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ANDERSDENKER

Am Balkan glauben 3/4 der Bevölkerung an Verschwörungstheorien

(FOTO: iStockphoto)

Umfragen zufolge glauben in Serbien und anderen Ländern der Region über drei Viertel der Bürger an Verschwörungstheorien.

Mit dem Aufkommen der Coronavirus-Pandemie erleben auch Verschwörungstheorien einen Aufschwung. Den Höhepunkt bilden mit Sicherheit Mythen und Verharmlosungen rund um den Covid-19-Impfstoff: Vom gezüchteten Virus zur Ausrottung der Menschheit bis hin zur Weltherschafft durch eingepflanzte Micro-Chips ist alles dabei. Und diese Entwicklung scheint auch nicht vor der Balkan-Bevölkerung halt zu machen, wie jüngste Umfragen zeigen.

Es war ein Rekord, als sich innerhalb von 24 Stunden über zwei Millionen Serben für eine Corona-Initiative ihrer Regierung registrierten. Allerdings ging es hierbei nicht um die Impfung gegen Covid-19, sondern um eine 100-Euro-Sonderzahlung. Das Interesse an Impfungen ist dagegen deutlich geringer. Grund dafür ist zu einem großen Teil das geringe Vertrauen in die Regierung, zum anderen verbreitete Verschwörungsmythen sowie Verharmlosungen.

Kein Wunder, äußern doch am Balkan auch immer wieder Personen des öffentlichen Lebens ihre Skepsis über die Corona-Pandemie, bzw. das Virus selbst. Der Lungenarzt Branimir Nestorović etwa bezeichnete das Coronavirus am 26. Februar 2020 auf einer Pressekonferenz mit Präsident Aleksandar Vučić als „lächerlichstes Virus der Menschheitsgeschichte“.

Impfwillige haben Seltenheitswert
Seit diesem Montag können sich in Serbien Impfwillige auf der Internetseite Uprava für eine Corona-Vakzine registrieren. Doch der Andrang hält sich vorerst in Grenzen: Bis Mittwochnachmittag hatten sich rund 140.000 Serben für eine Impfung angemeldet. Als der Direktor eines Belgrader Kinderkrankenhauses seine Ärzte und Krankenschwestern zusammenrief, um sie für eine Impfung zu registrieren und ihnen dabei – wie in Serbien üblich – sogar die Auswahl unter verschiedenen Impfstoffen ließ, wollte sich niemand impfen lassen.

Und auch in anderen Ländern der Region ist der Andrang nicht besonders groß: Umfragen zufolge will sich gut die Hälfte der Rumänen erst einmal nicht impfen lassen, in Bulgarien ließ sich gerade ein Fünftel der Lehrer vormerken.

Hinzu kommt: Nicht überall am Balkan sind schon Impfstoffe verfügbar. In Kosovo oder Montenegro werden die ersten Dosen frühestens Ende Jänner erwartet. Albanien bekam die ersten 10 000 Impfdosen erst vor einigen Tagen – Ministerpräsident Edi Rama schimpfte auf die EU, die „nur an sich selbst gedacht“ habe. Doch auch dort, wo schon Impfstoffe bereitstehen, ist der Impfwille gering. Der Grund: Großes Misstrauen gegenüber dem neuartigen Impfstoff.

Westbalkanstaaten: Verschwörungstheorien und Verharmlosung  vorherrschend
Umfragen zufolge glauben in Serbien und anderen Ländern der Region über drei Viertel der Bürger an eine Verschwörungstheorie: Dass China oder die USA das Virus gezüchtet hätten, die Pharmaindustrie oder Bill Gates es verbreite, um durch folgende Impfungen die Weltbevölkerung zu kontrollieren. Der Vormarsch der Verschwörungstheoretiker scheint also auch nicht vor der Balkan-Bevölkerung halt zu machen.

An vielen Orten, auch in Rumänien und Bulgarien, missachteten etwa orthodoxe Gläubige beim Weihnachtsfest am 6. Jänner die Abstandregeln. In Serbien standen im Bergort Zlatibor Tausende für eine am Montag eröffnete Gondel an. Auch das Wintersportgebiet Kopaonik wurde überrannt. Kaum jemand hielt sich an die Masken- oder Abstandspflicht.

Quellen und Links: