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Schulsystem

Vorurteile an AHS: „Nehmen eigentlich niemanden aus Favoriten“

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FOTO: iStock/Valerii Apetroaiei

Eine Mutter berichtet von den Schwierigkeiten, die ihr elfjähriges Kind nach dem Wechsel von einer Favoritner Volksschule in ein renommiertes Gymnasium erleben musste.

Von Favoriten ins Elite-Gymnasium

Eine besorgte Mutter wandte sich an „Heute“-Kolumnist Niki Glattauer, nachdem ihr Kind von einer Volksschule im 10. Bezirk in eine bekannte AHS gewechselt war. Bereits der Wechsel an sich war nicht einfach, doch was folgte, empörte sie besonders: Ihr Kind wurde trotz Nachmittagsunterrichts aus der Schule verwiesen, weil keine zusätzliche Nachmittagsbetreuung gebucht worden war.

Die Mutter formuliert ihre Enttäuschung: „Wenn es um Flexibilität, Zusammenhalt, soziales Lernen und ein gutes Miteinander geht, würde ich die Brennpunktschule jederzeit der Eliteschule vorziehen.“

Vorurteile bei Anmeldung

In ihrer E-Mail an Glattauer beschreibt die Mutter ihre Enttäuschung über das Management und Menschenbild in sogenannten Eliteschulen. Der Empfang im neuen Gymnasium alles andere als herzlich: „Wir nehmen eigentlich niemanden aus dem 10. Bezirk“, so die Erfahrung bei der Anmeldung. Das Kind wurde trotzdem genommen, da die engagierten Volksschullehrerinnen es über AHS-Niveau gebracht hatten.

Benachteiligung finanziell schwacher Familien?

Zwischen Geschichts- und Biologiestunde müssen die Kinder für eine Stunde die Schule verlassen, wenn die keine Nachmittagsbetreuung gebucht haben. Besonders problematisch: Dies geschah auch bei strömendem Regen. Eltern, die eine Änderung verlangten, bekamen die Antwort, dass dies eben nur mit gebuchter Nachmittagsbetreuung möglich sei.

„Auf das dringende Bitten betroffener Eltern, das zu ändern, hieß es, leider nein, das gehe nur mit NBT. Das ist doch ein Hohn! Wir brauchen keine Nachmittagsbetreuung, denn die 50 Minuten reichen gerade zum Anstehen beim Buffet. Der Direktion ist das alles offenbar egal. Vermutlich, weil man die Familien, die sich die Nachmittagsbetreuung nicht leisten können oder wollen, von Anfang an nicht in der Schule haben wollte …“

Diese Geschichte wirft erneut die Frage auf, wie gut unser Schulsystem auf die vielfältigen und komplexen Anforderungen der Zukunft vorbereitet ist und ob unsere Kinder in einer von Leistungsdruck und Egoismus geprägten Umgebung optimal für ihr späteres Leben vorbereitet werden.