Start Aktuelles
Sicherheitsrisiko

Skandal bei Swiss: Experten kritisieren Vertuschung von Sicherheitsrisiken

Swiss International Airlines Airbus
FOTO: iStock/K G Yon

Ein Flugbegleiter stirbt nach Rauch in der Kabine: Ein Bericht deckt massive Sicherheitslücken auf. Experten warnen vor vertuschten Risiken in der Luftfahrt.

Ein tragischer Vorfall bei der Lufthansa-Tochter Swiss hat die Aufmerksamkeit der Ermittlungsbehörden in Österreich auf sich gezogen. Im Fokus stehen mögliche Versäumnisse der ministeriellen Sicherheits-Untersuchungsstelle (SUB) und die Frage, ob wesentliche Sicherheitsrisiken in der Luftfahrt ignoriert werden. Ein Preliminary Report zu einem Unfall, bei dem ein junger Flugbegleiter nach einer Notlandung in Graz aufgrund von Rauch in der Kabine starb, wirft Fragen auf.

Dieter Scholz, ein Experte für Flugzeugbau und ehemaliger Airbus-Ingenieur, kritisiert die SUB scharf. Er bemängelt, dass entscheidende Details, wie der Grund für den Raucheintritt in die Kabine, verschwiegen werden. Laut Scholz zeigt der Bericht der SUB, dass ein weltweit fehlerhaftes Klimaanlagensystem dafür verantwortlich sei, dass Rauch in die Kabine gelangt. Dies sei ein schwerwiegendes Problem für Hersteller und Airlines, das vertuscht werde, um die Aufmerksamkeit von der Problematik abzulenken.

Technische Hintergründe

Die Luft für den Innenraum der meisten Flugzeuge wird über das Triebwerk aufgenommen, ungefiltert in die Kabine geleitet und kann bei Kontamination mit Öl giftige Dämpfe enthalten. Diese sogenannten „Fume Events“ haben bereits zu Verletzungen und Todesfällen geführt. Trotz dieser Gefahren scheuen sich internationale Untersuchungsstellen, die Ursachen genauer zu untersuchen, so Scholz. Flugzeughersteller und Airlines spielen die Risiken herunter, oft wird nur von unangenehmen Gerüchen gesprochen. Doch laut Schätzungen tritt ein solches Ereignis bei einem von 2000 Flügen auf. Eine neue private Untersuchung deutet darauf hin, dass ein solches Ereignis möglicherweise auch beim Absturz einer Germanwings-Maschine vor zehn Jahren eine Rolle gespielt haben könnte.

Ein weiteres Problem ist das Fehlen von Fluchtmasken für Passagiere. In der Swiss-Maschine im Dezember soll die Crew aufgrund des Rauchs handlungsunfähig gewesen sein, weshalb Passagiere und der Co-Pilot die Notausgänge öffneten. Diese Details fehlen jedoch im offiziellen Bericht, der lediglich erwähnt, dass zwei Türen nicht geöffnet wurden.

⇢ Bei diesen Airlines ist die Powerbank verboten!

Reaktionen und Ermittlungen

Die Swiss verteidigt sich, indem sie auf die Einhaltung der Industriestandards verweist. Auch das Verkehrsministerium unter Peter Hanke (SPÖ) weist die Vorwürfe der Vertuschung zurück. Man arbeite an einem Bericht, der noch keine Analysen, sondern lediglich faktische Informationen enthalte, da die Untersuchung noch nicht abgeschlossen sei. Die Ermittlungen zu einem durch Hagel beschädigten Airbus der Austrian Airlines (AUA) wecken ebenfalls Interesse der Staatsanwaltschaften in Wien und Korneuburg. Hier stehen Amtsmissbrauch und Begünstigung im Raum.

Die Entwicklungen in der Luftfahrt werfen damit nicht nur technische, sondern auch juristische Fragen auf.