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GESUNDHEIT

HIV – Aufklärung ist das Wichtigste!

KOSMO: Was passiert da eigentlich?

Dr. Vesna Budić-Spasic: „Bei einem Verlust der Immunität wird der menschlich Organismus wehrlos und unfähig gegen Angreifer zu kämpfen, die sich auf der Grundlage der Immundefizienz entwickeln. Man nennt sie opportunistisch. Es gibt einige, die sehr schnell auftreten und den Patienten töten, sodass andere gar keine Zeit haben, sich anzusiedeln und ihre pathologische Macht zu zeigen. Am häufigsten und schnellsten treten Pilzinfektionen auf, die die systemischen Organe angreifen und zu schweren Störungen in der Speiseröhre und dem Verdauungssystem führen. Wenn die ersten Symptome auftreten, wird die HIV-Infektion zur AIDS-Erkrankung, dem Acquired Immune Deficiency Syndrome, was übersetzt bedeutet ’erworbenes Immundefektsyndrom’. Erworben ist es deshalb, weil es nachträglich durch Einwirkung des Virus entsteht und nicht angeboren ist.

Dann tritt Pneumocystis carinii auf, ein Pilz, der schwere Lungenentzündungen verursacht. Dazu kommen Viren, die schwere Formen von Hauttumoren (das Kaposi-Sarkom), Gebährmutterhalstumore oder Lymphknotentumore auslösen. Der Allgemeinzustand des Organismus, der sehr schnell verfällt, wird sehr schwierig und führt zum sicheren Tod.“

,,Wenn die ersten Symptome auftreten, wird die HIV-Infektion zur AIDS-Erkrankung, dem Acquired Immune Deficiency Syndrome, was übersetzt bedeutet ’erworbenes Immundefektsyndrom’“, so die Ärtztin Budic-Spasic.

KOSMO: Ist HIV ein definitives Todesurteil?

Dr. Vesna Budić-Spasic: „Die Zahl der Infizierten ist weltweit sehr hoch und wird auf ca. 40 Millionen geschätzt. Die Zahl der Erkrankten ist mit Sicherheit sehr viel kleiner, denn der Medizin ist es seit dem ersten Auftreten der Krankheit gelungen, sie fast vollständig unter Kontrolle zu bringen. Darum ist die Zahl der Verstorbenen gering geworden und wird in Einzelfällen gemessen. Nur in Afrika hat die Medizin diesen wichtigen Schritt noch nicht geschafft. Natürlich ist es der alten, guten Regel zufolge besser, einer Krankheit vorzubeugen, als sie zu behandeln.

In den Gesundheitseinrichtungen und bei medizinischen Eingriffen wurde die Infektionsgefahr tatsächlich auf das geringstmögliche Maß reduziert. Heutzutage sind Infektionsfälle ausgesprochen selten, denn die hygienischen Maßnahmen sind zumindest in Europa sehr wirkungsvoll.“

KOSMO: Wo liegen die neuralgischen Punkte?

Dr. Vesna Budić-Spasic: „Als Hauptproblem werden noch immer zwei große Gruppen gesehen, die die Infektion noch leicht bekommen und weitergeben, und hier ist sie sehr schwer zu kontrollieren und zu beherrschen. Aufklärung und das Angebot von Kondomen und sterilen Materialien für die intravenöse Gabe von bewusstseinsverändernden Drogen werden betrieben, wo immer es möglich ist. Probleme entstehen, wenn die Süchtigen in großen Gruppen auf der Straße und nicht mehr in der Lage sind, ihr Verhalten zu kontrollieren.

Überdosierung und Promiskuität führen in Kombination mit dem Virus zu einer viel stärkeren Zerstörung des Organismus, als AIDS das alleine schaffen würde. Um ins Bewusstsein der Risikogruppen vorzudringen propagiert die Medizin zwei Dinge: ’Safer sex’ und ’Safer use’. Das reicht im Grunde als Schutz, um die Übertragung der Infektion von Mensch zu Mensch zu verhindern.“

KOSMO: Wie viel hilft regelmäßiges Testen?

Dr. Vesna Budić-Spasic: „Häufige Blutkontrollen, bei denen das Virus im Organismus entdeckt werden kann, sind sehr wichtig. Heute gibt es sehr sensible und genaue Tests, die sogar anonym in den Laboren durchgeführt werden können. Regelmäßigen Testungen werden Blutspender, Schwangere und Operationspatienten unterzogen. Sonstige Versicherte haben ebenfalls den Anspruch auf kostenlose Tests, wenn zweifelhafte Kontakte oder das Auftreten von Infektionssyndromen, deren Ursache unklar ist, diagonostiziert werden.

Für die Mehrheit der Bevölkerung bilden Tests kein Problem, nur einige vermeiden sie aus Angst vor den Resultaten. Für sie ist es sehr schwer, die Komfortzone des Nichtwissens, ’besser, dass ich es nicht weiß’, zu verlassen und sie bleiben lieber unaufgeklärt. Das sind meistens Menschen, die sich eines Fehltritts in sexueller oder Drogenform bewusst sind, denen aber die Konfrontation mit dem eventuellen Problem, das im Falle von HIV sehr leicht lösbar wäre, schwerfällt.“