Beograd beginnt, sich um seine Obdachlosen zu kümmern
Es gibt auch andere Gründe, warum Obdachlose von einem Ort verschwinden, an dem sie sich lange aufgehalten haben.
Etwa, dass ein Tagesbetreuungszentrum aufmacht. Das ist viel attraktiver als um einen noch so schönen Brunnen sitzen.
In Beograd gibt es seit dem Vorjahr ein solches Zentrum.
Langsam bekommt die Stadt eine Infrastruktur, die sich zumindest eines Bruchteils der Obdachlosen annimmt.
Etwa die NGO ADRA. Sie versorgt 700 Menschen.
Zwischen 3- und 8.000 Menschen sollen in Serbiens Hauptstadt zumindest zeitweise auf der Straße leben. Im ganzen Land ist die Rede von mindestens 18.000 Obdachlosen.
Wie viele es genau sind, weiß niemand.
In Betreuungseinrichtungen kommen die wenigsten unter. Die meisten schlafen in ihren Hauseingängen oder Kellern, wie diese Reportage von RTS zeigt.
Anfang des Jahres richteten sich einige auch im ehemaligen Hauptbahnhof im Stadtzentrum ein.
Zuvor hatten Unbekannte in das leerstehende Gebäude eingebrochen und es verwüstet.
Der Club von der Zweierlinie kann sich auch aus anderen Gründen aufgelöst haben.
Nach Skadarlija kommen immer mehr Touristen.
Das ist für Obdachlose gut, wenn sie schnorren wollen.
Es ist weniger gut für sie, wenn sie in Ruhe untereinander trinken und plaudern wollen.
Die wenigen Initiativen und Projekte für Obdachlose einen Tropfen auf den heißen Stein nennen, wäre optimistisch.
Aber immerhin, es ist ein zarter Anfang. Und um einiges konkreter als die mittlerweile berüchtigten zwei Extrawürste.
Es ist vielsagend, dass die Gerüchte kursieren
Das macht die dunklen Gerüchte über die verschwundenen Obdachlosen von Sebilj vordergründig zu bösartigen Verschwörungstheorien.
In gewisser Weise sind sie das auch.
Dennoch, und so sehr sie auch einer tatsächlichen Basis entbehren mögen – sie sind nicht völlig irrational.
Es ist auf tragische Weise vielsagend, dass zumindest manche Beograder das einander erzählen.
Sie trauen dem Regime alles zu, der Stadtregierung alles zu und den Behörden alles zu.
„Im Empfinden der Menschen gibt es keine roten Linien mehr“, sagt mir die regierungskritische Aktivisten.
In den vergangenen 30 Jahren haben Politik und Behörden mit systematischem Versagen, offener Korruption, Klientelwirtschaft und Machtmissbrauch jegliches Vertrauen zerstört, das die Mehrzahl der Menschen in sie hatte.
Dieser Befund gilt für Serbien wie er für Bosnien, Mazedonien, den Kosovo und Montenegro gilt. In leicht abgeschwächter Form gilt er auch für Kroatien.
Die Liste reicht von fragwürdigen Bauvorhaben in der Region über die vertuschten Morde von Dženan Memić und David Dragičević bis zum Versagen der serbischen Polizei bei einem Amoklauf in einer Beograder Schule und einen Tag später in Mladenovac mit insgesamt 19 Toten, das monatelange Massenproteste in Serbien ausgelöst hat.
Dazu kommt, dass Boulevardmedien in der Region im Allgemeinen und in Serbien im Besonderen einen ausgeprägten Hang zu meist regierungsnahen Verschwörungstheorien haben.
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