KOSMO sprach mit Stefanie Lamp, Bezirksvorsteherin von Ottakring, über aktuelle Herausforderungen im 16. Wiener Gemeindebezirk. Im Zentrum des Gesprächs standen leistbares Wohnen, Bildungsangebote, Verkehrsinfrastruktur sowie Maßnahmen zur Sicherheit und sozialen Integration.
KOSMO: Wien steht vor großen Herausforderungen wie steigenden Lebenskosten und Wohnungspreisen. Wie begegnet Ottakring dieser Entwicklung, und welche Maßnahmen setzt der Bezirk, um leistbares Wohnen sicherzustellen?
Stefanie Lamp: Sozialer Wohnbau hat in unserer Stadt eine lange Tradition und hat sich bewährt. Andere Metropolen weltweit beneiden uns um die vergleichsweise niedrigen Mieten. Als Antwort auf die große Nachfrage nach kostengünstigen Wohnungen und die jüngsten Kostenentwicklungen am freien Markt baut die Stadt Wien zurzeit auch wieder Gemeindewohnungen. In Ottakring gibt es rund 100 Adressen, an denen Gemeindebauten der Stadt Wien verortet sind. Ein prominentes Beispiel ist der Sandleitenhof mit rund 1.500 Wohneinheiten. Als Bezirksvorsteherin ist für mich jedenfalls klar, dass alle Menschen lebenswertes und leistbares Wohnen verdient haben und auch, wenn wir auf private Mietverträge keinen Einfluss haben, so kann die Stadt zumindest bei prekären Situationen, wie Missständen in Stiegenhäusern die Stelle für Sofortmaßnahmen informieren, die Verbesserungen bei den Hauseigentümern anregt.
KOSMO: Die Wohnbauoffensive der Stadt stößt auf Kritik, insbesondere wegen des möglichen Verlusts von Grünflächen. Wie positionieren Sie sich dazu, und wie schafft Ottakring hier den Ausgleich?
Stefanie Lamp: Wien hat im Vergleich zu vielen anderen Großstädten einen hohen Anteil an Grünraum. Die Stadt ist bekannt für ihre zahlreichen Parks, Gärten und Grünflächen, die einen wichtigen Teil der Lebensqualität ausmachen. Was Ottakring betrifft, so entfallen 49 % der Bezirksfläche auf Grünland und Gewässer, also gut die Hälfte des Bezirks sind unverbautes Frei- und Erholungsgebiet. Wir versuchen trotzdem überall da, wo aufgrund von Instandsetzungsarbeiten die Straße aufgegraben werden muss, zu entsiegeln und neuen Grünraum entstehen zu lassen. Mir ist es besonders wichtig, dass jede Ottakringerin und jeder Ottakringer auch im dicht besiedelten Gebiet einen schattigen Lieblingsplatz im Freien mit Aussicht auf einen Baum oder ein Blumenbeet finden kann.
KOSMO: Bildung ist für viele Familien ein zentrales Thema. Welche Initiativen verfolgt Ottakring, um für ausreichenden und qualitativ hochwertigen Schulraum zu sorgen?
Stefanie Lamp: Bildung ist im Bezirk ein zentrales Thema, wenn auch viele Kompetenzen nicht im Bereich des Bezirks liegen. Der größte Betrag im Ottakringer Bezirksbudget kommt jedes Jahr den Kindergärten und Schulen zugute. In den vergangenen Jahren wurden die Pflichtschulen im Bezirk durch das Schulsanierungspaket mit einer Gesamtinvestition von rund 100 Mio. Euro saniert, modernisiert und erweitert. Auch die Instandhaltung bildet einen großen Kostenfaktor. Mit Abschluss der Bauarbeiten am Schulstandort Schinnaglgasse werden alle Pflichtschulen demensprechend modernisiert sein. In den kommenden Jahren sollen weitere Verbesserungen an den Kindergartenstandorten folgen. Außerdem haben wir uns die Schulvorplätze und Schulwege in puncto Sicherheit genau angesehen und werden auch hier zahlreiche Verbesserungen im Sinne der Ottakringer Kinder umsetzten.
Zusätzlich zur baulichen Komponente ist uns aber auch der gemeinsame Austausch und der stetige Kontakt mit den Pädagoginnen und Pädagogen besonders wichtig und wir organisieren regelmäßige Vernetzungstreffen, um auch über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen zu sprechen.
KOSMO: Im Rahmen der Bezirksentwicklung werden auch Schulvorplätze und Schulwege verbessert. Welche konkreten Projekte sind hierfür vorgesehen, und wie tragen sie zur Sicherheit und zum Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler bei?
