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WORTGEFECHT

Auslieferung von Gülen-Anhänger sorgt für Spannungen zwischen Kosovo und der Türkei

(Foto: Hashim Thaçi/Facebook)

Sechs angebliche Gülen-Anhänger sind aus dem Kosovo in die Türkei ausgeliefert worden. In der kosovarischen Hauptstadt schlägt der Vorfall hohe Wellen.

Die Auslieferung von sechs angeblichen Mitgliedern des islamischen Predigers Fethullah Gülen an die Türkei sorgt nach wie vor für Spannungen zwischen den beiden Ländern. Der kosovarische Chefankläger Aleksander Lumezi kündigte kompromisslose Ermittlungen in dem Fall an. Er werde auch gegen den kosovarischen Präsidenten Hashim Thaçi vorgehen, sollte es erforderlich sein, berichtet der serbische Nachrichtensender b92.

Lumezi wird ein Team leiten, das das Vorgehen bei der Auslieferung der türkischen Bürger untersuchen soll. Aus Ankara heißt es, dass die sechs Gülen-Anhänger für den Versuch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan zu stürzen, verantwortlich waren.

Nach der geheimen Polizeiaktion, die in enger Kooperation mit dem türkischen Geheimdienst durchgeführt wurde, setzte der kosovarische Premier Ramush Haradinaj den Innenminister Flamur Sefaj und den Geheimdienstchef Driton Gashi ab. Daraufhin habe der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Haradinaj vorgeworfen, „Terroristen“ zu schützen.

Haradinaj konterte, dass er keine Einmischung Erdogans am Kosovo erlauben werde. „Kosovo und ich haben uns nie in die inneren Angelegenheiten der Türkei eingemischt, weder in der Vergangenheit noch in Zukunft. Aber genauso wird niemand unsere Arbeit im Namen des Kosovo verrichten, sondern ausschließlich wir“, sagte Haradinaj gegenüber Gazeta Express.

Ramush Haradinaj schaffte sich jedoch mit seiner Entscheidung, Flamur Sefaj zu entlassen, Probleme mit dem kleineren Regierungspartner, der Allianz für ein neues Kosovo (AKR) des Außenministers Belöhgjet Pacolli. Sefaj gehörte dieser Partei an.

Medien und Analytiker in Priština vermuten, dass Hashim Thaçi im Voraus informiert wurde. Mit seiner Zustimmung soll die Abschiebung erfolgt sein. Thaçi verurteilte jedoch wiederholt der Vorgang der türkischen Regierung.