Milka Grebenar ist tot. Wie die Hilfsorganisation Pomozi BA Balkan Stories mitteilt, verstarb sie im 93. Lebensjahr in Sarajevo. Als Baka Milka (Oma Milka) wurde sie im Vorjahr zum Gesicht des solidarischen Bosnien geworden.
Das gute Herz Bosniens hat aufgehört zu schlagen.
Am 17. Oktober verstarb Milka Grebenar in einem Pflegeheim in Sarajevo im 93. Lebensjahr. Dort war sie seit mehreren Monaten untergebracht, nachdem sie sich die Hüfte gebrochen hatte.
Bemerkenswerterweise gab es keine mediale Anteilnahme beim Tod von Baka Milka, die im Vorjahr zum Symbol für die außerordentliche Hilfsbereitschaft der bosnischen Bevölkerung nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien geworden war.
„Was ich tue, ist ganz normal“
Die in Konjic in der Hercegovina geborene Mindestpensionistin hatte nach einem Hilfsaufruf der Organisation Pomozi BA sofort zehn Mark gespendet, und einen Brief beigelegt, in dem sie andere zu Spenden aufrief. Nach einem zweiten Aufruf gab die alleinstehende Milka außerdem alle Spielsachen für die Kinder in den Katastrophengebieten her.
Zahlreiche Medien berichteten. „Auf der Straße sprechen mich Leute an, dass sie mich im Fernsehen gesehen haben, und dass sie es toll finden, dass ich geholfen habe“, sagt sie damals gegenüber Balkan Stories. „Dabei ist das, was ich tue, doch ganz normal. Das sollte einfach jeder machen.“
In den letzten Jahren ihres Lebens waren vor allem Menschen von Pomozi BA ihre Kontakte zur Außenwelt. Mit dem Gehen tat sie sich schwer und ging nicht sehr häufig nach draußen. Sie bezog Essen auf Rädern von Pomozi.
Mirsad, der ihr täglich Essen brachte, wurde für sie zum zweiten Sohn. Maja Arslanagić-Hrbat, die die Öffentlichkeitsarbeit für Pomozi macht, und sie häufig besuchte, war eine Ersatzenkelin.
Die noch lebende Mitglieder ihrer Familie sind in Australien. Der Kontakt zu ihnen war eingeschlafen.
Wann immer Milka Geld übrig hatte, spendete sie es: „Ich hab eine Pension von 400 Mark (200 Euro, Anm.). Für mich reicht das, und ein wenig kann ich damit auch anderen Menschen helfen“.
Über ihren Tod berichtete bislang kein einziges bosnisches Medium. Eine Online-Suche fördert einzig ihre Todesanzeige und die Ankündigung ihres Begräbnisses auf einem katholischen Friedhof zutage.
Vergessen wird die hilfsbereite Baka Milka nicht werden. Pomozi BA wird ihr Andenken in Ehren halten.
Wenn ihr Milkas Großzügigkeit Anerkennung zollen wollt, könnt ihr das mit einer Spende an Pomozi BA machen.
Mehr über Baka Milka erfahrt ihr in diesem Portrait auf Balkan Stories.
Balkan Stories, Christoph Baumgarten
Christoph Baumgarten ist Journalist und Balkanreisender aus Leidenschaft. Seit 2015 verbindet er beide Leidenschaften auf seinem Blog Balkan Stories. Dort versucht er, Geschichten zu erzählen, für die es in größeren Medien meist keinen Platz gibt und stellt die Menschen in den Mittelpunkt.
Mehr von Christoph könnt ihr unter balkanstories.net nachlesen.
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