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Konjunkturaussichten

Österreichs Wirtschaft kämpft gegen Staatsverschuldung

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. (FOTO: EPA-EFE/OMER MESSINGER)
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. (FOTO: EPA-EFE/OMER MESSINGER)

In Österreich wächst das Staatsdefizit schneller als erwartet, während die Staatsverschuldung neue Höhen erreicht. Experten warnen vor den langfristigen Folgen für die Wirtschaft und die nationale Wettbewerbsfähigkeit.

Die Erwartungen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in Österreich müssen erneut verschoben werden. Ökonomen korrigieren ihre Prognosen, da das Staatsdefizit stärker steigt als erwartet. Die neue Regierung steht vor einer fiskalpolitisch herausfordernden Aufgabe. Der Wifo-Chef Gabriel Felbermayr brachte es treffend auf den Punkt: „Wir brauchen ein Rendezvous mit der Realität.“

Wohlstandsverlust

Seit 2019 hat Österreich einen Wohlstandsverlust erlitten, wobei das BIP pro Kopf heute um 1,5 Prozent niedriger ist als damals. Im Vergleich dazu ist es in der Eurozone um drei Prozentpunkte gestiegen. Staatliche Hilfen und stark steigende Löhne haben diese Entwicklung lediglich kaschiert. Felbermayr bezeichnet viele dieser Maßnahmen als „potemkinsche Dörfer“, da sie negative Folgen wie eine stark steigende Staatsverschuldung und eine geringere Wettbewerbsfähigkeit nach sich ziehen.

Diese Einschätzung teilt auch IHS-Chef Holger Bonin. Trotz des Erfolgs der Nationalmannschaft bleibt Österreich wirtschaftlich hinterher. Das heimische Wachstum liegt deutlich unter dem Durchschnitt des Euroraums und der OECD-Staaten. Wifo und IHS prognostizieren für 2024 lediglich eine Stagnation, mit Wachstumsraten von 0,0 bzw. 0,3 Prozent.

Teuerung & Inflation

Gleichzeitig steigen das Budgetdefizit und die Lohnstückkosten spürbar an. Die neue Regierung muss eine schmerzhafte Budgetkonsolidierung angehen, während sich die Wettbewerbsfähigkeit weiter verschlechtert. Zwar ist die Inflation nicht mehr das drängende Problem, doch der Rückgang der Teuerung gestaltet sich langsam und zäh. Die Konjunktur bleibt schwach, und die Hoffnung auf eine baldige Erholung schwindet.

Trotz der schwachen Konjunktur bleibt der Arbeitsmarkt relativ stabil. Die Arbeitslosenquote soll sich zwar von 6,4 auf 6,9 Prozent erhöhen, bleibt jedoch weit von den Werten der Coronapandemie entfernt. Die Zahlen zum Budgetdefizit wurden mit Spannung erwartet. Wifo und IHS haben ihre Erwartungen deutlich angehoben und liegen über den Zielwerten des Finanzministeriums.

Die Mittelfristprognosen bleiben düster. Trotz günstigerer Konjunkturaussichten für 2025 wird sich die Lage der öffentlichen Haushalte nicht verbessern. Die gesamtstaatliche Finanzierungssaldo könnte auf 3,2 bzw. 3,1 Prozent steigen, was die Maastricht-Vorgabe überschreitet. Gründe sind unter anderem die beschlossenen Zusatzausgaben im neuen Finanzausgleich und Maßnahmen zur Abmilderung der Energie- und Teuerungskrise.