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Dragana del Monaco: „Ich habe mich erst richtig gefunden, als ich Serbien verlassen habe.“

Dragana del Monaco hat eine reiche internationale Karriere und spricht mehrere Weltsprachen. (FOTO: zVg.)

Man könnte sagen, dass Sie von Anfang an eine internationale Karriere angestrebt haben.
In Italien hat meine Orientierung ins Ausland begonnen, weil ich mich beweisen wollte, vor allem gegenüber mir selber und meinem Talent. Ich hatte nämlich den Eindruck, dass das in Belgrad zu jener Zeit nicht möglich war. Ich habe niemals zu den verschiedenen Professoren-Cliquen oder, Gott behüte, zu irgendwelchen politischen Gruppierungen gehört, und ich glaube, ich habe mich erst richtig gefunden, als ich Serbien verlassen habe. Als junge Künstlerin habe ich in der Absicht begonnen, mir meinen Weg auf die europäischen Bühnen zu bahnen und dort auszuprobieren, was ich kann und was ich nicht kann.

„Es war fantastisch, unter den Pyramiden in der Aida die ägyptische Prinzessin Amneris zu singen und dabei serbische Emotionen und eine serbische Seele zu haben.“

Welches war der entscheidende Moment in Ihrer Karriere?
Nach dem Jahr in Mailand habe ich sofort ein Engagement am Stadttheater in Luzern erhalten, wo ich zwei Jahre geblieben bin und den ersten Schock erlebt habe, als mir eröffnet wurde, dass ich Eugen Onegin, eine Oper, die ich liebte und auf Russisch ganz auswendig kannte, auf Deutsch singen sollte. Nach Luzern, wo ich auch Claudio del Monaco kennengelernt und geheiratet hatte, lebten wir einige Zeit in Monte-Carlo und gingen dann nach Rom, wo mein einziger Sohn Mario Pavle del Monaco geboren wurde. Später zogen wir nach Bonn, wo ich vier Jahre lang ständiger Gast an der dortigen Oper war.

Seitdem gab es viele Gastspiele: Das Teatr Wielki in Warschau, das Teatro Massimo in Palermo, die Oper in Oslo, in Venedig etc. Die Krönung meiner Karriere war 2010, als ich nach zwei Jahren, in denen ich Aida gesungen hatte, die große Ehre hatte, vier Vorstellungen der Aida unter den Pyramiden zu singen. Das war eine große internationale Aufführung unter freiem Himmel vor Tausenden Gästen und Touristen aus der ganzen Welt, die von allen großen Fernsehsendern übertragen wurde. Die zentrale Vorstellung fand an Verdis Geburtstag, dem 10. Oktober, statt. Das war vielleicht das Großartigste, das ich meiner Karriere erlebt habe, denn ich habe die Amneris, die Tochter des Pharao, gesungen. Es war phantastisch, eine ägyptische Prinzessin zu singen und dabei serbische Emotionen und eine serbische Seele zu haben. Ich bin in der ganzen Welt aufgetreten, aber immer bin ich nach Belgrad zurückgekehrt, wo ich schon seit vollen 20 Jahren den Status der Primadonna der Belgrader Oper habe und wo ich alle Rollen meines musikalischen Fachs singe: Carmen, Aida, Troubador, Don Carlos.

Erfolgreiche Karriere: Dragana ist seit 20 Jahren Primadonna der Belgrader Oper.

Neben einer besonderen Stimme müssen Opernsänger auch schauspielerische Fähigkeiten haben.
Schon in den 70-er und 80-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kam in der Welt der Oper die Vorstellung auf, dass ein Opernkünstler eigentlich ein Schauspieler ist, der singt. Diese Einstellung gefällt mir sehr und ich habe sie mir ganz zu eigen gemacht, weil es heute undenkbar ist, dass ein Opernsänger auf der Bühne steht und einfach nur singt. Es werden moderne Opernregien gemacht und die schauspielerischen Anforderungen sind ausgesprochen hoch. Diesen Teil lernt man auf der Bühne und in der Arbeit mit den großen Regisseuren, mit denen zu arbeiten ich die Ehre hatte: Giancarlo del Monaco, Pier Luigi Pizzi, Juri Ljubimow.

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Vera Marjnaovic
Meine Berufung zur Journalistin entdeckte ich bereits als Sechzehnjährige während meiner Gymnasialzeit in Montenegro. Diesem Berufszweig bin ich seither treu geblieben. Nach meiner Ankunft in Wien widmete ich mich der Arbeit mit Mitgliedern der BKS-Gemeinschaft, wodurch ich tiefgreifende Einblicke in die Lebensgeschichten und sowohl die Triumphe als auch die Herausforderungen verschiedener Generationen gewann. Diese vielfältige Palette an Persönlichkeiten prägte meinen journalistischen Weg und festigte mein Engagement für soziale Themen.