Die österreichische Tochtergesellschaft der GERRY WEBER International GmbH hat Insolvenz angemeldet. Diese Entwicklung steht in direktem Zusammenhang mit dem bereits am 11. März 2025 in Deutschland eingeleiteten Insolvenzverfahren der Muttergesellschaft.
Als Konsequenz hat die Unternehmensführung beschlossen, den operativen Betrieb der meisten Tochterunternehmen einzustellen und unter anderem die Wiener Vertriebseinheit nicht mehr mit Waren zu versorgen. Der AKV (Alpenländischer Kreditorenverband) führt in seiner Mitteilung aus, dass die Insolvenz der österreichischen Gesellschaft unmittelbar auf die finanzielle Schieflage des deutschen Mutterkonzerns zurückzuführen sei. Diese wiederum resultiere aus rückläufigen Umsätzen aufgrund von Konsumzurückhaltung und der Verschiebung zum internationalen Online-Handel.
Bei dem insolventen Unternehmen handelt es sich laut AKV-Aussendung um eine hundertprozentige Tochter der deutschen GERRY WEBER International GmbH, die ihrerseits zur weltweit agierenden Gerry Weber Gruppe im Segment Damenmode gehört. Bereits im Sommer 2023 musste die Modekette in Österreich Insolvenz anmelden und schloss daraufhin den Großteil ihrer Filialen. Bemerkenswert ist, dass der Konzern in den vergangenen sechs Jahren bereits zum dritten Mal Insolvenz anmelden musste, was auf tiefgreifende strukturelle Probleme im Unternehmen hindeutet.
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Wholesale-Fokus
Die nun betroffene Gesellschaft ist ausschließlich im Wholesale-Segment (Großhandel) in Österreich tätig. Wie Creditreform (Gläubigerschutzverband) erläutert, erfolgt der Warenvertrieb daher nur an gewerbliche Kunden, während kein direkter Verkauf an Endverbraucher stattfindet.
Neben dem generell schwachen Konsumklima in Europa nennen Branchenexperten als Hauptursache für die wiederholten Finanzprobleme auch die veränderte Einkaufspolitik des Fachhandels. Dies hat zu einem deutlichen Rückgang der Vorbestellungen für das dritte Quartal 2025 geführt und die Liquiditätsprobleme des Konzerns verschärft.
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Finanzielle Situation
Zum Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung beschäftigte die Gerry Weber Vertriebs GmbH drei Mitarbeiter. Nach Angaben beider Kreditschutzverbände belaufen sich die unmittelbaren Verbindlichkeiten auf etwa 213.000 Euro, wovon 22 Gläubiger betroffen sind. Der AKV veröffentlichte zudem eine brisante Information: Das insolvente Unternehmen hat eine Garantie für das „GWI Facilities Agreement“ (Finanzierungsvereinbarung der Gerry Weber International) übernommen, die Verbindlichkeiten der Gerry-Weber Gruppe gegenüber einem Finanzinvestor absichert.
Aus dieser Garantie sollen noch Forderungen in Höhe von 46,9 Millionen Euro ausstehen, die jederzeit fällig gestellt werden können, was die Krise für lokale Partner zusätzlich verschärft.
Internationaler Dominoeffekt
Die aktuelle Insolvenzwelle hat bereits mehrere europäische Länder erfasst. Nach Österreich meldeten auch die niederländische Niederlassung mit 38 Filialen und die belgische Tochtergesellschaft mit 24 Geschäften Insolvenz an, was die europaweite Dimension der Krise unterstreicht.
Eine Sanierung des Unternehmens ist offenbar nicht geplant.
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