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KOMMENTAR

Warum der Selbstmord von Transfrau Jelena kein Einzelfall ist!

Jelena Pavlova - Nikola Peric Kommentar
(FOTO: zVg.)

Der tragische Selbstmordfall der Transfrau Jelena (KOSMO berichtete) ist nur eines von vielen Schicksalen. Transgender sind oftmals Opfer von Despressionen, nicht erfolgreicher Inklusion und Integration der LGBTIQ-Community in die Mehrheitsgesellschaft.

Vielen wissen nur wenig über diese Community, wie viele Mitglieder sie zählt und mit welchen gesellschaftlichen Problemen sie konfrontiert sind. Aufgrund der „Unsichtbarkeit“ dieser marginalisierten Gruppe ist es schwierig, einen aussagekräftigen statistischen Überblick zu geben.

Die ehemalige „Miss BallCanCan“, Jelena nahm sich vor einigen Tagen das Leben. Die Hintergründe für die Tat sind Probleme, gegen welche die LSBTIQ-Community bereits seit Jahren ankämpft.

Anhand globaler Untersuchungen wird davon ausgegangen, dass einer bis drei Prozent der Weltbevölkerung zur Gruppe der Transgender gehört. Außerdem wird angegeben, dass diese Gruppe am anfälligsten für Depressionen und Selbstmorde, sowie gewalttätige Übergriffe ist. Oftmals nicht akzeptiert und versteckt vor der Gesellschaft suchen sie die Unterstützung innerhalb der eigenen Community bzw. Selbsthilfe-Gruppen.

Innerliche Zwiegespaltenheit
Eine Transgender-Person verspürt eine Diskrepanz zwischen dem biologischen Geschlecht, welches ihr mit der Geburt gegeben wurde und der Geschlechtsidentität, die sie während des Heranwachsens entwickelt. Dies bedeutet, dass jede Person von klein an ihre eigene Geschlechtsidentität schafft. In den meisten Fällen, der sogenannten Cisgender-Mehrheit, formieren Menschen ihre Geschlechtsidentität übereinstimmend mit dem Geschlecht bei der Geburt.

Ich bin als Mädchen zur Welt gekommen und habe mein ganzes Leben damit verbracht, meine Identität anhand eines weiblichen Geburtsgeschlechts zu entwickeln. Mein Verhalten, mein Körperverständnis und meine Geschlechterrolle in der Gesellschaft spiegeln mein weibliches Geschlecht wieder. Das Schicksal von Transgender-Personen sieht im Vergleich ganz anders aus…

Eine Transfrau, zum Beispiel, die als Junge geboren wurde, verspürte schon in der frühen Kindheit dies Diskrepanz zwischen ihrer männlichen Genetik und des inneren Zugehörigkeitsgefühls zum anderen Geschlecht. Während sie heranwächst wird sie oftmals daran „erinnert“, dass sie ein Junge ist, sodass sie viel Zeit damit verbringt, sich auch entsprechend zu benehmen. Solche Personen fühlen sich oftmals verunsichert und mit ihrer Situation alleine gelassen. In vielen Kulturen finden sie keine Akzeptanz innerhalb der Familie bzw. der Gesellschaft.

Dann, wenn sie sich dazu entscheiden, sich zu „outen“ und ihre eigene Transgender-Identität zu akzeptieren, erwartet sie ein langer und schwerer Weg. Dieser beinhaltet Psycho- und Hormontherapien und in einigen Fällen auch chirurgische Eingriffe, mit dem Ziel teilweise oder komplett das Geschlecht zu wechseln. Das ist, wie man sich vorstellen kann, ein schwerer Schritt und eine komplizierte Entscheidung, die oftmals in die Depression oder zu Angstzuständen führt.

Der Unterschied zwischen den LGBTIQ-Communtys
Es wird oft übersehen, dass Transgender und die sexuelle Identität in keiner direkten Verbindung stehen, sondern nur die Geschlechtsidentität betrifft, welche sowohl Trans als auch Cis umfasst. Die sexuelle Identität entwickelt eine Person anhand der eigenen Sexualität, welche homo- oder heterosexuell sein kann. Daher können sowohl Transgender- als Cis-Person hetero oder homosexuell sein. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Geschlechtsidentität keine sexuelle Identität vorschreibt.

Des Weiteren müssen wir uns darüber bewusst werden, was der Begriff Transgender bedeutet und die Probleme dieser Gruppe (Depression, Alkoholismus und andere Suchtverhalten, sowie Selbstmord) in Betracht ziehen. Man muss an der Öffnung der Gesellschaft für die Transgender-Community arbeiten, um sowohl sie als Personen als auch ihre Wünsche, Probleme und Anliegen in den öffentlichen Diskurs miteinzubeziehen.

Nada Pajkanović, MA studierte Politikwissenschaften in Wien. Im Rahmen ihrer Forschungen für ihre Masterarbeit „Status der Transgender in Österreich“ führte sie unter anderem zahlreiche Feldforschungen und Interviews durch.