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Zivilcourage

Jugendlicher verteidigte seine Mutter: Jetzt stand er vor Gericht

(FOTO: iStock/Andranik Hakobyan)
(FOTO: iStock/Andranik Hakobyan)

Eine beänstigende Szene spielte sich in der Straßenbahnendstation in Wien-Hütteldorf ab, als eine Mutter und ihre Tochter von einem Betrunkenen belästigt wurden. Der Sohn, ein 17-Jähriger, hört den Angstschrei seiner Mutter und eilt zu Hilfe – mit weitreichenden Konsequenzen. Was folgt, ist ein Gerichtsprozess um fahrlässige Körperverletzung und letztendlich ein Freispruch, der die Frage nach den Grenzen von Zivilcourage aufwirft.

Es war eine Nacht im November, die Familie wartete an der Haltestelle der Linie 49. Die Lage eskalierte, als ein offensichtlich Betrunkener die Mutter bedrängte. „Lassen Sie uns in Ruhe“, schrie sie, während der Mann ihr bedrohlich nahe kam. Ihr Sohn, der die Szene von einer Bank aus beobachtete, sprang sofort auf, um zu intervenieren.

Unglücklich gestürzt

Der junge Mann handelte aus einem natürlichen Impuls heraus: Er wollte seine Mutter vor einem Angriff schützen. In der Hitze des Geschehens schubste er den Betrunkenen, der daraufhin so unglücklich stürzte, dass er sich schwer im Gesicht verletzte. Kiefer- und Nasenbeinbruch lautete die Diagnose.

Dieser Vorfall brachte den Schüler und einen weiteren beteiligten Jugendlichen vor das Wiener Landgericht. Dort verteidigte sich der Sohn: „Ich hatte Angst um meine Mutter, ich habe sie noch nie so schreien gehört.“ Auch die Mutter bestätigte die Angst, die sie in dieser Situation empfand: „Ich bin froh, dass er eingeschritten ist, ich hab so Angst gehabt. Weil ich nicht wusste, was passieren wird.“

Rassistische Äußerungen

Der Vorfall nahm noch eine weitere unschöne Wendung, als der Betrunkene im Krankenhaus auch noch rassistische Bemerkungen gegen eine Arztin machte, wie der Verteidiger des Jugendlichen, Rechtsanwalt Raimund Scüller, berichtete. Dies scheint die These des Anwalts zu unterstützen, dass sein Mandant aus Zivilcourage heraus gehandelt hatte und nicht aus einer Tendenz zur Gewalt.

Gerechtigkeit für Schüler

Die Richter sahen schlussendlich von einer Verurteilung ab und sprachen den jungen Wiener frei – ein Urteil, das nicht nur für den Beschuldigten, sondern auch als Zeichen für die Gesellschaft gelten mag. Zivilcourage ist ein hohes Gut, und dieses Urteil scheint dem Rechnung zu tragen. Allerdings bleibt die Erinnerung an eine Nacht, in der das Eintreten für andere beinahe ein tragisches Ende genommen hätte.