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Balkan Stories: Das zweitgrößte Geheimnis des Balkan

FOTO: Balkan stories

Diesmal versucht Balkan Stories, das zweitgrößte Geheimnis des Balkan zu lösen. Es wäre nicht der Balkan, würde es nicht die Nationalisten seiner Staaten und Völker entzweien. Und die normalen Menschen zum Schmunzeln bringen.

Wenn es wahr ist, dass man über banale Fragen heftig streiten kann, streitet man über besonders banale Fragen besonders heftig.

Wie etwa die, wo er denn liegt, der Balkan.

Auf diese Fragen gibt es nur eine Antwort, auf die sich so ziemlich alle Revisionisten aller Balkanländer einigen können: Der Balkan sind die Anderen. Selber ist man – was auch immer.

Das macht diese Frage zum zweitgrößten Geheimnis des Balkan.

Im Wesentlichen wäre die Antwort relativ einfach: Es gibt zwei gängige Definitionen.

Eine sieht die Sava-Donaulinie als ungefähre Grenze der Balkanhalbinsel. Siehe Karte.

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Quelle: Wikimedia Commons

Auch Kroatien ist nicht Balkan

Das sehen sehr eifrige Kroaten genauso.

Mittel- und Nordkroatien wären demnach Mitteleuropa.

Das kommt auch denjenigen Slowenen zugute, die der Meinung sind, sie seien den Deutschen und zur Not auch den Tschechen immer schon ähnlicher gewesen als den Kroaten, Serben, Bosniern, etc.

Die sind ihrer Meinung nach nur faules, unzuverlässiges Pack und somit eben Balkan, was soll man da auch machen.

(Man merkt, für diese Menschen birgt der Begriff keine positiven Konnotationen, noch nicht mal neutrale.)

Für eifrige Kroaten, ihrerseits der Meinung, fleißiger zu sein als das faule Pack im Süden, hat die Sache nur einen Haken.

Über den schmunzelt ein kroatischer Freund, der heute in Beograd lebt, bis heute vergnügt.

„Als ich in Zagreb gewohnt hab, hab ich südlich der Sava gelebt, also am Balkan. In Beograd lebe ich in Novi Beograd, nördlich der Sava – also in Mitteleuropa.“

Das kann kein besonders eifriger Kroate wollen – und legt demnach eine besonders strenge Definition an.

Akzeptiere Beograd, um Zagreb nicht opfern zu müssen

Den besonders eifrigen Kroaten ist die Una die Grenze des Balkan. Das lässt zwar Teile Beograds immer noch in Mitteleuropa, und die Vojvodina sowieso, aber was ist schon der Preis, mit ein paar barbarischen, aber wenigstens in ehemaligen Habsburgerlanden lebenden Serben am gleichen Erdteil zu leben dafür, dass man Zagreb nicht zur Hälfte den wilden Balkanvölkern überlassen muss, und Karlovac und überhaupt…

Haltungen wie diese werden gerne auch auf derbste Weise in Internetforen preisgegeben, wo besonders eifrige Kroaten besonders heftig abstreiten, jemals irgendwas mit dem Balkan zu tun zu haben.

Und man spürt: Um wissenschaftliche Korrektheit eines geographischen Begriffs ist es ihnen nicht zu tun.

Sie wollen sich kulturell und politisch von den Nachbarn abgrenzen.

Und wenn sie die Geographie umschreiben müssen, um ihren historischen Revisionismus zu rechtfertigen.

Eine heterogene Halbinsel

Es ist sicher schwierig, den Balkan als kulturelle Einheit zu sehen.

Vier größere slawische Sprachen sprechen seine Einwohnerinnen und Einwohner, samt etlichen Haupt- und Nebenidiomen. Die Sprache ohne Namen allein hat vier Standardidiome.

Dazu kommen drei nichtslawische Sprachen, ihrerseits mit etlichen Idiomen, als Nationalsprachen und zwei größere Minderheitensprachen, eine davon nichtindoeuropäisch und etliche kleinere Minderheitensprachen.

Die Grenzen freilich waren über die Jahrhunderte hinweg fließend. Fließender wahrscheinlich als in vielen anderen Teilen Europas.

Wer Serbe ist, Rumäne, Slowene, Ungar, Albaner oder sonstwas, das definierte sich häufig erst im 19. Jahrhundert. Gar nicht so selten war es einzig die Religion, nach der man sich nachträglich kulturelle Identität zimmerte. Vor allem in Bosnien.

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