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Pleite

Österreichisches Hotelimperium insolvent: 17 Millionen Euro Schulden, 135 Gläubiger betroffen

Hotel Österreich Alpen
Symbolfoto. FOTO: iStock/extravagantni

Mitten im Expansionskurs trifft es die Hotelgruppe Alpin Family hart: 17 Millionen Euro Schulden, 135 Gläubiger und ein Sanierungsverfahren erschüttern den Tourismusriesen.

Die Alpin Family GmbH, ein auf Ferienhotels spezialisiertes Unternehmen, ist zahlungsunfähig. Das Handelsgericht Wien hat am 30. April 2025 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eingeleitet. Der Hotelbetreiber, der in mehreren westösterreichischen Regionen wie Zell am See, Kaprun, Leogang sowie in Tirol und Oberösterreich tätig ist, steht mit rund 17 Millionen Euro in der Kreide. Von der Insolvenz sind etwa 135 Gläubiger und 73 Beschäftigte betroffen. Trotz der finanziellen Schieflage soll der Hotelbetrieb während des Verfahrens fortgeführt werden.

Das Wiener Unternehmen führt Marken wie „AvenidA“, „The House Collection“ und „Alpin Rentals“ und verfügt über ein Portfolio von mehr als 3.000 Betten in touristischen Hochburgen Westösterreichs. In den vergangenen Jahren verfolgte Alpin Family einen aggressiven Expansionskurs und plante eine Umsatzsteigerung auf 75 Millionen Euro bis 2025 – ein anvisiertes Wachstum von 20 Millionen Euro gegenüber den Vorperioden.

Ursachen der Krise

Für den finanziellen Zusammenbruch macht das Unternehmen mehrere Faktoren verantwortlich: steigende Personalkosten und die anhaltende Inflation hätten die Liquidität belastet. Zusätzlich habe ein unerwartet schwaches Wintergeschäft zu rückläufigen Übernachtungszahlen geführt. Die Eingliederung neuer Betriebe erwies sich als schwieriger als kalkuliert. Zudem zeigten Investitionen in digitale Infrastruktur und Personalressourcen nicht die erhoffte schnelle Wirkung, was die angespannte Finanzlage weiter verschärfte.

Die Hotelgruppe strebt eine Sanierung an und bietet ihren Gläubigern eine Quote von 20 Prozent an, die binnen zwei Jahren beglichen werden soll. Das Management zeigt sich optimistisch, dass der Betrieb an sämtlichen Standorten weitergeführt werden kann und die Lohnzahlungen gesichert sind. Laut KSV1870 bleibt jedoch offen, ob eine Fortführung im Interesse der Gläubiger steht. Tanja Schartel vom KSV1870 erklärt, dass der Insolvenzverwalter dies prüft und gleichzeitig den Wert der 14 Liegenschaftsanteile und Beteiligungen evaluiert.

Branchenweite Herausforderungen

Der Fall Alpin Family steht nicht allein. Seit Jahresbeginn 2024 wurden bereits acht größere Hotelbetriebe in Tirol und Salzburg insolvent, mit einem Gesamtschuldenstand von über 60 Millionen Euro. Ähnlich erging es der Hotelgruppe Alpen Resort, die im März 2025 ebenfalls ein Sanierungsverfahren einleiten musste. Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) verweist auf strukturelle Probleme der gesamten Branche: Die Betriebskosten sind seit 2022 durchschnittlich um 23 Prozent gestiegen, während die Übernachtungszahlen in der Wintersaison 2024/25 in den betroffenen Regionen um rund 12 Prozent zurückgingen.

Regionale Auswirkungen

Die finanzielle Schieflage des Unternehmens wirft Schatten auf die betroffenen Tourismusregionen. Mit seinem umfangreichen Bettenangebot zählt Alpin Family zu den bedeutenden Akteuren im österreichischen Fremdenverkehr. Besonders in den Salzburger Regionen Pinzgau und Pongau wird die weitere Entwicklung mit Spannung verfolgt – nicht zuletzt mit Blick auf die bevorstehende Sommersaison.

Der Erfolg des angestrebten Neustarts hängt von mehreren Faktoren ab: der Kooperation mit dem Insolvenzverwalter, dem Vertrauensvorschuss der Gläubiger und nicht zuletzt der künftigen Buchungslage. Die Tourismusbranche beobachtet den Fall aufmerksam, und die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Restrukturierung gelingt.