Ein serbischer Bürgermeister rechnet mit der eigenen Führung ab. Die Republika Srpska werde zur Belastung für Belgrad und isoliere sich zunehmend selbst.
Marinko Bozovic, Bürgermeister von Istocna Ilidza in Bosnien und Herzegowina und Mitglied der SDS, sieht die aktuelle Führung der Republika Srpska zunehmend als Problem für Serbien. In einem Interview mit der slowenischen Zeitung Delo kritisierte er scharf den Kurs von Milorad Dodik und dessen Umgang mit internationalen Partnern.
„Die gegenwärtige Regierung in der Republika Srpska ist zu einer enormen Belastung für Belgrad geworden“, erklärte Bozovic. Er warf der Führung vor, die Unterstützung Ungarns regelrecht zu erkaufen und geschickt mit den emotionalen Bindungen der serbischen Bevölkerung zu Russland zu spielen.
Europäische Perspektive
Besonders deutlich wurde Bozovic bei der Frage nach der europäischen Perspektive von Bosnien und Herzegowina. Dodiks wiederholte Äußerungen, Europa sei ein gescheitertes Projekt und man solle sich anderen Bündnissen zuwenden, zeigten dessen mangelndes Bekenntnis zum europäischen Weg. „Unsere Zukunftsvisionen für das Land unterscheiden sich fundamental“, betonte der Bürgermeister und stellte klar: „Wir werden nicht zulassen, dass mit dem Frieden im Land gespielt wird. Bosnien und Herzegowina gehört eindeutig in die EU – es ist völlig normal, Teil der europäischen Gemeinschaft zu sein.“
An die Adresse Brüssels richtete Bozovic die Forderung, den Kreis der Gesprächspartner zu erweitern und auch oppositionelle Kräfte einzubeziehen. „Hören Sie, wie wir den EU-Beitrittsprozess sehen“, appellierte er an die europäischen Vertreter. Gleichzeitig räumte er ein, dass noch viel Arbeit nötig sei, um das Vertrauen Brüssels zu gewinnen. In einem wichtigen Punkt zeigte er jedoch Kontinuität zur offiziellen Linie: „Unsere Positionen sind völlig klar – wir halten an der Dayton-Struktur und der Position der Entitäten innerhalb von Bosnien und Herzegowina fest.“
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Wachsende Isolation
Die aktuelle Situation beschrieb Bozovic als die größte Herausforderung seit dem Dayton-Abkommen. Besonders die Republika Srpska stehe vor massiven Problemen: „Die Isolation, in der wir uns befinden, vertieft sich.
Die von Dodik geführte Führung trifft schlechte Entscheidungen, deren Folgen vor allem die Bevölkerung zu tragen haben wird.“
Die Spannungen zwischen der Republika Srpska und der Europäischen Union haben zuletzt deutlich zugenommen. Im März 2025 wurde Dodik von einem Gericht in Sarajevo zu einem Jahr Haft verurteilt – wegen verfassungswidrigen Handelns. Er ignorierte jedoch den Haftbefehl und reiste unbehelligt nach Serbien, woraufhin eine internationale Fahndung eingeleitet wurde. Die EU verurteilt seit Monaten Dodiks separatistische Bestrebungen und seine Nähe zu Russland, während sie gleichzeitig auf die Wahrung der Souveränität und territorialen Integrität Bosnien-Herzegowinas drängt.
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić unterstützt Dodik zwar politisch weiterhin, vermeidet jedoch bislang offiziellen Druck oder eine klare Distanzierung. Beobachter sehen darin den Versuch Belgrads, die Beziehungen zur EU und zur internationalen Gemeinschaft nicht zusätzlich zu belasten, während gleichzeitig die historischen Verbindungen zur Republika Srpska aufrechterhalten werden.
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