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Gefährdung

Terroralarm in Wien: Jugendliche auf digitalem Radikalisierungspfad

Polizei Wien.
Symbolfoto. FOTO: iStock/BalkansCat

Wiens Jugendkriminalität und Terrorismusverfahren steigen drastisch an. Besonders alarmierend: Jugendliche radikalisieren sich zunehmend online.

In Wien ist ein alarmierender Anstieg der Jugendkriminalität zu verzeichnen, begleitet von einer Zunahme der Terrorismusverfahren. Die Staatsanwaltschaft Wien meldet, dass die Zahl der Ermittlungsverfahren im Bereich Terrorismus in den letzten zwei Jahren um beeindruckende 69,23 Prozent angestiegen ist. 2022 wurden 130 Verfahren registriert, während im darauffolgenden Jahr 220 Fälle gemeldet wurden. Insgesamt entfielen 40 Prozent der österreichweit geführten 540 Verfahren wegen terroristischer Straftaten auf Wien, so die Angaben der Behördenleiterin Michaela Obenaus.

Jugendkriminalität und Radikalisierung

Parallel dazu zeigt die Jugendkriminalität in der Stadt eine besorgniserregende Entwicklung. Die Jugendstrafverfahren stiegen von 3.000 im Jahr 2022 auf 4.300 im Vorjahr an, was einer Erhöhung um 43,33 Prozent entspricht. Besonders auffällig ist der Anstieg schwerer Straftaten unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wobei die Zahl der sogenannten Intensivtäter zunimmt.

Ein weiteres Phänomen ist die digitale Dimension der Radikalisierung und Rekrutierung, die laut Obenaus nun nahezu ausschließlich über digitale Plattformen erfolgt. Früher fanden diese Prozesse häufig in Gebetshäusern statt, während heute Plattformen wie TikTok eine zentrale Rolle spielen. Die Zielgruppe wird dabei immer jünger, und die Radikalisierung vollzieht sich zunehmend in den privaten Räumen der Jugendlichen.

Veränderung terroristischer Aktivitäten

Die Art der terroristischen Aktivitäten hat sich ebenfalls gewandelt. Der Großteil der Fälle betrifft die digitale Verbreitung von Propagandamaterial an ein breites Publikum, gefolgt von der Planung terroristischer Taten. Ein konkreter Fall verdeutlicht dies: Ein 14-jähriger Schüler wurde am 10. Februar festgenommen und befindet sich seither in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, ein Anhänger der radikal-islamischen Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) zu sein und einen Terroranschlag geplant zu haben.

Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, erläuterte, dass der Jugendliche inzwischen geständig sei. Auf die Frage, ob er die Anschlagspläne zugegeben habe, antwortete Bussek: „Er leugnet nicht die Tatsache, dass er Schritte gesetzt hat.“ Derzeit werden Chats ausgewertet, die der Jugendliche mit IS-Rekrutierern geführt haben soll. Ob diese Personen namentlich bekannt sind und ob sie ebenfalls in die Ermittlungen einbezogen werden, konnte Bussek aufgrund des laufenden Verfahrens nicht näher erläutern.