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Ernährungstipps

Herbst-Hunger: Warum unser Steinzeit-Gehirn uns zum Naschen treibt

Heißhunger Essen Torte
(Symbolbild FOTO: iStock)

Der Herbst weckt den Urinstinkt: Wenn die Tage kürzer werden, meldet sich ein evolutionäres Programm in unserem Körper – mit Folgen für die Waage.

Mit dem Wechsel zur kühleren Jahreszeit steigt bei vielen Menschen das Verlangen nach mehr Nahrung. Diese jahreszeitlich bedingte Appetitzunahme hat tiefere biologische Wurzeln, wie Dr. Petra Bracht, Ernährungsexpertin und Verfasserin des Buches „Abnehmen garantiert“, erläutert.

Unsere evolutionäre Vergangenheit spielt dabei eine entscheidende Rolle. In früheren Zeiten war die Ansammlung von Fettreserven während der Herbstmonate überlebenswichtig für die kalte Jahreszeit. Der menschliche Körper folgt noch immer diesem uralten Programm und beginnt automatisch, Energiereserven anzulegen. Der wesentliche Unterschied: Heute fehlen die existenziellen Notlagen, die diese Reserven rechtfertigen würden. Stattdessen konsumieren wir häufig aus reiner Genusssuche.

„Indirekt, denn unser Körper bereitet sich auf die dunklere Jahreszeit vor. Der Herbst erinnert an Abschied, daher werden wir auch von der Stimmung her melancholischer. Und wir greifen automatisch mehr nach ‚Moodfood‘, besser bekannt als Trostessen. Bei dem spielen die Kohlenhydrate in Form von Süßem, aber auch Üppigem eine große Rolle“, erklärt Dr. Bracht.

Schlafmangel und Hunger

Theoretisch würde der Aufenthalt in kälteren Umgebungen tatsächlich einen höheren Energieverbrauch bedeuten, da der Körper mehr Wärme produzieren muss. Die Realität sieht jedoch anders aus: In der modernen Gesellschaft verbringen wir die kalten Monate überwiegend in gut beheizten Räumen. Daher benötigen wir keineswegs zusätzliche Kalorien. Allerdings führen die kürzeren Tage zu einem gesteigerten Schlafbedürfnis, dessen Nichterfüllung den Appetit ankurbelt.

Die Wissenschaft bestätigt diesen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Gewichtszunahme. Das Sättigungshormon Leptin wird hauptsächlich während des Schlafes produziert. Da viele Menschen ihr Schlafverhalten trotz früherer Dunkelheit nicht anpassen, entsteht ein Leptinmangel. Gleichzeitig steigt die Produktion des Hungerhormons Ghrelin, was zusätzliche Hungergefühle auslöst.

Gesunde Alternativen

Um dieser natürlichen Tendenz entgegenzuwirken, empfiehlt Dr. Bracht, Versuchungen bewusst zu widerstehen. Eine Methode sei das Intervallfasten nach dem 16:8-Prinzip (16 Stunden fasten, 8 Stunden essen). Zwei bis drei vollwertige, pflanzliche Mahlzeiten täglich sorgen für ein angenehmes Sättigungsgefühl. Besonders Eintöpfe oder Suppen mit Hülsenfrüchten haben einen langanhaltenden Sättigungseffekt – den sogenannten „Second-Meal-Effekt“, der sogar am Folgetag zu einer reduzierten Kalorienaufnahme führt.

Für Momente, in denen die regulären Mahlzeiten nicht ausreichen, gibt es kalorienarme Alternativen: Gemüsesorten wie Möhren, Kohlrabi, Gurken oder Paprika, idealerweise mit gewürztem Hummus als proteinreichem Dip. Auch selbständig gemachte Grünkohlchips können als gesunder Ersatz für die üblichen Nachmittags- oder Abendsnacks dienen.

Eine weitere Empfehlung der Expertin ist der regelmäßige Verzehr kleiner Portionen Sauerkraut. Fermentierte Lebensmittel fördern nicht nur das Sättigungsgefühl, sondern unterstützen auch die Darmgesundheit.

Die Darmflora, bestehend aus unzähligen Bakterien, ist für über 80 Prozent unserer Immunfunktion verantwortlich und damit ein wesentlicher Faktor für unser Gesamtwohlbefinden.