Maskierte Männer, abgetrennte Finger und Millionenforderungen – in Frankreich jagt eine Entführerbande gezielt die Familien von Krypto-Millionären.
Die französische Polizei ermittelt in einer beunruhigenden Serie von Entführungen, die auf Krypto-Millionäre und deren Angehörige abzielen. Im jüngsten Fall wurde ein 60-jähriger Mann brutal verstümmelt, um seinen in der Kryptowährungsbranche erfolgreichen Sohn zu erpressen.
Der Vater, der gemeinsam mit seinem Sohn ein auf Malta ansässiges Krypto-Marketing-Unternehmen betreibt, wurde am vergangenen Donnerstagvormittag von vier maskierten Männern überwältigt und in einen Lieferwagen gezerrt. Nach mehr als 48 Stunden Gefangenschaft konnte die Polizei das Opfer am Samstagabend bei einer Razzia in einem Haus im Departement Essonne, rund 20 Kilometer südlich von Paris, befreien.
Die Entführer hatten dem Mann bereits einen Finger abgetrennt. Laut Ermittlern wären ohne das rasche Eingreifen der Behörden weitere Verstümmelungen zu befürchten gewesen. Bei dem Zugriff nahmen die Beamten fünf Verdächtige im Alter zwischen 20 und 27 Jahren fest.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte in einer Mitteilung: „Das Opfer ist offenbar der Vater eines Mannes, der mit Kryptowährungen ein Vermögen verdient hat, und das Motiv des Verbrechens war die Erpressung von Lösegeld.“
Die Ehefrau des Entführten gab gegenüber den Ermittlern an, dass sowohl ihr Mann als auch ihr Sohn bereits zuvor Drohungen erhalten hatten. Wie die Zeitung „Le Parisien“ berichtet, forderten die Täter zwischen fünf und sieben Millionen Euro Lösegeld – eine Summe, die letztlich nicht gezahlt wurde.
Ähnliche Fälle
Der Fall reiht sich in eine wachsende Liste ähnlicher Verbrechen ein. Erst im Jänner dieses Jahres wurde David Balland, Mitgründer des milliardenschweren Krypto-Unternehmens Ledger, Opfer einer nahezu identischen Entführung. Balland und seine Partnerin wurden aus ihrem Haus in Zentralfrankreich verschleppt. Auch ihm schnitten die Täter einen Finger ab und schickten das Video der Verstümmelung zusammen mit einer Lösegeldforderung von rund zehn Millionen Euro in Kryptowährung an seinen Geschäftspartner.
Balland konnte bei einem Polizeieinsatz befreit werden, seine Partnerin fand man einen Tag später gefesselt im Kofferraum eines Autos auf einem Parkplatz in Essonne. In diesem Fall wurden neun Personen festgenommen, darunter der mutmaßliche Anführer – ein 26-Jähriger, der bereits wegen einer früheren Entführung vorbestraft war.
Internationale Dimension
Ein weiterer Fall ereignete sich im Dezember 2024. Damals drangen Kriminelle in das Haus des 56-jährigen Vaters eines französischen Krypto-Influencers ein, der in Dubai lebt. Die Täter fesselten seine Frau und Tochter und zwangen den Mann, mit ihnen im Auto mitzufahren. Der Influencer alarmierte umgehend die Polizei, wodurch die beiden Frauen schnell befreit werden konnten. Sein Vater wurde erst 24 Stunden später im Kofferraum eines Wagens gefunden – gefesselt, mit Spuren körperlicher Misshandlung und mit Benzin übergossen.
Die Ermittler stellen fest, dass sich ähnliche Entführungsfälle mit Verbindungen zur Kryptoszene in den vergangenen fünf Monaten auch in Spanien und Belgien häufen.
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Die Täter scheinen gezielt wohlhabende Personen aus der Kryptowährungsbranche oder deren Familienangehörige ins Visier zu nehmen.
Sicherheitsmaßnahmen für Betroffene
Nach Angaben europäischer Behörden beobachten Ermittler seit 2023 eine deutliche Zunahme gezielter Entführungen im Krypto-Milieu, wobei insbesondere Angehörige vermögender Personen betroffen sind. Experten gehen von einer erheblichen Dunkelziffer aus, da viele Fälle nicht speziell als Krypto-bezogene Verbrechen erfasst werden.
Sicherheitsexperten empfehlen Krypto-Unternehmern inzwischen dringend, persönliche Informationen strikt aus sozialen Medien und öffentlichen Registern fernzuhalten und Aufenthaltsorte sowie Familienbeziehungen konsequent zu verschleiern.
Auch in Österreich warnt das Bundeskriminalamt seit 2024 verstärkt vor dem wachsenden Risiko von Cybercrime-basierten Angriffen.
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