Start Aktuelles
Eskalation

Dies sind 5 mögliche Szenarien iranischer Rache an Israel

Iran
(EPA: EPA-EFE/YAHYA ARHAB)

Nächtliche Explosionen in Teheran, getroffene Atomanlagen und ein Ausnahmezustand in Israel markieren die jüngste gefährliche Eskalation im Nahen Osten.

Israel hat in der Nacht zum Samstag Ziele im Iran angegriffen. Nach Angaben israelischer Militärkreise wurden dabei Einrichtungen des iranischen Atomprogramms getroffen, darunter der strategisch wichtige Urananreicherungskomplex in Natanz. Auch in der Hauptstadt Teheran waren Explosionen zu hören. Verteidigungsminister Israel Katz verhängte für das gesamte israelische Staatsgebiet einen Ausnahmezustand.

Der Angriff erfolgte, nachdem der Iran zuvor rund hundert Drohnen auf Israel abgefeuert hatte, die nach israelischen Angaben allesamt abgefangen werden konnten. Die USA hatten vor einer Eskalation gewarnt und auf die Gefahr eines regionalen Flächenbrands hingewiesen. Dennoch entschied sich die israelische Führung für den Militärschlag.

Iranisches Bedrohungspotenzial

Obwohl der Iran durch jahrelange Sanktionen wirtschaftlich angeschlagen und diplomatisch zunehmend isoliert ist, verfügt das Land nach wie vor über erhebliches Potenzial, die Region zu destabilisieren und die Weltwirtschaft zu erschüttern. Teheran besitzt ein umfangreiches Arsenal an Mittelstreckenraketen, die amerikanische Militäreinrichtungen in der gesamten Region erreichen können – von Stützpunkten im Irak bis zum Luftwaffenstützpunkt al-Udeid in Katar.

Nach der Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani durch US-Drohnen im Jahr 2020 beschoss der Iran bereits amerikanische Stützpunkte im Irak. Damals gab es keine US-Opfer, da die Stützpunkte nach einer iranischen Vorwarnung rechtzeitig evakuiert wurden. Ein heutiger Vergeltungsschlag könnte deutlich umfassender ausfallen – mit simultanen Angriffen auf mehrere Stützpunkte und unter Einbeziehung iranischer Verbündeter im Irak und Jemen, was die Raketenabwehr vor erhebliche Herausforderungen stellen würde.

Der Nahe Osten ist für rund 30 Prozent der weltweiten Ölproduktion verantwortlich, wobei Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait die Hauptproduzenten sind. Ein Drohnen- und Raketenangriff auf saudische Ölanlagen im September 2019 – für den Riad den Iran verantwortlich machte – halbierte vorübergehend die saudische Ölproduktion und nahm fünf Prozent der globalen Versorgung vom Markt.

Obwohl sich der Iran seither um verbesserte Beziehungen zu Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten bemüht hat, ließ Teheran durchblicken, dass bei einem Angriff auf seine Nuklearanlagen auch Ölfelder in der Region zum Ziel werden könnten. Der Persische Golf spielt eine Schlüsselrolle für den weltweiten Öltransport – durch die Straße von Hormus werden bis zu 30 Prozent der globalen Öllieferungen verschifft.

Mögliche Vergeltung

Ein militärischer Konflikt könnte diese lebenswichtige Transportroute lahmlegen. Die britische Seefahrtsbehörde UKMTO hat bereits eine Warnung an Schiffe in der Region herausgegeben. In der Vergangenheit hat der Iran wiederholt Schiffe in diesem Seegebiet vermint und angegriffen, um Druck auf die Golfstaaten und die USA auszuüben.

Teheran hatte zuvor mit massiven Vergeltungsschlägen gedroht, sollte Israel iranische Atomanlagen angreifen. Im Oktober feuerte der Iran als Reaktion auf israelische Bombardements iranischer Raketen- und Luftabwehrstellungen bereits Raketen auf Israel ab. Die meisten wurden von der israelischen Luftabwehr mit Unterstützung der USA, Großbritanniens und Frankreichs abgefangen.

Einige Geschosse trafen jedoch ihr Ziel – sie schlugen auf einem Militärflughafen ein, auf dem die israelische F-35-Flotte stationiert ist, nur wenige hundert Meter vom Hauptquartier des Geheimdienstes Mossad entfernt. Die Hisbollah, traditionell Irans wichtigster Verbündeter in der Region, hatte jahrzehntelang die Aufgabe, Israel von Angriffen auf den Iran abzuschrecken.

Doch sowohl die Hisbollah als auch die Hamas in Gaza sind inzwischen erheblich geschwächt. Der Iran kann jedoch weiterhin auf die Unterstützung der Huthis zählen, die regelmäßig Raketen auf Israel abfeuern, sowie auf bewaffnete Gruppen im Irak, die sowohl israelische als auch amerikanische Ziele in Irak und Syrien attackieren.

Wie könnte der Iran auf den israelischen Angriff reagieren? Die britische Zeitung „The Times“ hat fünf mögliche Szenarien skizziert.

Für Israel und die USA besteht die zentrale Herausforderung darin, in der ersten Angriffswelle möglichst viele iranische Raketenbatterien auszuschalten, um die Auswirkungen einer möglichen iranischen Gegenreaktion zu minimieren.