Start Aktuelle Ausgabe
INTERVIEW

„Wir haben keine Angst vor Herausforderungen, wir sind bereit zu siegen!“

Roko-Blazevic-ESC-2019
(FOTO: Damjan Fiket)

Der Vertreter Kroatiens beim Eurovision Song Contest 2019 erzielte dank seines vielseitigen Talents schon mit 18 Jahren außerordentliche Erfolge.

Du bist in einer Familie mit musikalischem Talent geboren. War es selbstverständlich, dass auch du diesen Weg einschlagen würdest?
Roko Blažević: Ich mache Musik so lange ich denken kann. Ich war immer von Musik umgeben und sie ist der Rhythmus meines Lebens. Seit meiner Kindheit habe ich an vielen Gesangswettbewerben und Fernsehshows teilgenommen. Daher war diese Entwicklung mein Traum und ich bin glücklich, dass ich ihn mir schon mit 18 Jahren erfüllen konnte. Ich kann mir keinen anderen Beruf für mich vorstellen, die Musik ist meine größte Liebe, und wenn ich den Durchbruch in der Musik nicht geschafft hätte, würde ich wahrscheinlich Mathematikprofessor werden.

Du singst, spielst Orgel und Klavier. Was davon magst du am liebsten?
Das ist so, als wenn man Eltern fragt, welches Kind sie am meisten lieben, das ist sehr schwer zu beantworten. Seit meinem siebten Lebensjahr spiele ich Klavier, und ich singe, seitdem ich denken kann. Diese Musikausbildung hilft mir bei den Auftritten sehr, und es ist toll, dass ich mich immer selber am Klavier begleiten kann. Manchmal mag ich gerne nur spielen und genieße das, aber meistens ist es eine Verbindung von Singen und Spielen, und so etwa sehe ich mich auch in der Zukunft auf der Bühne.

THE DREAM: hat ein klares Konzept, ein hervorragendes Team hinter sich und eine große Chance auf den Sieg.

Im Jahr 2017 hast du den Wettbewerb „Pinkove zvezdice“ gewonnen. Was für eine Erfahrung war das für dich und was hast du daraus gelernt?
Neben dem Sieg bei der Dora war der Sieg bei den „Pinkove zvezdice“ für mich der bisher größte Erfolg und die schönste Erinnerung. Ich habe wichtige Bekanntschaften gemacht, mich mit sehr vielen jungen Kollegen angefreundet und bin in all diesen Wettbewerbsmonaten als Interpret gereift. Ich habe sehr viele Erfahrungen gesammelt und das Publikum hat mich als mich selbst angenommen und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Tatsächlich eine unschätzbare Erfahrung!

Dein engster Kollege ist Jacques Houdek, einer der bekanntesten und geschätztesten kroatischen Musiker. Wie hat eure Zusammenarbeit begonnen?
Jacques war schon immer mein Vorbild, ich halte ihn für den besten Sänger in Kroatien und darüber hinaus. Wir haben uns bei der RTL-Show „Zvijezde“ kennengelernt, in der er mein Mentor war und mich ins Superfinale und auf den zweiten Platz gebracht hat. Damals hat eine andere seiner Kandidaten gewonnen, Ilma Karahmet, eine außerordentliche Sängerin. Das beweist, was für ein guter Mentor Jacques ist und wie viel Liebe er in die Arbeit mit jungen Talenten hineinsteckt. Während der Show hat er meine Entwicklung verfolgt und mir mit seinen unschätzbaren Ratschlägen und seiner reichen Erfahrung sehr geholfen. Nach Abschluss der Show rief er mich an und fragte, ob ich zur Dora gehen würde, und so hat alles angefangen. Ich bin Jacques, aber auch seinem und meinem Manager Mihovil Bek, der der Kopf hinter dieser Operation „THE DREAM“ ist, wahnsinnig dankbar!

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Hvala @optikaformularr !? ?: @skejiclucija @hanaduissa

Ein Beitrag geteilt von Roko? (@rokoblazevic_official) am

Haben deine Schule und die Familie Verständnis für deine musikalische Karriere und die Fehlzeiten im Unterricht?
Ich bin Maturant am Spliter IV. Gymnasium Marko Marulić. Ich werde die vierte Klasse mit ausgezeichnetem Erfolg abschließen und nach dem Song Contest erwartet mich noch die staatliche Matura. Diese Zeit war sehr anspruchsvoll und anstrengend und sicher hätte ich es ohne das große Verständnis und die Unterstützung meiner Lehrer, des Klassenvorstands und der Direktorin sowie auch der Familie nicht geschafft. Ich danke ihnen allen dafür und glaube, dass ich das große Vertrauen, das sie mir erwiesen haben, gerechtfertigt habe und dass ich die Chance genutzt habe, meine musikalischen Träume zu erfüllen. Aber dabei habe ich meine Ausbildung und meine schulischen Pflichten nicht vernachlässigt.

