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KABARETT

„Serben sterben langsam“: Österreicher und Serben dürfen sich gleich beleidigt fühlen

Malarina_Serben sterben langsam (FOTO: zVg.)

Malarina ist keine gewöhnliche Künstlerin. In Serbien geboren, in Innsbruck aufgewachsen, zog sie nach Wien, um vergleichende Literaturwissenschaft zu studieren. Während ihres Lebens in Österreich beobachtete sie intensiv die Menschen und gesellschaftliche Phänomene um sich herum und beschloss, ihre Beobachtungen aufzuschreiben. So wurde ihr erstes Kabarett „Serben sterben langsam“geboren und weitere Kunstwerke sind geplant.

KOSMO: Wann hast du begonnen, literarische Werke zu schreiben?
Malarina: Ich habe immer schon geschrieben aber vorwiegend Lyrik. Ein paar Romane sind immer noch in der Bearbeitung. Bisher war das alles nur für meine Festplatte, aber dann haben mir viele Menschen gesagt, die mich kennen, ich soll einen Kabarett schreiben. Ich habe mit einem Gedanken begonnen und in einem nicht ganz vollen Jahr sehr viel Kabarett-Material geschrieben.

Worum geht es konkret in „Serben sterben langsam“ und warum dieser Name?
Der Name stellt einen Bezugnahme auf Karl Kraus dar – „Serbien muss sterbien“. Die Propaganda aus dem Ersten Weltkrieg. Im konkreten Fall bei „Serben sterben langsam“ habe ich das Thema verarbeitet, das mich immer sehr beschäftigt hat – wie es sein kann, dass die Gruppe von Serben dieses HC-Kult haben und viele Serben Rechtsradikale in Österreich wählen. Das Kabarett ist auch eine Antwort auf alle historische Ereignisse, die Serbien und Österreich verbinden – von 1914 bis heute. Es ist eine chronologische Auflistung und ich spiele das Sujet einer rechts-radikalen Serbin, die seit Ibiza sehr traurig ist und nicht weiß, was sie jetzt machen soll, wen sie wählen soll, wo sie mit sich selbst hin soll.

„Das Kabarett ist eine Antwort auf alle historische Ereignisse, die Serbien und Österreich verbinden – von 1914 bis heute.“

Warum wählen Serben, deiner Meinung nach, rechte Politiker?
Ich denke, dass Rechtsradikale am Balkan gewählt werden, weil wir ja vorher eine kommunistische Diktatur hatten und als es dann die demokratische freie Wahlen gab, haben viele Nationen von diesem Recht gebraucht gemacht, ihre Faschisten selbst zu wählen. Irgendwann wurde das rechtsradikale Gedankengut bei uns als Symbol für Demokratie verstanden. Wenn wir vorher Kommunisten waren, dann gab es für uns keinen Schritt nach links mehr. Es gab nur rechts. Das leidige Kosovo-Thema, das Strache propagiert hat, hat bei Serben auch dazu beigetragen, dass die Rechten gewählt werden. Ich glaube, dass man mit HC einfach das Gefühl genossen hat, Lieblings-Tschusch zu sein. Und prinzipiell ist der Gedanke so – wenn die Rechtsradikalen in einem Land Ausländer tolerieren, dann kann uns nichts mehr passieren. Das Thema ist auch mit dem Identitätsverlust verbunden und mit der nicht geglückten Integration. Die hat wahrscheinlich damit zu tun, dass Gastarbeiter davon ausgingen, dass sie wieder heimkehren würden. Danach sind aber Kinder gekommen und wir hatten eigene Probleme in den 1990er, wo sich die Menschen mehr mit eigenen Ländern als mit der Kultur beschäftigt haben. Ich glaube, dass die meisten Nationen das Gefühl bekommen haben – sie verlieren ihre Identität, Kultur und wurden auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert und das ist meistens Hass.

„Ich glaube, dass man mit HC einfach das Gefühl genossen haT, Lieblings-Tschusch zu sein. Und prinzipiell ist der Gedanke so – wenn die Rechtsradikalen in einem Land Ausländer tolerieren, dann kann uns nichts mehr passieren.“

Warum hast du dich entschieden, das Thema in Form eines Kabaretts zu bearbeiten?
„Serben sterben langsam“ ist sehr schwerer Stoff. Ich verarbeite zwei Weltkriege und es ist sehr schwer in einer Form zu schreiben, sodass die LeserInnen ein Kabarett-Gefühl bekommen. Die Themen sind schwer zu thematisieren. Aus diesen Gründen habe ich ein Kabarett daraus gemacht. Ich glaube, viele haben vor mir und werden nach mir versuchen, sachlich, ohne Witze an das Thema ranzugehen, aber leider scheitert jeder, der mit den Leuten darüber sachlich reden will. Ich möchte sehen, was passiert, wenn sie lachen. Vielleicht geht´s dann besser. (lacht) Vielleicht kann ich daraus ein lustiges Buch machen. Das Kabarett ist leichter, weil es nicht der erhobene Zeigefinger ist, sondern eine gewisse Ratlosigkeit. „Serben sterben langsam“ ist das erste Solo, dass ich aus diesem Material geformt habe.

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