Start Aktuelles
Grenzüberwachung

Biometrische Überwachung am Airport: Wien-Schwechat als EU-Testlabor

Finger Abdruck Scan
Foto: iStock

Biometrische Daten statt Passtempel: An Österreichs Flughäfen startet das neue EU-Grenzsystem für Drittstaatsangehörige. Wien-Schwechat macht den Anfang.

Ab Sonntag beginnt in den EU-Mitgliedstaaten die schrittweise Einführung des neuen Entry-Exit-Systems (EES) – zunächst am Flughafen Wien-Schwechat. Das automatisierte IT-System dient der systematischen Erfassung von Drittstaatsangehörigen (Nicht-EU-Bürger) bei ihrer Ein- und Ausreise an den Schengen-Außengrenzen, sofern sie einen Kurzaufenthalt von maximal 90 Tagen planen. Dabei werden biometrische Daten wie Fingerabdrücke und Gesichtsbilder erhoben und in einem zentralen europäischen Computersystem gespeichert.

Die Implementierung des EES beschränkt sich in Österreich ausschließlich auf internationale Flughäfen und Flugplätze. Nach Wien-Schwechat folgt laut Innenminister Gerard Karner (ÖVP) die stufenweise Einführung in Salzburg (12. November), Innsbruck (19. November), Graz (26. November) sowie Linz und Klagenfurt (3. Dezember). Flughafen-Vorstandsdirektor Günther Ofner berichtete von umfangreichen Vorbereitungen über zwei Jahre hinweg und Investitionen in Höhe von 16 Millionen Euro für 52 Selbstbedienungsanlagen zur Vorregistrierung sowie 72 Grenzkontrollkojen.

In Wien-Schwechat betreffe das System etwa zehn Prozent der Passagiere – drei bis 3,5 Millionen Reisende aus Drittstaaten. Der zunächst anlaufende Probebetrieb sei notwendig, da laut Ofner mit “Kinderkrankheiten” zu rechnen sei.

⇢ Schluss mit Sozialbetrug: Neues Grenzsystem entlarvt Asyl-Tricksereien

Modernste Grenztechnologie

Bei der offiziellen Präsentation am Donnerstag in Wien-Schwechat bezeichnete EU-Kommissar Magnus Brunner das EES als wesentlichen Bestandteil der Asyl- und Migrationsreform und hob hervor, es handle sich um das “modernste IT-Grenzmanagement der Welt”. Elisabeth Wenger-Donig, Gruppenleiterin im Innenministerium, sprach von einem “neuen Zeitalter im europäischen Grenzmanagement” und verwies darauf, dass das manuelle Abstempeln von Reisepässen bald der Vergangenheit angehören werde.

⇢ Kroatien rüstet seine Grenzen mit neuem EU-System auf – Reisende müssen Autos verlassen

Innenminister Karner betonte den Sicherheitsaspekt des neuen Systems. Das EES sei EU-weit vernetzt und trage dazu bei, die EU-Außengrenze “robust und sicher” zu gestalten. Zunächst sei ein sechsmonatiger Probebetrieb vorgesehen.

Einheitlicher Standard

Das System greift beim ersten und letzten Grenzübertritt im Schengen-Raum. Mit der vollständigen Inbetriebnahme besteht die unionsrechtliche Verpflichtung zur Bereitstellung biometrischer Daten im Rahmen der Grenzkontrolle. Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, verwies auf den “europaweit einheitlichen Standard”.

Auf Nachfrage versicherte Karner, es bestünden keine datenschutzrechtlichen Bedenken.

Laut Innenministerium soll das System ab 10. April 2026 an sämtlichen Übergängen der Schengen-Außengrenze vollständig implementiert sein.