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Gernot Kulis: Komiker und Stimmakrobat

Gernot Kulis: Komiker und Stimmakrobat (FOTO: Hans Leitner)

Gernot Kulis frei nach dem Motto „Rufen Sie ihn nicht an, er ruft sie an”. Schon seit 21 Jahren greift er in der Rolle als Ö3-Callboy zum Telefon und legt die Menschen raffiniert rein. Er spielt auf der Bühne, parodiert und ruft ganz Österreich an: Der Comedian und Kabarettist spricht im Interview mit KOSMO über seine Karriere, Streiche und Tourneen.

KOSMO: Wollten Sie schon immer ein Komiker werden? Wie kam es dazu?
Gernot Kulis: Ich wollte immer schon etwas mit dem Publikum machen. Meine erste Idee war es, Fußball-Profi zu werden, da ich sehr talentiert war. In meiner Jugend war ich Fußballer und habe für Sturm Graz gespielt. Parallel habe ich für die Theatergruppe oder den Schikurs Scatches und Kabarettpointen geschrieben. Ich habe sehr gerne Stimmen nachgemacht und viele haben darüber gelacht. Meine erste Kassette habe ich unter Lehrern und Schülern verkauft, da konnten sie Aufzeichnungen von versteckten Mikrofonen im Lehrerzimmer hören. Und so fing es mit der Comedy an!

Sie feiern heuer 21 Jahre Callboy. Was ist das Faszinierende daran und wie bereiten Sie sich auf die Anrufe als Callboy vor?
Nach meiner Schulzeit war ich zuerst bei Antenne Steiermark und bin dann zu Ö3 gekommen. Dort habe ich in sehr jungen Jahren als Sportreporter gearbeitet. Danach habe ich mich um die Morning Show gekümmert, wo mir plötzlich die Idee kam, dass ich wen anrufen und reinlegen könnte. Das war so witzig, dass daraus eine Rubrik entstanden ist. Es ist eine der vielen Rubriken von mir, aber mit der bin ich wahrscheinlich bekannt geworden.

Gernot Kulis: „Für mich sind Callboy-Streiche wie Pop-Nummern, die zwei bis drei Minuten dauern.” (FOTO: Martin Krachler)

Was war Ihr Lieblingsstreich als Callboy?
Sie sind teilweise so verschieden. Für mich sind die Callboy-Streiche wie Pop-Nummern. Sie dauern zwei bis drei Minuten, sie haben eine Geschichte, welche immer anders und satirisch aufbereitet ist. Es gibt ganz schräge Momente, die mir sehr gut gefallen. Wenn ich meine Favoriten wählen müsste, würde ich sagen „der Ohrenarzt” und die „Russen im Schwimmbad”. Ich habe zum Beispiel einen Mann aus Niederösterreich aus dem statistischen Zentralamt angerufen und zu ihm gesagt er – möge sich bitte raussetzen vors Haus und mitzählen, wie viele orangene Bentleys bei ihm am Tag vorbeifahren. Dann saß er wirklich den ganzen Tag da und das ist für mich eine skurrile Situation und mein eigentlicher Humor. Er hätte ein Jahr sitzen können, aber es würde kein orangener Bentley vorbeifahren. Ich arbeite auch gerne im Team, wo wir uns untereinander austauschen. So schaukeln wir uns in die nächste Sphäre, durch Witz und Pointen.

Sind Sie selbst leicht reinzulegen?
Klassisch reinlegen – so am Telefon – eher schwer. Weil ich die Systematik des Gags schnell erkenne und ich auch nicht reinfallen kann. Aber privat in den Gesprächen könnte ich auch so gut ein Opfer wie wir alle sein. Ich habe einen Ehrenkodex, dass ich meine Freunde am Telefon nicht reinlegen darf. (lacht)

„Gute Comedy beruht auf Ärger, der so gelöst wird.”

Gibt es auch Dinge, die Sie in Rage bringen?
Ich verarbeite alles humorvoll. Gute Comedy und Satire kann man nur schreiben, wenn man sich aufregt. Oder wenn man Emotion dazu hat, sonst würde das überhaupt nicht funktionieren. Gute Comedy beruht auf Ärger und dadurch versucht man es zu lösen.

Sie tournen mit ihrem zweiten Soloprogramm „Herkulis” durch Österreich und arbeiten bei Ö3, wie bringt man das unter einen Hut?
Aktuell toure ich seit zwei Jahren mit dem Programm „Herkulis”. Im Mai gibt es eine TV-Aufzeichnung dazu. Ich hatte „Kulisionen”, „Herkulis” live und das Sonderprojekt „Best of Callboy” startet im Sommer – Tickets unter www.gernotkulis.at. Dann folgt wieder das nächste Soloprogramm. Bevor die Coronakrise angefangen hat, habe ich versucht in Deutschland, Bayern, öfters zu spielen, aber dann kam der Stopp. Ich habe eine tolle Frau, die das alles schön auffängt und das alles neben meinem Job im Radio und der Tournee. Natürlich versuche ich auch sehr viel Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Aktuell mache ich auch Videos mit Schmähammer und Kurz, die Politik-Parodien. Ich komme ursprünglich aus dem Eck der Parodien, ich bin ein Stimmenimitator. Das müssen wir auch alles kreieren und aufzeichnen und das mache ich momentan, wo ich nicht auf der Bühne stehen kann.

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Nach meinem Publizistik und Kommunikationswissenschaft Studium, blieb ich meiner großen Medienliebe treu und entwickelte mich immer weiter. Aufgrund ständigen Kontakttretens mit verschiedenen Menschen, kann ich behaupten, dass ich ein kontaktfreudiger, junger Mensch bin. Eine gute Geschichte ist die Voraussetzung unserer Profession, die viel Verantwortung in jede Recherche und jedem Text mit sich trägt. Meine Leidenschaft gilt definitiv den Chronik-Themen, denn neben der Liebe für Chronik habe ich eine große Schwäche für Promis.