Der Klimawandel schafft neue Gefahren: Neben heimischen Zeckenarten breitet sich nun auch die aggressive asiatische Riesenzecke in Europa aus – mit potenziell tödlichen Folgen.
Die zunehmend wärmeren Klimabedingungen der vergangenen Jahre haben zu einer verstärkten Ausbreitung von Zecken und den von ihnen übertragenen Krankheiten geführt. Nicht nur in Österreich steigt die Zahl der FSME-Infektionen (Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine durch Zecken übertragene Viruserkrankung), auch die italienische Provinz Triest verzeichnet laut der Tageszeitung „Il Piccolo“ einen deutlichen Anstieg von Erkrankungen nach Zeckenbissen. „Die Zecken vermehren sich inzwischen ganzjährig. Der Klimawandel schafft ihnen auch in unseren nördlicheren Breitengraden einen geeigneten Lebensraum“, erklärt Maurizio Ruscio, ein führender italienischer Zeckenexperte.
Der Wissenschaftler untersucht seit den frühen 1980er-Jahren durch Zeckenbisse verursachte Erkrankungen wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis, die schwerwiegende Folgeschäden und in manchen Fällen sogar tödlich verlaufen können. Im Triester Karst (Karstlandschaft bei Triest) hat sich die Riesenzecke bereits erheblich verbreitet, wie das Triester Stadtmuseum für Naturgeschichte im letzten Sommer bekannt gab. Die Tiere bevorzugen sonnige, offene Flächen mit niedrigem Graswuchs und steinigem Untergrund.
Asiatische Riesenzecke
Die Situation verschärft sich durch die immer tropischeren Temperaturen, die nun auch der asiatischen Riesenzecke Hyalomma marginatum optimale Bedingungen in Europa bieten. Diese mit Zugvögeln aus Afrika und dem Osten eingeschleppte Art kann nicht nur die gleichen Krankheiten wie heimische Zeckenarten übertragen, sondern zusätzlich das Krim-Kongo-Fieber – eine Viruserkrankung, gegen die weder Impfstoffe noch Medikamente existieren.
Im Gegensatz zu einheimischen Holzböcken verfügen die etwa viermal größeren Hyalomma-Zecken über Augen, bewegen sich aktiv auf ihre Wirte zu und können diese über mehrere Meter verfolgen. Der italienische Experte empfiehlt bei Aufenthalten in der Natur entsprechende Vorsichtsmaßnahmen: „Man sollte lange Hosen tragen und kann auch spezielle Sprays verwenden, die vor Zeckenbefall schützen. Nach der Rückkehr nach Hause empfiehlt sich zeitnahes Duschen und gründliches Durchsuchen der Kleidung.“
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Schutzmaßnahmen empfohlen
Bei einem Zeckenbiss sollte das Spinnentier möglichst rasch entfernt werden – idealerweise mit einem speziellen Zeckenentferner, um auch den Kopf des Parasiten vollständig zu erfassen. In Österreich wurde nach Angaben der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) bislang kein Fall von Krim-Kongo-Fieber dokumentiert.
Allerdings wurden auch hierzulande bereits erwachsene Exemplare der Hyalomma-Zecke nachgewiesen, die als Überträger dieser gefährlichen Viruserkrankung fungieren können.
Aktuelle Entwicklung in Österreich
Die AGES meldet für das Jahr 2024 eine Zunahme an Funden der Hyalomma-Riesenzecke in Österreich. Neben der bekannten Einschleppung durch Zugvögel wurde ein neuer Übertragungsweg identifiziert: Erwachsene Exemplare wurden in Fahrzeugen nach Heimreisen aus Kroatien entdeckt. Auch die FSME-Fallzahlen zeigen für 2023 und Anfang 2024 einen kontinuierlichen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren.
Verbreitungskarten der AGES dokumentieren zwar mittlerweile einzelne Hyalomma-Funde in verschiedenen Regionen Österreichs, jedoch gibt es derzeit keine Hinweise auf eine etablierte Population. Experten schätzen das Risiko einer Verbreitung des Krim-Kongo-Fiebers in Österreich daher momentan als gering ein. Die längere und intensivere Zeckenaktivität infolge der Erderwärmung bleibt dennoch ein Faktor, der die Gesundheitsbehörden zu erhöhter Wachsamkeit veranlasst.
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