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Ernst-Happel-Stadion

Absage? Proteste gegen Rammstein-Konzerte in Wien

(FOTO: EPA-EFE/ANTHONY ANEX)

Inmitten von Missbrauchsvorwürfen gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann steht Wien vor einer Kontroverse. Mit einer Gesamtkapazität von 110.000 Zuschauern ist das Ernst-Happel-Stadion für die Konzerte der Band am Mittwoch und Donnerstag bereit. Trotz des Verkaufs zahlreicher Tickets ist die Veranstaltung Gegenstand von Protesten und Forderungen nach Absage, bis alle Anschuldigungen gegen Lindemann geklärt sind.

Im Zentrum der Kontroverse stehen schwere Anschuldigungen gegen Lindemann. Mehrere Frauen haben Vorwürfe der sexuellen Übergriffe gegen den Sänger erhoben. Eine österreichische Frau erzählte von gewalttätigen Handlungen gegen ihren Willen. Fotos sollen die mutmaßliche Tat belegen, obwohl die Staatsanwaltschaft Wien „vorerst kein Ermittlungsverfahren einleiten“ wird, so „Der Standard.

Zu den herausragenden Stimmen, die eine Absage der Konzerte fordern, gehört die Kampagnenorganisation „#aufstehn“. Sie veröffentlichte eine Forderung auf ihrer Webseite: „Die Veranstalter müssen die Konzerte von Rammstein im Wiener Ernst-Happel-Stadion am 26. und 27. Juli 2023 absagen, bis alle Missbrauchsvorwürfe geklärt sind.“

Grüne rufen zu Protest auf

Die Grüne Frauensprecherin Viktoria Spielmann äußerte sich ebenfalls zu der Situation. „Die juristische Unschuldsvermutung sollte kein Freifahrtschein sein“, stellte Spielmann klar. Es müsse klar sein, „dass Konzerte wie dieses nicht stattfinden dürfen, weil das wirklich ein Wahnsinn und ein fatales Zeichen für alle Betroffenen von sexualisierter Gewalt ist.“

Die Initiatorin Philine Dressler plant zudem eine Kundgebung vor dem Konzert. „Für uns steht ganz an vorderster Stelle, dass wir zeigen, dass wir solidarisch mit den Betroffenen sind, dass wir den Betroffenen glauben und ihnen den Rücken stärken wollen und dass wir die Konzerte, auch, wenn sie jetzt nicht abgesagt wurden, nicht kommentarlos passieren lassen.“

Keine Grundlage für Absage

Währenddessen hat sich der Veranstalter Arcadia Live gegenüber „Wien heute“ nicht geäußert. In einem früheren Statement heißt es jedoch: „Die Band hat für durchgehend alle Shows seit über drei Wochen und für den Rest der Tour ausgeschlossen, den Bereich unmittelbar vor der Bühne für Gäste zu öffnen, dies trifft auch auf die Shows in Wien zu.“

Die Stadt Wien hat klargestellt, dass es rein rechtlich keine Grundlage gibt, eine Absage zu erwirken. „Gewalt gegen Frauen und sexuelle Belästigung haben in unserer Stadt keinen Platz. Die Forderung nach einer Absage des Konzerts ist angesichts der bekannt gewordenen Schilderungen nachvollziehbar“, so die Stadt Wien.

Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler (Grüne) zeigte ebenfalls Verständnis für die Forderungen, stellte jedoch klar: Weder die Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) noch er würden in die Durchführung von Konzerten „eingreifen“.

Trotz dieser Diskussionen bleiben die Konzerte laut Veranstalter für den Moment, wie geplant. Die Vorbereitungen für eine hohe Sicherheitspräsenz laufen bereits. Es wird erwartet, dass mehrere hundert Einsatzkräfte vor Ort sein werden.

Sowohl die Sicherheit der Frauen als auch der Protestierenden steht im Fokus der Einsatzplanung.