Ist es schwer, in so jungem Alter mit einem so großen Erfolg umzugehen?
Es stimmt, dass ich diesen großen Erfolg in sehr jungen Jahren habe, aber er ist nicht über Nacht gekommen. Ich habe jahrelang daran gearbeitet, mich weitergebildet, an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen und meine Träume nie aufgebeben. Jetzt ist mein Leben insofern anders, als mich alle kennen und ich sehr viele berufliche Verpflichtungen habe, an die ich mich erst gewöhnen muss, aber ich glaube, das wird mir alles gelingen! Meine Familie hat mir da mit ihrer Unterstützung, mit der Erziehung und damit, dass sie mich in meinem Wunsch, Musik zu machen, nie gebremst hat, sehr geholfen. Auch meine Freunde haben mich sehr unterstützt und helfen mir vor allem, meine schulischen und beruflichen Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich Kroatien bei der größten Fernsehshow der Welt, die von 200 Millionen Zuschauern gesehen wird, vertreten soll! Welche enorme Ehre und Verantwortung! Aber ich bin bereit und kann es kaum erwarten aufzutreten.

„Es stimmt, dass ich schon in jungem Alter großen Erfolg habe. Aber ich habe jahrelang dafür gearbeitet und mich weitergebildet und niemals aufgegeben.“

Wie schwer war es, die Dora zu gewinnen, und was war deiner Meinung nach dein Vorteil gegenüber den anderen Kandidaten?
Ich glaube, dass wir ein wunderbar abgerundetes künstlerisches Konzept hatten. Unsere musikalische Geschichte hat „Hand und Fuß“, wie man so sagt. Wir haben jedes Detail des Auftritts und des Konzepts geplant. Alles hatte seinen Platz und seinen Grund! Die Konkurrenz war stark, einige der besten Komponisten waren dabei, auch solche mit europäischer Erfahrung, und auch große Bühnenstars. Aber mein Dream Team hat gezeigt, was es kann. Mein Manager Mihovil und mein Mentor Jacques haben reiche Eurovisions-Erfahrung und haben wieder einmal bewiesen, dass sie echte Kenner des Song Contests sind und dass sie eine musikalische Geschichte entwickeln können, die gewinnt! Danke noch einmal an das Publikum und die Jury, dass sie mein Lied und die Ausführung gewürdigt und mir die maximale Punktezahl gegeben haben, sodass ich bei meiner ersten Dora den absoluten Sieg erringen konnte.

Glaubst du, dass du Chancen auf den Sieg hast?
Vor allem freue ich mich auf diese riesige Erfahrung und die Gelegenheit, auf der weltgrößten Musikbühne aufzutreten und mein Kroatien zu vertreten, das passiert nicht gerade täglich. Wir werden alles geben. Wir haben den Auftritt bis in die kleinsten Details geplant, ich habe die Unterstützung der hervorragenden Tänzer Endi Schrotter und Diego Siqueire. Der Choreograf Leo Mujić hat mit uns einen super Job gemacht und wir können es kaum erwarten, ihn Europa zu zeigen. Dies ist ein Wettbewerb. Wir haben keine Angst vor Herausforderungen, wir sind bereit zu siegen! Nach genau 30 Song Contests könnten wir ihn erneut nach Zagreb bringen!

Dein Outfit und dein Auftritt bei „Dora“ haben viel Kritik hervorgerufen. Hast du darüber nachgedacht, das für den Auftritt in Israel zu ändern?
Die Engelsflügel sind Teil meines Sieges. Das Publikum und die Jury haben unter anderem auch deswegen dafür gestimmt, weil sie zu meinem Auftritt gehörten. Das alles ist konzeptionell sehr gut durchdacht und ist Teil der Vision und Mission unseres Liedes. Für den Auftritt in Israel haben wir eine wunderschöne Ergänzung vorbereitet. Wir haben ihm noch mehr Wert verliehen und es wird sehr interessant werden. Aber mehr verrate ich jetzt nicht. Bald wird man das alles sehen, schon nach der ersten Probe in Tel Aviv. Ich bin sehr zufrieden, wie die Proben verlaufen, und glaube an unseren Erfolg und dass das Publikum und die Jury unsere Vision und diese Aufwertung erleben werden!

Was hältst du „Kruna“, Nevena Božovićs Lied beim diesjährigen ESC?
Das Lied gefällt mir sehr, so wie auch Nevenas Stimme, sie singt wirklich super! Ich wünsche ihr Glück, genau wie allen unseren Nachbarn. Es wäre toll, wenn wir uns gegenseitig unterstützen würden, so wie auch einige andere Länder, damit möglichst viele von uns, aus diesem Teil Europas, ins Finale kämen!