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LEBEN IN HAFT

Die berüchtigtsten Gefängnisse am Balkan: Drogen und Selbstjustiz unter Gefangenen

Gefängnis
FOTO: iStockphoto

Idrizovo, Nordmazedonien

Die Haftanstalt Idrizovo ist das größte und berüchtigtste Gefängnis Nordmazedoniens. In dem überlasteten Gefängnis herrschen schreckliche Haftbedingungen. Es gibt keine Weiterbildungs- und Resozialisierungsprogramme, die Gesundheitsversorgung ist zusammengebrochen, d.h. nicht existent, der Tod von Insassen ist Alltag.

Volksanwalt Idzet Memeti hat auf einer Pressekonferenz vor zwei Jahren erschreckende Daten über die Zustände in Idrizovo vorgelegt, berichtet das Portal Nova.

Aus einem Teil des Berichts geht hervor, dass „der Arzt im Gespräch mit den Insassen zu dem Schluss kam, dass Drogen in Idrizovo weit verbreitet und sehr günstig zu bekommen sind“. Alle befragten Insassen gaben an, dass der Zugang zu Drogen in Idrizovo wesentlich einfacher ist als draußen ist“.

Dies gilt nicht nur für die Haftanstalt für Männer, sondern auch für den Teil der Haftanstalt mit weiblichen Insassen. Memeti erklärte zudem, dass die Insassen sich selbst überlassen sind und selbst schauen müssen, wie sie zurechtkommen.

Zenica, Bosnien und Herzegowina

Die Haftanstalt Zenica ist das Hauptthema des bekannten Songs „Zenica Blues“ der No Smoking Band mit Nele Karajlic aus 1984.

In dieser Haftanstalt sitzen Mörder, Vergewaltiger, Dealer und andere Schwerverbrecher ihre Haftstrafe ab. Unter den Insassen herrschen eine klare Hierarchie und eigene Gesetze, berichtet Nova.

Auch wenn die Haftbedingungen in Zenica besser als mancherorts in der Region sind (hier gibt es ein Kino, einen Garten, eine Sporthalle, Vortragsräume etc.), ist die Haftanstalt berüchtigt. Ein Ausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis ist nicht möglich, der letzte Fluchtversuch war vor 15 Jahren.

In der mit hohen Mauern und Stacheldraht gesicherten Gefängnis befinden sich mehr als 200 Gefangene. Die Vollzugsbeamten sind nicht nur Wachen, sondern gleichzeitig auch Lehrer, Ärzte und sogar Vertrauenspersonen für die Insassen. Das Schlimmste sind die Misshandlungen unter den Gefangenen. Verrat wird nicht vergeben und mit Vergewaltigung bestraft.

Schlägereien und Schutzgelderpressung stehen an der Tagesordnung. Pro Jahr werden bis zu 3.000 Vorfälle registriert. Laut Wachen ziehen in der Regel die Neuen und Schwachen den Kürzeren, sie werden von den „Kapitalen“, also Verbrechern mit einer Haftstrafe von mehr als 20 Jahren, „unter die Fittiche genommen“.

Ein weiteres großes Problem sind Drogen. In der Haftanstalt werden Drogen zu doppelten Preisen im Vergleich zu Straßenpreisen gehandelt. Einmal wurde die Frau eines Gefangenen bei dem Versuch, 33 Gramm Heroin in der Vagina hineinzuschmuggeln, erwischt. Sexdienste werden mit Telefonkarten bezahlt, Homosexualität ist weit verbreitet.

Glina, Kroatien

Diese Haftanstalt in Kroatien ist wegen ihrer „Gummizellen“, in denen die schlimmsten Straftäter unter den Insassen eingeschlossen werden, berüchtigt. In den Gummizellen bekommen sie die ganze Palette an Einschüchterungsmethoden, wie z.B. plötzliche Temperaturwechsel, zu spüren. Wenn sie aus der Gummizelle entlassen werden, müssen sie mit Vergewaltigung als „Gegenleistung“ für den Schutz durch einen älteren Insassen rechnen.

Spitzel und „Verräter“ werden auch hier brutal bestraft, Selbstmorde aufgrund von Verzweiflung kommen unter den Insassen immer häufiger vor.

Eine Flucht aus der Haftanstalt Glina ist äußerst schwer. Für die älteren Insassen, die schon eine längere Haftzeit hinter sich haben, ist sie zudem wenig attraktiv, denn innerhalb der Gefängnismauern genießen solche Insassen alle Privilegien.

Gefängnisausbruch
(FOTO: iStock)

Spuz, Montenegro

Das bekannteste Gefängnis Montenegros ist sicherlich die Haftanstalt Spuz. Hier sitzen Mitglieder verschiedener Drogenkartelle bzw. Clans in Haft, gewalttätige Auseinandersetzungen gehören daher zum Alltag.

Anfang 2016 wurde aus dieser Haftanstalt gemeldet, dass der Insasse Jovan Jovanovic dem Insassen Igor Bozovic heißes Öl über Gesicht und Körper gegossen hatte, berichtet Nova. Mehrere montenegrinische Medien wiesen damals darauf hin, dass allein die Tatsache, dass der Täter Zugang zu einem Topf mit heißem Öl hatte, auf Korruption unter den Wachen hindeutet.

An den Massenschlägereien sollen sich auch Wachen beteiligen. Bei einem solchen Zwischenfall mussten sechs Wachen in der Notaufnahme behandelt werden, nachdem sie von Gefangenen aus Block B mit Stangen geschlagen wurden. Es sind mehr Drogen im Umlauf als auf der Straße. Das häufigste Geräusch in der Nacht ist Stöhnen, sagen die Wachen.

gefängnis
Symbolbild. (FOTO: iStockphoto)

Zabela, Serbien

Das berüchtigtste Gefängnis Serbiens ist die Haftanstalt Zabela in der Nähe von Pozarevac. Der bloße Anblick des Gefängnisses mit seiner durchgehenden, hohen Außenmauer ist bereits furchteinflößend. Wer die Haftanstalt nach einer gründlichen Untersuchung betreten darf, der begreift sofort die Botschaft Dantes: „Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren“.

Der schrecklichste Teil der Haftanstalt Zabela ist sicherlich das sogenannte „Gefängnis im Gefängnis“, wie die Sonderabteilung in Block 7 genannt wird. Dieser von einer weiteren unverwüstlichen Betonmauer umgebene Hochsicherheitstrakt wird Tag und Nacht von bewaffneten Wachen bewacht, hier sitzen die größten serbischen Schwerverbrecher ihre Haftstrafe ab.