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VAKZINE

Kaum Antikörper: Setzte Serbien auf das falsche Impf-Pferd?

(FOTO: Flickr/Covid-19 vaccination/Олександр Жадан Kyiv/ Oleksandr Zhadan)

Aufgrund des schnellen Einsatzes der russischen und chinesischen Vakzine zählte Serbien Anfang des Jahres zu den europäischen Vorbildern, wenn es um die Impfung gegen Corona geht. Nun häufen sich Zweifel am Sinopharm-Impfstoff aus China.

Serbien und auch Ungarn starteten im europäischen Vergleich sehr schnell mit Massenimpfungen, da sie sehr schnell mit dem chinesischen und russischen Serum zu immunisieren begannen. In der Europäischen Union ist Sputnik V immer noch nicht zugelassen und der Impfstoff von Sinopharm wird zwar anerkannt, jedoch in Österreich und vielen anderen EU-Mitgliedsstaaten noch nicht verimpft.

Wochenlang wurde Serbien als europäischer Vize-Impfmeister gefeiert. Diese Tatsache nützte die Regierung auch aus, um das Image aufzubessern. So entschied Belgrad unter anderem auch sehr früh, Nicht-Staatsbürger zu immunisieren, was dazu führte, dass ein regelrechter Impftourismus entstand.

Impfquoten heute unter europäischem Durchschnitt
Wie auch in vielen anderen Ländern Europas stockte das Impftempo in den letzten Wochen und Monaten auch in Serbien. Die Impfzentren waren fast leer und eine Impfung ohne Voranmeldung bzw. Termin ist schon lange Alltag. In Serbien sind derzeit etwas mehr als 40 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft. In Ungarn beläuft sich diese Zahl auf 59 Prozent. Beide Staaten liegen unter dem EU-Durchschnitt von 63 Prozent.

Nun steigt der Andrang jedoch wieder. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Spätentschlossene, sondern um Impfbefürworter, die sich mit einem dritten Stich gegen die Delta-Variante schützen möchte. Vor allem potentielle Risikopatienten möchten sich alsbald wieder impfen lassen, da sich der chinesische Impfstoff bei älteren Personen als weniger wirksam erwies.

Studie: Sinopharm nur begrenzt wirksam
Immer mehr Personen, die mit dem Impfstoff von Sinopharm immunisiert wurden, klagten über kaum Antikörper zu verfügen. Diese Beschwerden wurden von Budapest als unbegründet verworfen. Nun haben ungarische Studien diesen Verdacht jedoch bestätigt.

Bei 90 Prozent der Sinopharm-Geimpften unter 50 Jahren wurde ein messbares Niveau von Antikörpern festgestellt. Anders sah es jedoch bei der Gruppe 60 plus bzw. 80 plus aus. Jede vierte Person über 60 Jahre wies keine Antikörper mehr auf, bei den über 80-Jährigen war es sogar jeder Zweite.

Anderer Impfstoff für 3. Stich vorgeschlagen
Die ungarische Regierung gestand bis dato nicht ein, womöglich vorschnell auf das chinesische Impf-Pferd gesetzt zu haben. Gleichzeitig kündigte Budapest jedoch Kreuzimpfungen für den dritten Stich an. Sinopharm-Geimpfte in Ungarn sollen sich nun mit einem mRNA-Impfstoff wie Pfizer oder Moderna oder einem Vektorimpfstoff wie Janssen oder AstraZeneca impfen lassen, so die Empfehlung des Nationalen Gesundheitszentrums.

Das serbische Impfgremium veröffentlichte Ende Juli eine ähnliche Empfehlung, nur um diese wenig später wieder zurückzuziehen. In Serbien wird auch weiterhin daran festgehalten, den Impfstoff beizubehalten. Ein Serums-Wechsel wird nur nach Absprache mit einem Arzt empfohlen. Dass Belgrad keine öffentlichen Aussagen zur Wirksamkeit des chinesischen Wirkstoffes tätigt, ist nur wenig verwunderlich. Im März kündigte der serbische Präsident Aleksandar Vučić nämlich den Bau einer Sinopharm-Impfstoffproduktion im Land an.

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