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Figlmüller-Mord

Rache-Prozess enthüllt: So wurden Balkan-Mafiosi in Ottakring ermordet

Polizei
Symbolbild FOTO: iStock

Ein geplanter Rachemord in Wien enthüllt die düsteren Machenschaften krimineller Clans. Ein Prozess beleuchtet nun die brutalen Details.

Am Dienstag wird das Wiener Landesgericht unter strengen Sicherheitsvorkehrungen Schauplatz eines Prozesses, der tief in die kriminellen Strukturen der Unterwelt blicken lässt. Der Prozess dreht sich um eine geplante Racheaktion für einen Mord im Jahr 2018 in der Wiener Innenstadt. Ein Serbe, der dem Skaljari-Clan angehörte, wurde damals nach einem Restaurantbesuch im Figlmüller durch einen Kopfschuss getötet.

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Zwei Männer, ein 47-jähriger Serbe und ein 56-jähriger Montenegriner, die dem rivalisierenden Kavač-Clan zugerechnet werden, sollten durch eine Vergeltungsaktion für den Mord auf offener Straße bestraft werden. Nach Ermittlungen waren elf Mitglieder des Skaljari-Clans in die Planung involviert. Ein 29-jähriger Montenegriner steht nun vor Gericht, angeklagt wegen versuchten Mordes und Anstiftung zum versuchten Mord.

Geplante Racheaktion

Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, die potenziellen Opfer überwacht und ihre Ermordung geplant zu haben. Zunächst war ein Bombenanschlag vorgesehen, der bei Misslingen durch kolumbianische Auftragsmörder in Wien ausgeführt werden sollte. Diese Details erläuterte Daniel Lichtenegger, Leiter des Büros für Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt, in einem Pressegespräch.

Der Kavač-Clan, der von Montenegro aus operiert, befindet sich seit dem Verschwinden einer 200 Kilogramm schweren Drogenlieferung im Jahr 2014 in Spanien in einem offenen Konflikt mit dem Skaljari-Clan. Beide Gruppen kämpfen um die Kontrolle des europäischen Drogenhandels. Dieser Krieg hat weltweit bereits 80 Menschenleben durch Schießereien, Folter oder gezielte Bombenanschläge gefordert.

Fehlgeschlagene Anschläge

Der Mordanschlag in Wien-Ottakring scheiterte laut Anklage durch einen Zufall. Am 22. Februar 2020 versagte die Zündung, wodurch der 47-Jährige unversehrt ein Balkan-Lokal verlassen konnte. Dieter Csefan, Leiter des Büros für organisierte Kriminalität, sagte: „Das wäre eine Katastrophe gewesen, wenn es zur Zündung gekommen wäre. Da hätte es vermutlich die halbe Koppstraße zerrissen.“

Ein weiterer Mordversuch scheiterte an der Sprachbarriere der kolumbianischen Auftragsmörder, die der Angeklagte nach Österreich gebracht haben soll. Sie kamen zu spät am Treffpunkt an. Die beiden Hauptverantwortlichen des Komplotts starben im Oktober bzw. November 2020 in der Türkei und Montenegro, wo sie entführt, gefoltert und erschossen wurden. Einer der kolumbianischen Auftragsmörder starb in seiner Heimat an einer Pestizidvergiftung, der andere wurde im Februar 2024 in Bar, Montenegro, gefasst.

Die Anklage stützt sich auf detaillierte Kommunikationsprotokolle von Kryptohandys, die vom FBI in Mafia-Organisationen eingeschleust und von der Arbeitsgruppe „Achilles“ im BKA ausgewertet wurden. Diese Technik führte auch zur Verhaftung und Verurteilung des Drogenbosses Dexter.