dass Sport – und speziell Boxen – sowohl in Ottakring als auch in der Inneren Stadt eine Rolle spielen kann. Unser Ziel ist es, das Projekt auf ganz Wien auszuweiten. Gerade im Schulbetrieb wollen wir weg von der „Bewegungseinheit“ hin zu einer echten Sporteinheit.

Wenn eure Freundschaft eine TV-Show wäre – wie würde sie heißen?
Denis: Ich könnte jetzt spaßhalber sagen: „Schlag den Star“.
Wer ist der Star?
Beide: „Er!“
Marcos: „Politik(er) zum Mitlachen.“ Eine Show, die zeigt, dass Politik auch unterhaltsam sein kann. Eine, in der wir uns gegenseitig ernst nehmen, aber nicht zu ernst. Und eine, in der wir über Dinge lachen können, bei denen andere vielleicht den Kopf in den Sand stecken würden.
Denis: Genau! Politik lebt nicht nur von Sachlichkeit, sondern auch von Persönlichkeiten. Hinter jeder politischen Position stehen Menschen – und ohne Humor funktioniert das Miteinander nicht. Man sollte sich selbst nicht immer zu ernst nehmen.
Politik braucht Vertrauen
Ein weiterer gemeinsamer Punkt: Vertrauen. Es ist das A und O – in Beziehungen wie in der Politik. Ohne Vertrauen in handelnde Personen zweifelt man auch an ihren Inhalten, und echter Fortschritt bleibt aus.

Marcos: Ich bin ein Mann mit Handschlagqualität – ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Das habe ich gemeinsam mit meinem Bruder hier im „Bounce“ gelebt. Ich bin zwar „nur“ Bezirksrat, aber ich will Integration und Sport weiter voranbringen und etwas bewirken. Letzte Woche habe ich in einem Boxkurs mit 40 Teilnehmer:innen 34 verschiedene Nationen gezählt – wo gibt es so etwas sonst?
Denis: Migration sollte nicht negativ behaftet sein. Es ist keine Abwertung, sondern eine Aufwertung. Wer eine zweite Sprache spricht, bringt einen Mehrwert für die Gesellschaft. Natürlich ist Deutsch essenziell für das Miteinander, aber Integration bedeutet viel mehr als nur Sprache. Vielfalt macht unsere Stadt stark.
Warum ist euch das Miteinander so wichtig?
Denis: In öffentlichen Debatten kommt das oft zu kurz. Aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass im Hintergrund – in den jeweiligen Kommissionen und Ausschüssen – durchaus ein Miteinander gelebt wird. Ohne Kompromissbereitschaft und Zusammenarbeit kämen viele Beschlüsse gar nicht zustande.
Wenn ihr für einen Tag die politischen Regeln ändern könntet – was würdet ihr tun?
Denis: In Wien kennt man ja den klassischen „Suderer“. Vielleicht wäre ein Rollentausch interessant, bei dem Kritiker für einen Tag in die Politik eintauchen und sehen, wie schwierig es manchmal ist, Themen tatsächlich umzusetzen. So würden beide Seiten profitieren und ihre Perspektiven erweitern.
Euer Kleidungsstil ist euer Running Gag – warum?
Marcos: Das begann mit unserem Schulprojekt. Als wir Schulen besuchten, war ich – wie immer – sportlich gekleidet. Denis meinte: „Marcos, ehrlich – wir gehen zu einer Direktion und du kommst im Sportanzug?“ Ich sagte: „Ich will authentisch bleiben. Ich bin Sportler – wenn ich im Sakko komme, glaubt mir doch keiner, dass ich Boxer bin.“ So ist dieser Gag entstanden.

Denis: Das zeigt, wie schwer es manchmal ist, nur nach Bildern zu urteilen, ohne die Geschichte dahinter zu kennen. Genau deshalb wirkt unser Kontrast so plakativ. Aber in Wahrheit haben wir viele Gemeinsamkeiten – sie sind nur nicht auf den ersten Blick sichtbar. In der Politik ist es genauso: Es geht nicht nur um Bilder, sondern um die Werte dahinter. Oft gibt es mehr Gemeinsamkeiten, als man auf den ersten Blick erkennt.
Zwei Personen, zwei Bezirke, zwei Stile – ein Ziel
Marcos und Denis wollen Wien mitgestalten – und sie zeigen, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, sondern auf Inhalte.
Ihr Motto: NUR miteinander, statt gegeneinander!
Mal sehen, ob sie beim nächsten Interview beide im Anzug erscheinen – oder doch beide im Jogger. Wir dürfen gespannt sein.
Autorin: Marianne Pušić
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