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KOMMENTAR

„Willkommen im Stephansdom! Wollen Sie Ihre Sünde in bar oder per Karte begleichen?“

Der neue Spendenautomat im Wiener Stephansdom!
(FOTO: Facebook/ Verein "Unser Stephansdom")

Seit Montag ziert die Halle des Wiener Stephansdomes ein bargeldloser Spendenautomat. Es ist der erste in ganz Österreich und soll dem braven Christen helfen, seine Schulden noch schneller und unkomplizierter zu begleichen.

Besonders jetzt, da der Ramadan-Monat angefangen hat, Muslime tagelang fasten und Gott dienen, kommt die unkomplizierte Spendenlösung wie gerufen. Der wesentlich fortschrittlichere Christ setzt heutzutage auf High-Tech und lässt sich von McDonald’s digitalem Bestelltresen inspirieren.

Der Kapitalismus übernimmt das Gotteshaus und degradiert es endgültig zu einer Touristenattraktion. Immerhin hat das IT-Unternehmen, das den Automaten installierte darauf geachtet, dass das Gerät auch gut in die Optik des Domes integriert wird. Passend zu dem dunklen Holz, den schwarzen Kreuzen und vergoldeten Bildern erstrahlt der „ikeaeske“, weiße Spenden-Klotz mit grellem Bildschirm.

Das gesammelte Geld wird für die Restaurierung der Riesenorgel, die am Ostersonntag 2020 präsentiert werden soll, gebraucht. Diese Reparatur kostet zwar rund drei Millionen Euro, aber das Geld wird sicherlich sehr bald zusammenkommen. Der neue Automat akzeptiert nämlich Spenden erst ab fünf Euro. Nachdem das Musikinstrument in vollem Glanz erstrahlt, werden die Gehälter der Priester erhöht und eventuell fließt hier und da mal etwas in einen Porsche. Mit der Bankomatkarte ist man eh relativ schleißig und tendiert dazu mehr auszugeben.

Als Wahl-Wienerin und Christin liegt mir das Wohl unserer Gesellschaft und besonders die Gnade meines Schöpfers sehr am Herzen. Ich glaube daher, dass der Automat eine gute Investition ist und der Kirche viel Geld einbringen wird. Besonders da die Kirchensteuer so niedrig ist, braucht unser „Steffl“ jeden Fünf-Euroschein, den er bekommen kann, um seine Orgel zu finanzieren. Gott ist sicherlich stolz auf den neuen Moneymaker und unsere fortschrittliche Idee, ihm mehr Gold und Glitzer zu verschaffen.

Diese Meldung hat satirischen Charakter.