Patienten, die im Rahmen ihrer Behandlung sogenannte „Abnehmspritzen“ mit den Wirkstoffen Semaglutid und Liraglutid erhalten, berichten zunehmend von einem verringerten Alkoholkonsum.
Diese Verbindung zog die Aufmerksamkeit der Mediziner auf sich und wurde auf internationalen Konferenzen ausführlich diskutiert. Der finnische Mediziner Markku Lähteenvuo ging diesem Phänomen nach und führte eine umfassende Studie an der Universität Ostfinnland durch.
Umfassende Analyse finnischer Gesundheitsdaten
Lähteenvuos Team analysierte Gesundheitsdaten von 227.000 finnischen Bürgern, denen seit 2006 Alkoholsucht diagnostiziert worden war. Ziel der Studie war es, herauszufinden, welche Medikamente in diesem Zeitraum eingenommen wurden und welchen Einfluss diese auf die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten wegen alkoholbedingter Komplikationen von 2006 bis 2023 hatten.
Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Von den Patienten hatten 4300 Menschen Semaglutid, bekannt unter den Handelsnamen Ozempic und Wegovy, aufgrund von Diabetes oder Adipositas eingenommen. Weitere 2500 Patienten verwendeten Liraglutid, auf dem Markt bekannt als Victoza und Saxenda. Es wurde festgestellt, dass Semaglutid das Risiko eines Krankenhausaufenthalts um 36 Prozent und Liraglutid um 28 Prozent senkte.
Wirksamer als Alkoholiker-Medikamente
Diese Reduktionen stellen einen erheblichen Fortschritt gegenüber bisher bekannten Behandlungsmethoden dar. Naltrexon, das bislang wirksamste Medikament gegen Alkoholsucht, reduziert das Risiko eines Krankenhausaufenthalts lediglich um 14 Prozent. Die Ergebnisse der finnischen Studie könnten daher einen bedeutenden Schritt in der Behandlung von Alkoholsucht darstellen, was auch in Österreich, wo 340.000 Menschen als alkoholabhängig gelten, von großem Interesse ist. Laut Gesundheitsministerium konsumieren 19 Prozent der Männer und elf Prozent der Frauen in Österreich Alkohol in gesundheitsschädigendem Ausmaß.
Lähteenvuo bezeichnet die Ergebnisse als „sehr vielversprechend“, betont jedoch die Notwendigkeit weiterer klinischer Studien, die unter Umständen Jahre in Anspruch nehmen könnten. Unterstützt werden seine Ergebnisse durch eine ähnliche Untersuchung aus den USA, die ebenfalls auf eine deutliche Reduzierung des Alkoholkonsumrisikos hinweist. Diese zusätzlichen Daten könnten dazu beitragen, den Zulassungsprozess dieser Medikamente zur Behandlung von Alkoholsucht zu beschleunigen und somit neue Behandlungsoptionen zu erschließen.
Insgesamt zeigt sich, dass Abnehmspritzen nicht nur im Bereich des Gewichtsmanagements, sondern auch in der Suchtherapie Potenzial besitzen könnten. Der medizinische Fortschritt in diesem Bereich bleibt mit Spannung zu beobachten.
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