Stefanie Lamp: Der Vorplatz der Grubergassse, wo im Zuge der Neugestaltung der Thaliastraße ein Schulvorplatz entstanden ist. Auch der Vorplatz der Schulen Grundsteingasse und der Lorenz-Mandl-Gasse werden attraktiver.
Bei den Schulwegen ist es so, dass Fußgängerinnen und Fußgänger und im Besonderen die Kinder mitunter die vulnerabelste Gruppe an Verkehrsteilnehmenden bilden. Ziel ist es, Kreuzungen der Schulwege einsichtiger und übersichtlicher und damit sicherer für die Kinder zu gestalten. Hier sind einige Beispiele für Kreuzungen, die bereits umgesetzt wurden oder mit noch mehr Sicherheit, beispielsweise durch die Verbesserung der Sichtachsen, noch umgesetzt werden:
- Roseggergasse/Wernhardtstraße (Errichtung einer Bedarfsampel)
- Arnethgasse/Speckbachergasse
- Arnethgasse/Redtenbachergasse
- Hasnerstraße/Liebhartsgasse
- Enenkelstraße/Hasnerstraße
- Herbststraße/Liebhartsgasse
- Ottakringer Straße/Wurlitzergasse
- Wilhelminenstraße/Odoakergasse
KOSMO: Sicherheit bleibt ein zentrales Anliegen der Bürgerinnen und Bürger. Wie bewerten Sie die aktuelle Polizeipräsenz in Ottakring, und welche Schritte sind geplant, um das Sicherheitsgefühl zu stärken?
Stefanie Lamp: Das Sicherheitsgefühl in Ottakring hängt von vielen Faktoren ab, nicht alle kann der Bezirk unmittelbar beeinflussen. Wir bemühen uns, den öffentlichen Raum so sicher wie möglich zu gestalten und investieren jedes Jahr rund 1 Mio. Euro in Sozialarbeit im öffentlichen Raum. Abseits davon fehlen zurzeit rund 100 Polizistinnen und Polizisten in Ottakring und Hernals, was für die Kolleg*innen in Einsatz durchaus eine Zusatzbelastung bedeutet. Insgesamt braucht es hier einen Schulterschluss und eine gemeinsame Lösung von Land und Bund.
Ottakring soll ein Ort sein, an dem sich alle wohl und sicher fühlen können.
KOSMO: Soziale Dienste spielen eine wichtige Rolle im Bezirk. Wie wird Ottakring die Sozialarbeit ausbauen, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden?
Stefanie Lamp: Wir setzen auf Sozialarbeit und in unterschiedlichen Initiativen, die verschiedene Zielgruppen „abholen“ und einbinden. In den Parks haben wir zum Beispiel die Parkbetreuung und die Fair-Play-Teams. Aufsuchende Arbeit leistet das Team von sam flex. Das Angebot wird gern und gut angenommen und auch in Zukunft einen großen Posten im Ottakringer Bezirksbudget darstellen.
Insgesamt trägt Sozialarbeit dazu bei, Ungleichheiten abzubauen und eine inklusive und solidarische Stadtgesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen die Möglichkeit haben, ein erfülltes Leben zu führen.
KOSMO: Die öffentliche Verkehrsinfrastruktur ist für viele Wienerinnen und Wiener essenziell. Welche Pläne gibt es für Ottakring, um die Öffis weiter auszubauen und zu verbessern?
Stefanie Lamp: Wichtig ist, dass die Situation und die Bedürfnisse aller Ottakringerinnen und Ottakringer laufend evaluiert werden. Wir stehen in engem Austausch mit den Fachdienststellen der Stadt Wien und den Wiener Linien und versuchen, wenn möglich immer Verbesserungen im Sinne der Bewohnerinnen und Bewohner zu erzielen wie zum Beispiel jüngst auf der 2er-Linie. Hier wurde der Betrieb erst vor kurzem auf Niederflurbetrieb umgestellt, was das Umsteigen in den Stationen komfortabler und schneller gestaltet und somit die Aufenthaltsdauer in der einzelnen Station verkürzt. Zukünftig wird die Signalschaltung am Johann-Nepomuk Berger-Platz optimiert und eine Ausgleichszeit am Schwarzenbergplatz eingerichtet, damit können die Intervalle bis nach Dornbach stabilisiert werden. Seit Jahresbeginn gibt es außerdem eine Intervallverbesserung der Buslinien 45A, 46A und 46B und auch vom Ausbau der U5 werden bestimmt einige Ottakringerinnen und Ottakringer profitieren. Alle Maßnahmen gemeinsam sollen für einen langfristig zuverlässigen 2er sorgen. Auch wenn wir im Westen Wiens ein gutes Öffis Netz haben, können Optimierungen in diese Richtung den Komfort für die Fahrgäste und somit für die Ottakringerinnen und Ottakringer deutlich steigern.
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