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Balkan Stories: Ein Baustein der Niederlage am Balkan

FOTO: Wikimedia Commons, Mofesty



Diese Woche jährte sich das Massaker der deutschen Wehrmacht an der Zivilbevölkerung von Kragujevac im Jahr 1941. Der Mord an knapp 2.800 Menschen, einschließlich 300 Schülern, ist bis heute trauriges Symbol der deutschen Kriegsverbrechen am Balkan. Und war gleichzeitig ein Baustein der deutschen Niederlage in Südosteuropa.

Für die Führung NS-Deutschlands und der Wehrmacht von Adolf Hitler abwärts sah es ganz einfach aus: Wenn die Wehrmacht und allenfalls serbische Kollaborateure nur genug serbische Zivilisten ermorden, bricht der Volksaufstand zusammen, der sich vor allem in Serbien und Bosnien gegen die deutschen Besatzer formierte.

Vor allem Hitler drängte auf exzessive „Vergeltungsmaßnahmen“, wenn Partisanen oder – allerdings nur ganz am Anfang – Četniks – deutsche Truppen angriffen. 100 Serben für einen toten Deutschen, 50 für einen Verwundeten.

Vorrangig sollten diese so genannten Geiseln aus der jüdischen Bevölkerung oder Kommunisten sein, aber wirklich kleinlich wollte man da nicht sein. Im Zweifelsfall waren alle mitschuldig und durften ermordet werden. Ihr Tod sollte die Bevölkerung abschrecken, sich der Widerstandsbewegung anzuschließen.

Auf internen Widerstand der Wehrmachtsführung traf diese Strategie so gut wie nicht. Nur sehr vereinzelt warnten höherrangige Offiziere, dass der Massenmord an der Zivilbevölkerung den Aufstand erst recht anfachen könnte. Empfehlungen, stattdessen mehr Truppen am Balkan zu stationieren, stießen von Hitler abwärts auf taube Ohren.

Den Höhepunkt erreichten diese systematischen Kriegsverbrechen am 21. Oktober in der serbischen Stadt Kragujevac. Zwei Wochen zuvor hatten in einer sehr seltenen gemeinsamen Aktion Partisanen und Četniks eine deutsche Patrouille im nahegelegenen Gornji Milanovac überfallen.

Die Aufständischen töteten zehn deutsche Soldaten und verwundeten 26.

Auf ausdrücklichen Befehl Wilhelm Keitels trieben am 20. Oktober Soldaten der Wehrmacht und eines serbischen Freiwilligenbataillons mehr als 3.000 serbische Zivilisten in Kragujevac zusammen – etwa ein Viertel der männlichen Bevölkerung der Stadt. Unter anderem holten deutsche Soldaten auch 300 Schüler und einige Lehrer aus dem Gymnasium der Stadt.

Unter den tausenden „Geiseln“ waren auch alle 80 männlichen Juden der Stadt und alle bekannten kommunistischen Sympathisanten, Aktivisten und Agenten. Das schloss 16 Frauen mit ein.

Am 21. Oktober um sieben Uhr morgens begannen Soldaten der Wehrmacht, die knapp 3.000 „Geiseln“ in die Hügel bei Erdoglijski und Sušički zu bringen. Sie teilten sie in kleine Gruppen auf und brachten Gruppe um Gruppe an den Ort ihres Todes.

Einige flohen. Die meisten Fliehenden wurden erschossen.

Der Massenmord dauerte etwa sieben Stunden.

(Mehr über den Verlauf des Massakers könnt ihr hier nachlesen oder im Video unten erfahren)

Die Deutschen selbst verbreiteten die Nachricht vom Massaker

Dass sich die Nachricht vom Massenmord an fast 3.000 Menschen sofort in ganz Serbien verbreitete, dazu brauchte es gar keine Propaganda der Aufständischen. Die kommunistische Propaganda war zu diesem Zeitpunkt ohnehin noch im Aufbau.

Die Četniks hatten ein denkbar geringes Interesse, die Nachricht zu verbreiten. Sie wollten keinen Volksaufstand, und überhaupt gegen jeden größeren Kampf gegen die deutschen Besatzer. Ihr großer Kampf, den sie wohl zu diesem Zeitpunkt schon vorbereitet, würde gegen die Partisanen geführt werden. Gerne auch an der Seite derer, die soeben 2.800 Zivilisten ermordet hatten.

Dass binnen Tagen jeder in Serbien wusste, was in Kragujevac passiert war, dafür sorgten die Deutschen selbst. Es war Teil ihrer Strategie, dass solche Kriegsverbrechen so bekannt wurden wie möglich. Sie sollten, so das Kalkül, abschrecken. Das setzt ein hohes Maß an Öffentlichkeit voraus.

So wurde das Massaker in Kragujevac auf Betreiben der Mörder selbst noch während des Krieges zum Symbol für die grausame deutsche Besatzungspolitik.

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