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Kaufverhalten

Adieu Einkaufsbummel: Österreichs Handelsflächen schrumpfen immer mehr

(FOTO: wikimedia/Herzi Pinki)
(FOTO: wikimedia/Herzi Pinki)

Österreichs Innenstädte verändern sich. Wo einst Modeboutiquen und Fachgeschäfte das Stadtbild prägten, dominieren heute Büros, Fitnessstudios und Arztpraxen. Ein Trend, der nicht nur das Erscheinungsbild der Städte, sondern auch das Einkaufsverhalten der Bürger maßgeblich beeinflusst.

Im Jahr 2023 verloren die heimischen Städte alleine 9000 Quadratmeter an Verkaufsflächen. Doch nicht nur die Fläche schrumpft, auch das Interesse der Kunden am traditionellen Stadtbummel nimmt ab. Eine Entwicklung, die vor allem dem Einzelhandel zu schaffen macht.

Online-Giganten

„Die Handelsflächen zeigen, wie sich das Konsumverhalten verändert“, erklärt Rainer Will, Chef des Handelsverbandes. Besonders spürbar ist dies in der Modebranche. Trotz der Tatsache, dass Fashion fast 50 Prozent der gesamten Einzelhandelsflächen ausmacht, wandern immer mehr Kunden zu internationalen Online-Giganten ab. „Die Bekleidungsbranche hat im letzten Jahrzehnt 100.000 Quadratmeter Verkaufsfläche verloren und ist regelrecht erodiert“, berichtet Hannes Lindner, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Standort + Markt.

Rückgang der Shops

Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind in den Landeshauptstädten unterschiedlich stark zu spüren. Während in Wien die Landstraßer Hauptstraße, der 1. Bezirk, die Meidlinger Haupt- und die Favoritenstraße noch Zuwächse verzeichnen, leiden Städte wie St. Pölten, Wiener Neustadt und Steyr unter einem massiven Rückgang der Shops. „Die Tristesse, wenn man durch die Innenstädte geht, wird für die Kunden nicht besser“, fürchtet Lindner.

Büros statt Shopping

In die leerstehenden Geschäfte ziehen vermehrt andere Branchen ein. Büros, soziale Einrichtungen, Lagerflächen und Arztpraxen ersetzen die traditionellen Händler. Selbst Banken schließen ihre Filialen, während Kosmetik- und Fitnessstudios zunehmen.

„Die Laufkundschaft wandert ins Internet ab“, so Will. Dieser Trend hinterlässt Spuren in den Kassen der Händler. 35 Prozent der Shopbetreiber befürchten in diesem Jahr Verluste, nur gut ein Viertel erwartet Gewinne. Jeder zehnte Betreiber plant Filialschließungen, elf Prozent wollen ihre Geschäftstätigkeit noch in diesem Jahr beenden. Besonders unter Druck stehen kleine und mittelständische Betriebe.

Um in diesem schwierigen Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben, rät Lindner den Betrieben zu Spezialisierung, zusätzlichen Dienstleistungen und einer besseren Abstimmung von Online- und Offline-Aktivitäten. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um den Einzelhandel vor dem Aus zu bewahren, bleibt abzuwarten.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.