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Rote Liste

UNESCO-Sitzung: bleibt Wiens Welterbestatus erhalten?

(FOTO: iStock/nick1803)
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Die 45. Sitzung der UN-Kulturorganisation UNESCO hat in der saudischen Hauptstadt Riad ihren Anfang genommen. Im Fokus der Diskussionen steht die Vergabe des Welterbestatus an weitere Kultur- und Naturstätten, wobei eine Auswahl aus über 50 Bewerbungen getroffen werden muss. Für Österreich hält die Sitzung besondere Spannung bereit: Wird das „Historische Zentrum von Wien“ weiterhin auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Welterbestätten verweilen?

Die Abstimmung über die gefährdeten Stätten, einschließlich Wiens, wird für Dienstag oder Mittwoch erwartet. Allerdings könnte die prall gefüllte Tagesordnung zu Verzögerungen führen. Der aktuelle Entwurf der Entscheidung, die „Draft Decision“, lässt auf eine Beibehaltung des Status quo schließen, was bedeutet, dass Wien auf der Gefährdungsliste bleibt. Obwohl momentan keine separate Diskussion über Wien geplant ist, könnte sich dies laut einem Sprecher der österreichischen UNESCO-Kommission noch ändern.

Hochhausbau am Heumark

Das „Historische Zentrum von Wien“ befindet sich seit 2017 auf der „Liste des gefährdeten Welterbes“, ein Status, der maßgeblich mit dem geplanten Hochhausbau der Firma Wertinvest am Heumarkt zusammenhängt. Das Projekt hat seit seiner Ankündigung mehrere Änderungen erfahren. Die neuesten Pläne beinhalten unter anderem eine 56,5 Meter hohe „Wohnscheibe“ und einen Neubau des Hotel Intercontinental mit 47,85 Meter Höhe. Trotz begrüßter Fortschritte seitens der Stadt, etwa in Bezug auf den Managementplan, mahnt die UNESCO zur Berücksichtigung des „Outstanding Universal Value“ (OUV) der Welterbestätte.

Globale Auswirkungen

Ursprünglich sollte die 45. Sitzung des Welterbekomitees im Juni 2022 in Russland stattfinden. Aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wurde sie jedoch verschoben und wird nun in Riad nachgeholt. Die Bedrohungen für das Weltkulturerbe sind vielfältig und reichen von Bauprojekten über Klimawandel bis hin zu Kriegen und Naturkatastrophen. Maria Böhmer, Präsidentin der deutschen UNESCO-Kommission, äußerte ihre Sorge über die anhaltenden Angriffe Russlands auf die Ukraine und deren Auswirkungen auf das Kulturerbe: „Besondere Sorge bereitet mir die Situation in der Ukraine, wo Russland seine Angriffe auf die Menschen, das kulturelle Erbe und damit die Identität des Landes bis heute unerbittlich fortsetzt.

Österreich wieder als unfreundlichste Land der Welt gekürt

Deutschland, das bereits 51 Welterbestätten vorweisen kann, hofft dieses Jahr auf einen Neuzugang. Die Landeshauptstadt Thüringens, Erfurt, hat sich mit ihrem jüdisch-mittelalterlichen Erbe um eine Auszeichnung beworben. „Durch die Anerkennung der UNESCO würde Erfurt Teil unseres gemeinsamen Menschheitserbes. Das führt uns noch einmal eindrücklich vor Augen, dass jüdisches Leben seit weit über 1.000 Jahren zu Deutschland gehört und auch in Zukunft gehören wird“, so Böhmer.

Sandra Plesser
Als zweites Kind jugoslawischer Gastarbeiter wurde Sandra in Wien geboren und studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Während ihrer Tätigkeit als Redakteurin bei Advanced Photoshop, mokant und Der Standard baute sie mittels Weiterbildungen ihr Wissen im Bereich Social Media-, Content- und Veranstaltungsmanagement aus. Nach drei Jahren in der Eventorganisation widmet sie sich bei KOSMO wieder ihrer Passion: dem Journalismus.