Jasmina Marinkovic ist Reinigungs-Profi auf höchstem Niveau – gemeinsam mit 34 anderen wurde sie als Meisterin geehrt. Nach einem anspruchsvollen Ausbildungsweg warten nun vielfältige Karriereperspektiven. Eine Branche räumt auf – allen voran mit Vorurteilen.

Meister oder Meisterin eines Fachs zu sein ist etwas Außergewöhnliches – für 35 Wienerinnen und Wiener der Landesinnung Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger wurde es spätestens am 25. April zur Realität. Sie wurden für die erfolgreiche Absolvierung der Meisterprüfung geehrt. Eine von ihnen ist Jasmina Marinkovic.
Die 45-jährige Wienerin hat ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht, „Es war ein langer und schwerer Weg, aber umso stolzer bin ich, dass ich diese Herausforderung geschafft habe“, erklärt die frischprämierte Meisterin auf der Meisterfeier in der Wiener Gebäudereinigungsakademie. Dorthin lud die Landesinnung Wien der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger der Wirtschaftskammer Wien ein, um die Absolventinnen und Absolventen der Fachmodule 1 bis 3 und die neuen Meister und Meisterinnen aus dem Jahr 2023 gebührend zu feiern.
Komplexer Abschluss statt alltäglichem Putzen
Auch ihren Meisterkollegen und –Kolleginnen ist der Stolz über die bestandene Prüfung anzusehen. Entgegen veralteten Vorurteilen hat die Arbeit mit der alltäglichen Vorstellung vom Putzen fast gar nichts zu tun. Stattdessen pauken die Prüfungsanwärter und -Anwärterinnen komplexes Fachwissen – von chemischen Prozessen über verschiedenste Materialien von Böden und Oberflächen bis hin zur Mikrobiologie gibt es viel zu beachten. Das Prüfungshandbuch allein hat rund 700 Seiten. „Es war schwieriger als viele am Anfang erwartetet haben, aber wenn ich es als alleinerziehende Mutter zweier Kinder schaffen konnte, kann es jeder, der sich entsprechend anstrengt“, ist sich Marinkovic sicher.
Als Meisterin zur erfolgreichen Unternehmerin
Ihr Entschluss, Meisterin zu werden, fasste sie, um sich neue Perspektiven in der Branche zu öffnen, „nach zehn Jahren als Teamleiterin im Bereich Sonderreinigung wollte ich mich weiterentwickeln und selbst verwirklichen. Es war immer mein Traum, selbstständig und mein eigener Chef zu sein.“ Diesen Traum konnte sich die Wienerin im Vorjahr erfüllen – sie führt ein Reinigungsunternehmen in Wien-Meidling, beschäftigt dort sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Die Auftragslage ist sehr gut, wir bekommen viel Arbeit durch Mundpropaganda“, so die Selbstständige.

Aber auch als Angestellte arbeitete Marinkovic stets gerne in der Reinigungsbranche, „ich habe mich damals wegen der vielfältigen Tätigkeitsbereiche und der flexiblen Arbeitszeiten für die Sonderreinigung entschieden. Man lernt dort auch viele interessante Persönlichkeiten kennen“, erzählt die 45-Jährige.
Falsche Vorurteile erschweren Personalsuche
Viele Menschen haben leider noch falsche Vorstellungen über die Reinigungsbranche – bei den Gebäudereinigern und Hausbetreuern handelt es sich wahrlich nicht um einfache Putzkräfte, sondern um hochausgebildete Experten für Sauberkeit und Hygiene. Das erschwert die Rekrutierung von Nachwuchskräften in der krisenfesten Branche, was in Zeiten des Fachkräftemangels ohnehin schon schwierig ist.
„Leider ist man immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert, aber für Menschen, die gerne aktiv sind und einen abwechslungsreichen Job mit verschiedensten Aufstiegsmöglichkeiten suchen, kann ich die Reinigungsbranche nur wärmstens empfehlen“, rät Marinkovic. Als Unternehmerin weiß sie aus persönlicher Erfahrung, wie schwer die Personalsuche ist. „Ich suche laufend neue Kräfte, aber die Rückmeldungen fallen meistens enttäuschend aus“.
Helden im Hintergrund
Umso wichtiger sieht Gerhard Komarek, Landesinnungsmeister der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger, die Meisterinnen und Meister als Leuchttürme für die Branche. „Wir versuchen das Image der Branche stetig zu verbessern und das können wir nur, wenn wir draußen qualitativ hochwertige Leistungen erbringen. Das ist nur möglich mit fachlich gut ausgebildetem Personal wie Ihnen, die draußen bei der Kundschaft einen positiven Eindruck hinterlassen“, resümierte er in seiner Rede beim Festakt. Gemeinsam mit Charly Lechner, Obfrau-Stellvertreter der Sparte Gewerbe und Handwerk, überreichte Komarek Urkunden und Schmuckbriefe an die Geehrten. „Eure großartigen Leistungen nimmt man oft nur wahr, wenn sie fehlen. Ich freue mich besonders, euch als wahre Heldinnen und Helden im Hintergrund heute auszeichnen zu dürfen“, bekräftige auch Lechner vor den Geehrten.
Reinigungstechnik – eine Lehre mit Perspektive
Den richtigen Umgang mit Reinigungsmitteln, Maschinen und Geräten oder das gezielte Fachwissen für die Reinigung verschiedenster Orte und Materialien: In nur drei Lehrjahren kann man alles rund um die Sauberkeit lernen.
Neben dem Pflichtschulabschluss, guter körperlicher Verfassung, Hygiene- und Umweltbewusstsein und Organisationstalent braucht es dafür nur die richtige Motivation, um in der krisenfesten Branche der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung durchzustarten.

In Wien finden sich professionelle Ausbildungsmöglichkeiten von internationalem Niveau. In Liesing bildet die dortige Gebäudereinigungsakademie auf über 1.700 Quadratmetern Fläche ihren Nachwuchs aus. „Wir haben wahrscheinlich die modernste Ausbildungsstätte Europas“, erklärt Christoph Guserl, Geschäftsführer der Gebäudereinigungsakademie. Vom OP-Saal bis zum U-Bahn-Waggon wird dort nicht nur vielfältiges Fachwissen vermittelt, sondern man hat die Möglichkeit, Reaktionen und Anwendungsmethoden in ihren Einsatzsituationen praktisch zu erlernen.
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Weitere Informationen zum Lehrberuf Reinigungstechnik finden Sie auf gebaeudereinigungsakademie.at und wko.at/wien/gebaeudereiniger
Wer ein Jahr länger Zeit und Lust hat, kann eine Doppellehre machen und die Ausbildung zur Bürokauffrau oder zum Bürokaufmann zusätzlich absolvieren. Nach erfolgreichem Lehrabschluss warten spannende Berufsaussichten: Als Facharbeiter wartet eine krisensichere Anstellung, als Vorarbeiter kann man auch Personalverantwortung übernehmen. Wer sich fokussieren will, kann als Spezialistin für Denkmal- und Fassadenreinigung oder für Krankenhausreinigung durchstarten. Auch die Möglichkeit, sich mit einem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen, ist nach bestandener Meisterprüfung möglich.
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