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P.A.K.I.

Švaba Ortak: „Die Welt oder nichts“

Švaba Ortak: „Die Welt oder nichts“ (FOTO: Alex Kardos)

Es gibt viele Rapper in Wien, aber nur sehr wenige, die mit ihren Songs so vielen Menschen aus der Seele rappen. Švaba Ortak (bürgerlich Pavle Komatina) scheut sich nicht vor der Straße und dem echten Leben und bringt uns Themen näher, die jeden von uns berühren.

Jetzt ist aber die Zeit gekommen, dass er seine eigenen Geschichten erzählt. Am 2. Juli hat der junge Wiener mit Balkan-Wurzeln sein zweites Album „Atlas oder nada“ veröffentlicht. „Die Intention des Albums war es, die Botschaft zu übermitteln: ´die Welt oder nichts´ bzw. meine Welt zu präsentieren und sonst gar nichts“, sagt der 29-jährige Rapper im Interview mit KOSMO.

„´Atlas´ bedeutet Welt und bezeichnet in der griechischen Mythologie den Mann, der die ganze Welt auf den Schultern trägt. Es steckt eine zweideutige Symbolik dahinter, weil Atlas Last trägt und ich versuche das so zu verkörpern, dass meine Musik vielen Menschen hilft und, bzw. dass ich ihnen helfe, indem ich ihre Last mit meiner Musik trage. Ich schreibe und singe über Sachen, die im echten Leben auf der Straße passieren und mich zutiefst berühren. Man muss Teil der Welt sein, damit man sie auch anderen näher bringen kann.“ Durch seine Texte agiert Pavle als Stimme für die Stummen und seine Musik vertritt das Volk, die Straße und die kleinsten Winkel.

Ich helfe vielen Menschen, indem ich ihre Last mit meiner Musik trage.

Švaba Ortak

„Galaxie“, „Himmel“, „Ayahuasca“, „Arkanum“ sind nur einige von 16 Songs, die auf der Tracklist stehen und Themen wie Lebenskämpfe, die einen prägen, gebrochene Herzen, heimliche Liebe, Abtreibung und all das, was Menschen in ihrem Leben durchmachen, aufgreifen. Zusammengefasst – geht es um diese Welt und unsere Rolle in ihr.

„Das Album hat eine futuristische Schiene, die ganz wichtig ist. Daher hört es sich wie mein erstes Album an. Man könnte sagen, dass ein neuer Švaba Ortak aus dem Album entstanden ist. Es wird einfach gezeigt, dass ich zu jedem Stil meine Worte zu Papier bringen kann. Ich singe nicht über Rolex und teure Autos, sondern über ernste Themen und habe wirklich dafür gesorgt, dass meine Worte gut gewählt sind. Meine Musik soll keine Eintagsfliege sein, sondern eine, die man sich nach einem Jahr wieder anhören und sagen kann – das ist geil!“

Das neue Album „Atlas oder nada“ ist am 2.7. erschienen. (FOTO: zVg.)

Vom Hobby zu Platz 4
Alles begann 2001/2, als Pavles Bruder ihm die Lieder von einer der bekanntesten Belgrader Hip-Hop-Gruppen „Beogradski sindikat“ zeigte. „Als ich sie gehört habe, wusste ich sofort, dass das meine Welt ist. Zwei, drei Jahre später habe ich begonnen, mich intensiv mit Musik zu beschäftigen bzw. Songs zu schreiben“, erinnert sich der junge Rapper zurück. Am Anfang hat er, geleitet von seinen Vorbildern, auf Serbisch gerappt, doch seine ersten Lieder entstanden auf Deutsch.  

Früher habe ich Musik aus dem Bauch heraus gemacht und alles zusammengewürfelt. Jetzt hat alles ein Konstrukt (…)

Švaba Ortak

„Am Anfang habe ich Musik als Hobby und nur für Freunde gemacht und es nicht so ernst genommen. Erst als ich eine gewisse Zahl an Songs gesammelt hatte, habe ich mich entschlossen, ein Album zu veröffentlichen. Seitdem ich einen Vertrag mit Sony Music habe, ist natürlich alles professioneller. Die Promotion ist viel stärker und ich passe jetzt mehr darauf auf, was und wie ich es schreibe. Früher habe ich Musik aus dem Bauch heraus gemacht und alles zusammengewürfelt. Jetzt hat alles ein Konstrukt und ich achte darauf, dass alles – vom ersten bis zum letzten Song – zusammenpasst.“

Sein erstes Album „Eva und Adam“ wurde 2019 unter dem Vertrag mit Sony Music veröffentlich und stieg in Österreich auf Platz 4 der Albumcharts ein.

Von Wien Mitte bis Dorćol…
Mittlerweile ist Švaba Ortak kein unbekannter Name mehr, sowohl in der deutschen bzw. österreichischen als auch in der serbischen Rap-Szene. In seiner Karriere hat er seine zwei Kulturen und Sprachen vereint und somit auch die zwei wichtigsten Teile seiner Persönlichkeit, die ihn von den anderen Rappern besonders hervorheben: er ist ein echter Wiener vom Balkan.

Zwei Jahre lang hat er in Deutschland gelebt und mit einigen der bekanntesten Namen zusammengearbeitet. „Dort ist eigentlich alles passiert. Doch nach zwei Jahren musste ich wegen einiger privaten Sachen zurück nach Wien. Außerdem liebe ich Wien zu sehr. Diese Stadt ist wie ein Strudel. Sie saugt dich in so einen Bann, dass ich das nicht in Worte fassen kann. Wenn ich auf dem Rochusmarkt spaziere und jeden begrüße, der dort arbeitet, meine Familie und Freunden treffe, dann weiß ich, dass ich hier zu Hause bin und dass das schwer ersetzt werden kann. Ich bin ein echter Wiener“, sagt uns Pavle stolz, schließt aber die Möglichkeit nicht aus, für seine Karriere wieder nach Deutschland zu ziehen. In Serbien arbeitet er auch intensiv mit dortigen Rappern zusammen, vor allem mit seinen ersten Vorbildern, die ihn mit der Liebe zum Rap angesteckt haben. „Šef Sale von ’Beogradski sindikat’ und ich kennen uns privat seit Jahren und sind mittlerweile sehr gute Freunde. Wir haben uns damals über meinen Kollegen und Freund Manijak kennengelernt. Ich erinnere mich noch, wie meine Knie bei unserem ersten Treffen gezittert haben. (lacht) Jetzt treffen wir uns oft in Belgrad oder Wien. Außerdem sind Napoleon und Juice Featuring Artists auf meinem neuen Album“, so der junge Rapper, der sowohl auf Deutsch als auch auf Serbisch rappt. „Wenn ich auf Deutsch rappe, fühle ich mich wie Falco und auf Serbisch wie Sindikat.“ Ihm selbst gefällt es eigentlich besser, wenn er auf Serbisch rappt.  

Wenn ich auf Serbisch rappe, bin ich ein komplett anderer Mensch.

Švaba Ortak

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