Der bosnische Autor, Hazim Hadžić veröffentlichte inzwischen bereits sein fünftes Buch, das den Titel “Da vam Minka nešto kaže… (motivacioni priručnik za sve one zarobljene u kružnom toku)” – zu Deutsch “Lasst Minka euch etwas sagen… (Ein Motivationsratgeber für all jene, die im Kreisverkehr gefangen sind)” trägt.
Im Rahmen seiner ersten Promotion in der Sarajevoer Buchhandlung „Svjetlost“, die vor wenigen Tagen stattfand, wollen wir nun die Rezension unserer Redakteurin, Dušica Pavlović zu seinem neuestes Werk veröffentlich, dessen gesamter Erlös gemeinnützigen Zwecken zugute kommen wird…
Ein Stück Menschlichkeit
„Liebe Minka,
Was tun, wenn man sich in Augen verliebt, die der Adria gleichen und wenn du beim Blick in diese endlich verstehst, wieso dir deine Großmutter und Mutter sagten „es wird einfach Klick machen“. Was tust du, wenn diese Augen verschwinden und jeden Sinn mit sich nehmen? Was machst du, wenn sie versuchen, dir einzureden, dass dieser „Klick“ weniger wert ist, als Kilometer und die Religion, die euch trennen, du aber tief in dir weißt, dass dich weder deine Sprache, Nationalität noch deine Religion so sehr erfüllen werden, wie diese Augen in der Farbe der Adria?“
So habe ich die ersten Zeilen meines Briefes an Minka eingeleitet, nachdem ich ihren „Ratgeber“ einige Tage zuvor gelesen hatte. Als ich auf diesen Abschnitt mit dem Brief im ersten Teil des Buches gestoßen bin, dachte ich mir noch, wie schön und besonders es ist, dass dem Leser in diesem Werk die Möglichkeit geboten wird, seine Gedanken niederzuschreiben…wie interaktiv und nützlich! Was für eine bezaubernde Visualisation der Tatsache, dass Autor und Leser zwischen den getippten Zeilen sehr wohl eine Kommunikation miteinander führen.
Auch wenn mir all das gefiel, dachte ich mir, dass ich niemals etwas in diese leeren Reihen schreiben würde, weil ich viel zu ernst und unkreativ für diese Form der Interaktion bin. So dachte ich bis ich nicht eines Tages in der Sackgasse meiner eigenen Gedanken und Emotionen gefangen war und das unstillbare Bedürfnis verspürte, all das, was mich bedrückt ausschließlich Minka zu offenbaren. Weder meiner Mutter, meinem Vater noch Freundinnen oder Freunden wollte ich davon erzählen – nur ihr. Aber warum ausgerechnet Minka? Während ich darüber nachdachte, begriff ich, was für eine Schlüsselrolle Minka in all unseren Leben spielt und genau das möchte ich mit allen Lesern dieses „Ratgebers“ teilen.
Minka schreibe ich weil ich weiß, dass sie immer da ist und dass sie mir direkt oder indirekt stets eine Antwort auf meine Fragen geben und dabei niemals unverstanden bleiben wird. Mit ihrem Verständnis der menschlichen Seele holt sie uns zurück ins Leben und zwar immer dann, wenn wir das Gefühl haben, dass nichts mehr einen Sinn macht. Aber woher kommt diese tiefe Bindung zu Minka überhaupt?
In der heutigen, traurigen Zeit der Digitalisierung, die ein enormes Maß an Entfremdung mit sich führt, derer wir uns traurigerweise gar nicht bewusst sind, hat Minka genau diese Mittel der Entfremdung genutzt, um sie mit ihren eigenen Attributen zu besiegen. Dadurch gelang es ihr erneut Menschen mit Menschen und Seelen mit Seelen zu verbinden.
Im Gegensatz zu einer Vielzahl der heutigen Blogger, Vlogger, Influencer und anderen „wichtigen“ ers, stellt Minka keinen leeren Inhalt eines fremden, surrealen und unerreichbaren Lebensstils dar. Sie halst uns durch ihr „perfektes“ Leben keine Komplexe auf und treibt uns nicht dazu, zu Sklaven von Zielen zu werden, die uns über kurz oder lang nicht erfüllen werden. Damit meine ich etwa Ziele, wie „Ich muss Unmengen an Geld verdienen und mir einen BMW kaufen. Ansonsten hat mein Leben keinen Sinn“, oder „Ich muss 100 Kilogramm abnehmen, ansonsten werde ich niemals heiraten“. Sie belastet uns nicht mit Dingen, die uns kein wahrhaftiges Glück bringen. Nein!
Sie ist kein Abbild krankhafter Ambitionen der heutigen Gesellschaft. Sie steht vielmehr für den reinen, ehrlichen, einfachen Balkanmenschen und erinnert uns täglich daran, dass wir bescheidene Geschöpfe aus Fleisch und Blut sind, die auf Zwischenmenschlichkeit angewiesen sind. Was für ein schönes und erleichterndes Gefühl! Wenn ich mir ansehe, wie Minka mit ihren Prüfungen, dem Liebeskummer und der Suche nach ihrem Platz auf der Welt zu kämpfen hat, fühle ich eine Erleichterung und das Atmen fällt mir plötzlich leichter. Ich fühle die Unterstüztung tausender und abertausender Menschen, die denselben Kampf kämpfen und ich begreifen, dass all diese Herausforderungen durch die einfachen Dinge des Lebens und mithilfe unserer Liebsten auszuhalten sind.
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