Gestern, am 5. November, erreichte die serbische Stadt Novi Sad einen kritischen Punkt. Eine große Anzahl von Bürgern versammelte sich am Hauptbahnhof, um der Tragödie zu gedenken, bei der ein Vordach einstürzte und 14 Menschen ihr Leben verloren. Der friedliche Protest verlief nicht, wie erhofft, sondern eskalierte heftig: Steine, Pyrotechnik und rote Farbe wurden in Richtung des Rathauses geworfen.
Scharfer Polizeieinsatz und politische Reaktionen
Die Polizei reagierte mit Tränengas und nahm zahlreiche Personen fest. In einer schnellen Reaktion beschuldigte die Regierung die Opposition, die Demonstrationen initiiert und die Gewalt entfesselt zu haben. Währenddessen sprach der serbische Präsident Aleksandar Vučić zu seinen Anhängern und versprach, dass sowohl die Verantwortlichen für die Ausschreitungen als auch für den Bauunfall zur Rechenschaft gezogen würden. Die Opposition hingegen warf der Regierung vor, Agenten eingesetzt zu haben, um die Demonstranten zu diskreditieren.
Forderungen nach Rücktritten und Transparenz
Kernstück der Proteste sind Forderungen nach Rücktritten von Premierminister Miloš Vučević, dem Bürgermeister von Novi Sad, Milan Đurić, sowie die Bestrafung der Verantwortlichen für die Katastrophe am Bahnhof. Transparente mit der Aufschrift „Krivi ste, odgovaraćete“ („Ihr seid schuld, ihr werdet zur Verantwortung gezogen“) begleiteten den Protestzug, zusammen mit Bildern der Verstorbenen.
Die Demonstranten verlangen auch Einsicht in die Verträge mit dem chinesischen Konsortium CRIC&CCCC, welches die Bahnhofsanlage rekonstruiert hat. Dazu fordern sie Transparenz in weiteren geheimen Vereinbarungen zwischen der Regierung und privaten Unternehmen.
Nach dem Unglück wurden bereits 48 Personen von den zuständigen Behörden vernommen, darunter der prominente Politiker Goran Vesić, der zuvor das Amt des Bau- und Infrastrukturministers innehatte. Die Ermittlungen fokussieren sich auf die Ursachen des Einsturzes und mögliche Aufsichtsmängel. Präsident Vučić erklärte, dass die rechtskräftige Klärung der Schuldfrage äußerst komplex sei, während Spekulationen über lange erodierte Bauteile im Raum stehen. Oppositionsparteien und Bürgergruppen fordern weiterhin eine tiefgehende Aufarbeitung der Ereignisse.
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