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Weinvernichtung: Frankreichs radikaler Plan

(FOTO: iStock/ Giovanni Magdalinos)

In einem unerwarteten Unterfangen hat Frankreich die Vernichtung von überschüssigem Wein im Wert von 200 Millionen Euro angekündigt. Unterstützt wird dieses Vorhaben durch einen EU-Fonds von 160 Millionen Euro, welcher durch die französische Regierung um weitere 40 Millionen Euro aufgestockt wird.

Die Sorgenfalten der französischen Winzer sind tief. „Wir produzieren zu viel, und der Verkaufspreis liegt unter dem Produktionspreis, so dass wir Geld verlieren“, klagt Jean-Philippe Granier vom Verband der Weinerzeuger der Region Languedoc. Auch im berühmten Bordeaux kämpft jeder dritte Weinbetrieb mit finanziellen Problemen.

Verschiebung hin zu Bier

Die Gründe für die Misere sind vielfältig. Einerseits zeigt sich schon seit längerem ein Trend zu geringerem Alkoholkonsum und einer Verschiebung hin zu Bier. Andererseits hat die Weinindustrie unter den Folgen der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Gastronomie-Schließungen stark gelitten. Aktuell kommen die Energiekrise und die hohe Inflation hinzu, die die Kaufkraft der Haushalte schmälern und zu einem Verzicht auf nicht essenzielle Produkte wie Wein führen.

Gestiegene Produktion

Laut EU-Kommission ist der Weinkonsum in diesem Jahr in Italien um sieben Prozent, in Spanien um zehn Prozent, in Frankreich um 15 Prozent, in Deutschland um 22 Prozent und in Portugal gar um 34 Prozent zurückgegangen. Dem gegenüber steht eine gestiegene Produktion um vier Prozent. Einzig in Österreich zeigt sich ein anderes Bild: Hier ist der Weinkonsum mit rund 2,37 Millionen Hektoliter pro Jahr (2022) gegenüber dem Vorjahr erstmals wieder leicht gestiegen.

Vernichtung von Überproduktionen

Als Reaktion auf die Krise hat die Brüsseler Behörde Soforthilfen für den Sektor angekündigt, darunter auch Geld für die Vernichtung von Überproduktionen. Eine interessante Wendung: Der Alkohol aus vernichtetem Wein kann an Unternehmen verkauft werden, die ihn in Produkten wie Handdesinfektionsmitteln, Reinigungsmitteln oder Parfüm weiterverarbeiten.

Damit könnte die Vernichtung von überschüssigem Wein nicht nur zur Rettung der französischen Weinbauern beitragen, sondern auch neue Geschäftsfelder eröffnen.