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Klimakleber sollen Rettung blockiert haben – Patient stirbt

KLIMAKLEBER_RETTUNG
(FOTO: iStock/CanettiDie, Letzte Generation)

Am Mittwochmorgen kam es zu einer Aktion von Klima-Aktivisten am Verteilerkreis, bei der der Verkehr zum Stillstand gebracht wurde. Leider wurde dadurch auch ein Rettungseinsatz behindert. Der Patient verstarb später.

Seit über einer Woche stören Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ mit ihrer großen Protestwelle den morgendlichen Verkehr in Wien. Am Mittwoch klebten die Aktivisten erneut auf der Straße und brachten sowohl den Verteilerkreis als auch den Praterstern zum Stillstand. Diese Aktion führte nicht nur zu gewaltsamen Szenen, sondern nahm auch eine tragische Wendung.

Laut einer Aussendung der Polizei wurde bei der Aktion in Favoriten ein Rettungsfahrzeug behindert, das zu einem Reanimationseinsatz eines Patienten in Niederösterreich alarmiert worden war. Erst nach dem Eingreifen der Polizei konnte die Fahrbahn für das Rettungsfahrzeug freigemacht werden.

Am späten Nachmittag wurde die traurige Nachricht veröffentlicht, dass der Patient während des Einsatzes verstorben ist. Ist dies die schreckliche Konsequenz der Klebe-Blockade oder wäre für den älteren Mann ohnehin jede Hilfe zu spät gekommen?

In ihrer offiziellen Stellungnahme zeigte sich Corina Had, Sprecherin der Berufsrettung, zurückhaltend. Sie erklärte, dass der Rettungswagen aufgrund des Vorfalls am Verteilerkreis einige Minuten später eingetroffen sei, konnte jedoch nicht beurteilen, ob der Mann aufgrund dieser Verzögerung verstorben sei.

Später wurde bekannt, dass die Crew eines Notarzthubschraubers vor den Wiener Rettungskräften am Einsatzort eingetroffen war und den 65-jährigen Patienten versorgte. Der genaue Zeitpunkt des Todes und wie dieser mit der Blockade in Zusammenhang steht, wird derzeit in laufenden Untersuchungen ermittelt. Dennoch betonte Had: „Leider geht es bei uns immer um Menschenleben!“

Die Aktivisten, insgesamt neun von ihnen wurden festgenommen, werden nun wegen des Vorfalls gemäß § 89 des Strafgesetzbuches wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit angezeigt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen bis zu drei Monate Haft oder eine Geldstrafe von bis zu 180 Tagessätzen.

Das sagt die Letzte Generation selbst dazu

Die Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ widersprachen den Vorwürfen, den möglichen Tod einer Person mitverschuldet zu haben, gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Sie gaben an, dass am Verteilerkreis nach Aussagen der Menschen vor Ort kein Rettungsfahrzeug in Sicht war.

Sprecher David Sonnenbaum betonte, dass sie vor jedem Protest die Rettungsleitstellen kontaktieren und über bevorstehende Aktionen informieren“, erklärte er. Er versicherte gegenüber „Heute“ auch, dass sie bei der Planung und Durchführung der Blockaden stets größtmögliche Sicherheit beachten würden.

Weiterhin erklärte der Aktivisten-Sprecher, dass am Verteilerkreis mehrere Rettungsfahrzeuge die Protestaktion ohne Verzögerung über die Busspur der Haltestelle Altes Landgut passieren konnten.

Später gab die „Letzte Generation“ jedoch zu, dass sie sich falsch verhalten habe. Ein anderer Sprecher, Florian Wagner, räumte gegenüber der APA ein, dass ein Fehler passiert sei. Sie hätten vor der Aktion in der Hektik versäumt, die Leitstelle der Rettung anzurufen und über ihre Aktion zu informieren.

Politik reagiert entsetzt

Die Blockade eines Rettungswagens löste eine politische Reaktion aus. Obwohl noch unklar ist, ob die Verzögerung des Rettungswagens den Tod des 65-jährigen Mannes verursacht hat, wird dies in den Reaktionen der FPÖ und der ÖVP oft als Fakt dargestellt. Der Wiener FPÖ-Chef, Stadtrat Dominik Nepp, beschuldigte die Klimaaktivisten, ein Menschenleben auf dem Gewissen zu haben, und forderte ein hartes Durchgreifen, um weitere Todesfälle zu verhindern. Johann Gudenus, ehemaliger FPÖ-Abgeordneter, äußerte sich auf Facebook ähnlich. Die ÖVP-Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm betonte, dass genau das eingetreten sei, was sie seit Wochen befürchtet hätten, und forderte ein Ende der sinnlosen Blockaden, da sie Menschenleben kosten könnten, ohne etwas zu bewirken.

„Nach den bisherigen Informationen ist jetzt der schlimmste anzunehmende Fall eingetreten. Es ist erschütternd, dass diese Gefahr von den Beschwichtigern einfach weggelächelt wurde. Meine Gedanken sind bei den Hinterbliebenen“, so Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.