Start News Panorama
COVID-19

Neue Corona-Symptome: Forscher warnen vor Fehldiagnosen

(FOTO: iStockphoto)

Forschungen rund um die Sars- und Mers-Erreger zeigten bereits in der Vergangenheit, dass sie auch das Nervensystem schädigten können. Dies soll laut neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse auch auf Covid-19 zutreffen.

In der Fachzeitschrift „JAMA Neurolgy“ erschien kürzlich eine Studie chinesischer Forscher aus Wuhan. Ihren Ergebnissen nach, zeigten rund ein Drittel der insgesamt 214 untersuchten Patienten Anzeichen dafür, dass das Coronavirus auch das Nervensystem angegriffen bzw. geschädigt hat. Die Mediziner gehen deswegen davon aus, dass Fieber, Husten und Atembeschwerden nicht immer die einzigen typischen Symptome für eine Infektion bzw. Erkrankung am neuartigen Virus seien müssen.

Schwindel bis Schlaganfall
Laut der neuen Studie aus Wuhan, durchgeführt durch ein Team rund um den eurologen Ling Mao von der Huazhong University of Science and Technology, wiesen 78 der 214 untersuchten Covid-19-Patienten neurologische Manifestationen auf. Diese äußerten sich umso stärker, umso schwerwiegender der Corona-Krankheitsverlauf war.

„Einige Patienten mit Fieber und Kopfschmerzen wurden zunächst auf die Neurologie-Station geschickt, weil Bluttests und Lungen-CTs auf Covid-19 negativ blieben“, berichten Mao und sein Team. „Doch einige Tage später hatten auch diese Patienten die typischen Covid-19-Symptome.“

Zu diesen Ergebnissen kamen die Mediziner nach einer Auswertung der Patientenakten, Laborbefunde und radiologischen Untersuchungen der Teilnehmer. Zusammengefasst äußerten sich die neurologischen Symptome wie folgt:

  • Schwindel (36 Patienten, 16,8 Prozent)
  • Kopfschmerzen (28 Patienten, 13,1 Prozent) 
  • Geschmacksstörungen (12 Patienten, 5,6 Prozent) 
  • Störungen des Geruchssinns (11 Patienten, 5,1 Prozent)
  • Schlaganfall (6 Patienten, 2,8 Prozent)

Deutscher Virologe fand ebenso Indikatoren
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam bereits der Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, Hendrik Streeck, Mitte März. „Zwei Drittel der Befragten beschrieben einen mehrtägigen Geruchs- und Geschmacksverlust. Das geht so weit, dass eine Mutter den Geruch einer vollen Windel ihres Kindes nicht wahrnehmen konnte“, so Streeck damals gegenüber der „FAZ“.

Auch wenn es bisher nur wenige Studien dazu gebe, inwieweit das Coronavirus auch das Gehirn angreift, so deuten die bisherigen Ergebnisse darauf hin, dass die neurologischen Störungen bereits früh im Krankheitsverlauf auftreten.

„Spezifisch“ und „unspezifische“ Symptome
Drei Neurologen von der Universität von Kalifornien, Samuel Pleasure, Ari Green und Andrew Josephson, teilten diese neurologischen Manifestationen bei einer Corona-Infektion in die Gruppen „spezifisch“ (Verlust von Geruchs- oder Geschmackssinn, Muskelschwächen und Schlaganfälle) und „unspezifisch“ (Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen, Schwindel und Krampfanfälle) ein.

„Wichtig ist, dass die Autoren [der Studie aus Wuhan – Anm.d.Red.] herausfanden, dass die von ihnen untersuchten Patienten mit einigen der häufigsten spezifischen Symptome einschließlich Geruchs- oder Geschmacksstörungen und Muskelerkrankungen dazu neigten, diese Symptome zu Beginn ihres klinischen Verlaufs zu haben“, so die drei Mediziner weiter.

Auch wenn man bezüglich Covid-19 noch im Dunkeln tappe, so sei bezüglich Sars- und Mers-Erregern bekannt, dass diese über die Riechnerven in der Nasenhöhle ins Gehirn eintreten können. Dies kann in weiterer Folge zu einer Schädigung des Nervensystems führen.

Atemstillstand aufgrund neurologischer Störungen?
Diese Studienergebnisse eröffneten auch eine neue Diskussion unter Experten. Sie fragen sich, ob ein Atemstillstand auch Resultat neurologischer Schäden sein könnte. Ein Beispiel dafür wäre eine Entzündung des Hirnstamms, von wo aus auch das Herz-Kreislauf-System und die Atemwege gesteuert werden.

Die oben erwähnten Neurologen aus den Vereinigten Staaten empfehlen daher, dass Patienten mit entsprechenden neurologischen Symptomen auch auf eine Covid-19-Infektion getestet werden sollten. Dies könne eine verzögerte Diagnose bzw. Fehldiagnose vermeiden und eine weitere Ausbreitung verhindern.