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Beispiel für Humanität

Jurist mit Herz im Kampf gegen die MA35

(FOTO: KOSMO)

Der Bub Andrej:

Andrej ist ein Bub, der zu früh erwachsen geworden ist, ein sorgsamer und verantwortungsvoller Schützer seiner Familie. Nur selten lässt er sich zu dem Geständnis verleiten, dass er während des Kampfes um das Bleiberecht in Österreich und vor allem während seines Kampfes gegen die Krankheit Angst gehabt hat.

„Ich war auf niemanden wütend, als das alles stattfand, aber ich war oft traurig. Mir hat vieles gefehlt, was für meine Freunde normal war. Ich konnte nicht zum Sport gehen, denn das kostete alles zu viel, und Mama konnte keinen Vertrag für mein Training abschließen, denn ich hatte kein Visum. Vieles hat mir gefehlt, aber am schlimmsten war für mich die Angst um meine Mutter und meinen Bruder. Ich habe das nicht gezeigt, um Mama nicht noch zusätzlich zu belasten. Als ich krank wurde, habe ich mich sehr erschrocken. Ich fürchtete mich vor den Operationen, denn ich wusste nicht, wie das alles ausgehen würde, und die ersten Prognosen waren schlecht. Und dann sah ich noch meine Mama, die sehr unglücklich war, was mein Leben zusätzlich bitter gemacht hat. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sie davor bewahrt. Ich gehe in die Mittelschule und habe nur Einser. Ich würde gerne Bauingenieur werden, um mein Leben mit Bauen zu verbringen, aber nicht nur verschiedene Objekte, sondern auch Brücken zwischen den Menschen. Durch unseren Prozess habe ich gesehen, wie schön es ist, ein guter Mensch zu sein, und wie toll es ist, einen guten Menschen an seiner Seite zu haben, so wie wir Herrn Haris hatten. In ihm habe ich einen Freund für mein ganzes Leben gewonnen, er ist mein großes Vorbild geworden. Ich werde mich bemühen, sein Vertrauen zu rechtfertigen und Menschen zu helfen, so wie er meiner Familie und mir geholfen hat.”

Botschaft:

Wir sollten denjenigen eine Botschaft schicken, die nationale und religiöse Teilungen vorantreiben, statt nur die Menschen zu sehen. Denn Irena ist orthodox und Haris ist Bosniak, beide stammen aus BuH. Sie haben als Kinder den unglücklichen Krieg miterlebt, der einige lebenslange Spuren hinterlassen hat. Dennoch sind diese Menschen nicht vom Hass vergiftet. Als sich ihre Wege kreuzten, hat Haris Džidić bei Irena und ihren Kindern nicht die nationalen Gene gezählt, sondern er wollte nur helfen. Er hat gezeigt, dass es keine Grenzen gibt, wenn ein Mensch das ehrliche Bedürfnis hat, Gutes zu tun und human zu sein. Ganz einfach: Entweder sind wir Menschen oder wir sind es nicht.

Magistrat 35

Seit Ausbruch der Pandemie bis heute hat sich die MA35 im Funktionieren der Wiener Stadtbehörden als neuralgischer Punkt erwiesen. Die Verzögerungen bei der MA35 bereiten zahlreichen Bürgern mit Migrationshintergrund unlösbare Probleme. Leider hat sich daran, seitdem unser Leben wieder in mehr oder weniger normalen Bahnen verläuft, nicht viel geändert. Wenn man Papiere für die Verlängerung einer Arbeits- oder Aufenthaltsbewilligung einreicht, ist es ungewiss, wie lange man auf positive Antworten warten muss. Da das Wiener System elektronisch vernetzt ist, kommt es dadurch zu schlimmen Folgeproblemen, wenn alleinerziehende Eltern ihre Krankenversicherung für die Kinder und sich verlieren oder in ihren Bezügen eingeschränkt werden. Es stimmt: Wenn alles entschieden ist, kommt das Geld, aber bis dahin muss man erst einmal überleben. Familienzusammenführungen oder Erteilungen von Studentenvisa fallen in die Kategorie Mission Impossible! Es ist wirklich sonderbar, dass die Behörden der Stadt Wien, das wegen seiner hervorragenden Lebensbedingungen mehrfach zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wurde, dieses Problem nicht in den Griff bekommen und ihren Bürgern mit ausländischen Staatsbürgerschaften kein würdiges Leben ermöglichen können.